Meine Geschichten
  Probleme und ihre Lösungen
 

Für mich war es keine sonderliche Überraschung, dass die Anhänger der Legion dort vor uns standen und mit ihren Gewehren auf uns zielten. Ich konnte nicht direkt sagen, was es war, aber eine innere Stimme hatte mich gewarnt. Ihr Hauptquartier nieder zu brennen und ihnen sämtliche Geiseln zu stehlen, war anscheinend noch nicht genug gewesen, um diese Bande von rücksichtslosen Mördern zu stoppen.

 

Synchron zogen die Vampire um mich herum die Oberlippen hoch und fauchten leise, aber durchdringend. Mein Blick galt jedoch einzig und allein dem schwarzen Wagen, der in der Auffahrt stand. Mick saß dort wie ein Kind, das im Auto gelassen wird, während seine Eltern sich amüsieren und starrte furchtsam zu uns herüber. Ich versuchte, ihn durch Blicke zu beruhigen, aber es gelang mir nicht. Hoffentlich war er nicht töricht genug, sich in diesem Zustand zu uns zu begeben und mitzumischen. Das würde er nicht schaffen!

 

Ich warf Beth und Guillermo einen Seitenblick zu, die schräg hinter den Legionären standen. Ehe sie sich versahen, wirbelten die beiden herum und auf das Auto zu. Schneller als die Menschen ihre Gewehre abfeuern konnten, saß Guillermo hinter dem Steuer, Beth schnallte sich notdürftig an und sie brausten mit quietschenden Reifen davon. Micks Kopf wandte sich noch im Fahren uns zu. Sein Blick bohrte sich durch die Heckscheibe flehend in meine Augen.

Fahr nur, dachte ich beschwörend, bring dich in Sicherheit. Wir haben hier alles unter Kontrolle.

 

Ich wusste nur zu gut, dass Mick am liebsten selbst in den Kampf eingegriffen und seine Peiniger getötet hätte, aber das durfte ich nicht zu lassen. Er war noch zu schwach und ein einziger wohl gezielter Schuss, ob mit silberner Munition oder ohne, konnte ihn töten.

Ich wandte meine Aufmerksamkeit wieder den Männern vor uns zu, als die Rücklichter des Wagens endgültig in der Dunkelheit verschwunden waren. Nein, korrigierte ich mich, den Männern und einer Frau.

Devon Danes stand ganz vorn, neben einem Mann mit militärisch kurzem Bürstenschnitt, der aussah wie eine Bulldogge.

 

Ah, Dr. Thomson, so sehen wir uns also wieder...“ murmelte sie und lächelte. Etwas gemeines lag in diesem Lächeln. Ich kannte es von mir selbst, auch wenn es mit zentimeterlangen Eckzähnen eindrucksvoller war, die der Dame vor mir fehlten. So war sie wesentlich leichter zu besiegen.

Unterschätze sie nicht!, rief ich mir selbst in Erinnerung. Ich wusste nur zu genau, wozu diese Leute fähig waren und auch wenn Devon Danes nicht mich gefoltert hatte, sondern meinen besten Freund, wollte ich sie am liebsten gerade dafür in der Luft zerreißen.

Ruhig, flüsterte ich mir selbst innerlich zu. Die Zeit wird kommen, an der sie sich wünschen wird, sie wäre nie geboren worden. Ich lächelte gemein. Jetzt sah man meine Eckzähne, aber sie zuckte keinen Millimeter zurück. Schade.

 

Dr. Thomson schluckte, wirkte aber ansonsten erstaunlich selbstsicher. „Ja. Ich konnte es nicht länger zulassen, was sie mit den Leuten dort gemacht haben. Sie sind auch Menschen wie...“ Devon Danes' Augen verengten sich zu dunklen Schlitzen.

Sie sind keine Menschen! Sie sind nicht wie wir, Dr. Thomson! Sie gehören vernichtet! Ein für alle Mal!“ Ein einstimmiges, dunkles Grollen prallte von den Häuserwänden zurück. Doch Dr. Thomson schien entschlossen, sein Fehlverhalten bei Mick und den Anderen wieder gut zu machen und zeitgleich ein paar Pluspunkte bei den Vampiren zu sammeln.

Nein! Sie sind zu weit gegangen! Sie sind auch eine Spezies, die eine Daseinsberechtigung hat! Wie Löwen und Zebras, wie Killerwale und Delfine wie.... wie...“ Ihm fiel kein weiteres Beispiel ein, aber ich musste gegen meinen Willen grinsen. Er machte sich. Langsam aber sicher verstand er, was hinter dem Sinn des Daseins der Vampire stand.

 

Devon Danes sah ihn spöttisch an.

Na klar. Wie Löwen und Zebras. Sicher doch.“ lachte sie ihn aus. Einer der Soldaten legte auf ein Kopfnicken von ihr auf Dr. Thomson an. Ich hörte es klicken, dann zischte etwas und bevor ich überhaupt nachgedacht hatte, sprang ich dazwischen.

Nichts da! Den brauchen wir noch! Dachte ich, klappte den Mund auf und fixierte die Kugel, die mit rasender Geschwindigkeit auf mich zu geschossen kam. Meine Kiefer schnappten zusammen, es klickte und knirschte, dann schmeckte ich Schwarzpulver. Mit dem Rücken zu Dr. Thomson, der sich halb hinter mir verkroch, spuckte ich Devon Danes die Kugelhälften vor die Füße.

 

Wir sind die Löwen, ihr seid die Zebras. Habt ihr noch nie Katz und Maus gespielt?“ fragte ich und sah mich um. Logan, Sophia, Ryder und die Pentagonier scharrten sich um mich und grollten dunkel.

Mit einem einzigen Satz katapultierte ich mich von Dr. Thomson weg auf einen der vordersten Legionäre zu, der schreiend unter meinem Gewicht zu Boden ging. Ich tötete ihn schnell, indem ich meine Handkante gegen seine Stirn krachen ließ. Knackend brach der Schädelknochen, sein Kopf verschob sich und ein riesiges Hämatom bildete sich an der Druckstelle, als Blut unter die Haut gepresst wurde. Er röchelte und ich setzte über ihn hinweg zum Nächsten. Ein Griff, und ich umschloss seinen Kehlkopf so fest, dass er nicht einmal mehr zum Röcheln kam. Er erstickte auf der Stelle. Als ich mich noch einmal halb umwandte, sah ich ihn mit hervorquellenden Augen und blau aus dem Hals hängender Zunge zu Boden sinken.

 

Mein nächstes Opfer war der Mann mit Bürstenhaarschnitt. Augenscheinlich ein Offizier, wie ich an seinen Auszeichnungen erkannte. Das wurde ja immer besser! Aber er starb nicht annähernd so schnell oder lautlos wie die anderen beiden. Langsam merkte ich auch, wie wir uns mehr und mehr von dem Häuserblock entfernten, in dem Dr. Thomsons Wohnung lag. Sie trieben uns von dort weg, aber der Sinn erschloss sich mir nicht.

Nach einer Weile gelang es mir, den Spieß umzudrehen und den Officer zu hetzen, wohin ich wollte. Am Ende stand er mit dem Rücken zur Wand, eingepfercht zwischen gelben Müllcontainern, einer blechernen Mülltonne. Es roch nach Abfällen jeglicher Art, Katzenpisse und menschlichem Kot. Angewidert rümpfte ich die Nase.

 

Du hast dir aber keinen sehr schönen Ort zum Sterben ausgesucht.“ tadelte ich mit samtweicher Stimme. Immerhin würde ich so kein Problem haben, die Leiche verschwinden zu lassen. Ich würde ihn einfach in einen der Müllcontainer werfen und diesen dann anzünden. Bis die Feuerwehr hier wäre, um den Brand zu löschen, war ich längst über alle Berge.

Zögernd zückte der Mann sein Maschinengewehr und richtete es auf mich. Ich schnalzte missbilligend mit der Zunge und schüttelte bedauernd den Kopf.

Ihr Menschen werdet nie lernen, dass das eine sehr schlechte Idee ist...“ meinte ich bedauernd.

 

Er zitterte, wich aber keinen Fußbreit. „Da ist Silber drin!“ klärte er mich gleich einem störrischen Kind auf. Ich tat überrascht.

Oh was wirklich? Wie schön!“ rief ich entzückt in einem Tonfall, mit dem ich mich sonst mit der sechs Monate alten Treasure verständigte.

Komm, wir spielen ein Spiel, ja?“ fragte ich und schlug verzückt lächelnd die Hände zusammen. Bei dem klatschenden Geräusch machte er sich merklich ein Stück kleiner.

Wir spielen etwas das nennt sich: „Wie gut wirkt silberne Munition beim Menschen?“.“ schneller, als er schauen oder reagieren konnte, hatte ich ihm die Waffe aus den Händen gewunden und richtete sie auf ihn.

Du musst entschuldigen, ich habe so etwas noch nie benutzt.... wozu das wohl gut ist...“ murmelte ich leise vor mich hin und lud die Waffe durch.

Aha.“ machte ich leise. Natürlich wusste ich nur zu genau, wie eine Schrotflinte oder ein Maschinengewehr funktionierte. Dann sah ich ihn wieder an und suchte mir ein passendes Ziel. Ein Schuss durchs Herz? Durch den Kopf? Den Bauch? Oder...

Ich ließ den lauf der Waffe noch ein bisschen tiefer wandern und sah, wie er in Schweiß ausbrach. Dann lächelte ich. Das würde schmerzhaft und nicht sofort tödlich enden.

 

Probehalber fing ich mit dem Zielen wieder an seinem Kopf an. Kaum Reaktion. Da wäre es schnell vorbei. Ein Schuss und ich würde ihm für immer die Lichter ausblasen. Das machte doch keinen Spaß.

Die Brust... hm... da wäre es nicht ganz so schnell vorbei, wenn ich nicht richtig zielte. Aber sehr schmerzhaft war es allemal. Aber bei meinen Zielübungen auf sein Herz zitterte er schon merklich und ich roch den widerlichen Geruch seines Schweißes.

Das wäre zu gnädig für dich...“ meinte ich und setzte mein Ziel noch ein Stück tiefer an. Der Magen. Sehr, sehr schmerzhaftes Ziel. Wenn ich ihn dort träfe und die Kugel den Magen durchschlüge, würde austretender Magensaft in die Bauchhöhle sickern und ihm einen langsamen, qualvollen Tod bescheren. Nach fünfzehn bis zwanzig Minuten wäre er vergiftet und elendig krepiert.

 

War ich wirklich so gnädig? Oder ging es noch grausamer? Mein Grinsen erreichte einen Punkt an perfider Gemeinheit, den nicht einmal Satan persönlich übertreffen könnte.

Den Lauf zwischen seine Beine gerichtet hielt ich inne. Ein nicht nennenswertes, sehr kleines Ziel. Schwer zu treffen. Aber die Schmerzensschreie würden Musik in meinen Ohren sein.

Wissen Sie, wie man Schweine kastriert, Herr Offizier?“ fragte ich nach und legte den Zeigefinger um den Abzug. Scheinbar wusste er es nicht, denn außer einem Wimmern und Zittern bekam ich keine Reaktion.

Sie sind nichts weiter als ein Schwein, Herr Offizier.“ stellte ich klar und drückte ab.

 

Der Rückstoß prellte mir fast die Waffe aus den Händen, aber ich federte den ruckartigen Druck geschickt ab. Belohnt wurde ich von einem hohen, gellenden Schmerzensschrei, woraufhin sich eine Katze schrill fauchend über die Dächer davonmachte. Irgendwo schepperte eine Mülltonne und jemand brüllte etwas. Ich aber hatte nur Augen für den Mann, der zu Boden gegangen war und zwischen dessen Händen dunkles Blut hervor sprudelte, welche er auf seinen Schritt gepresst hielt.

Ja, das tut weh, nicht wahr?“ fragte ich und atmete tief den belebenden Geruch seines Blutes ein.

Ich erhielt keine Antwort. Er wimmerte und stöhnte, schluchzte leise.

Ja, jetzt sind wir nicht mehr so großspurig, nicht wahr? Im Tierreich ist es auch nicht anders.“ klärte ich ihn sanft auf.

Oder haben sie schon einmal gesehen, wie sich das Zebra auf den Löwen wirft und ihm die Kehle herausreißt? Nein? Und wollen Sie auch wissen, warum das so ist? Weil das Zebra genau weiß, dass es schwach ist. Es weiß genau, dass der Löwe eines Tages kommen und es fressen wird. Seine Freunde werden gefressen und ganz zum Schluss ist das Zebra allein. Vielleicht wird es weglaufen, mit den Hufen schlagen, aber irgendwann ist es zu erschöpft um sich zu wehren und der Löwe bekommt seine Chance. Die Natur will es so, verstehen Sie? Wir sind keine Produkte aus Genlabors! Wir waren auch mal Menschen!“ Ich umkreiste den am Boden liegenden Mann langsam, sah wie seine Bemühungen schwächer wurden. Noch würde er nicht sterben. Das würde ich noch ein bisschen hinauszögern.

 

In der Natur gibt es keine Gnade, wissen Sie? Der Löwe wird ein einmal ausgespähtes Opfer nicht gehen lassen, es sei denn, es entkommt ihm.“ Mahnend hob ich den Zeigefinger.

Und bevor Sie sich Gedanken über das Entkommen machen... das werden Sie nicht. Niemand entkommt einem Vampir. Niemand entkommt mir.

Ich blieb vor ihm stehen und drehte seinen Kopf mit der Schuhspitze so, dass er mich ansehen musste. Sabber tropfte auf meinen polierten Schuh. Angewidert wischte ich ihn an seiner Hose ab.

Wenn ich wirklich gnädig zu Ihnen sein soll.... was würden Sie als Gnade empfinden? Sie gehen zu lassen? Dass Sie ein Krankenhaus aufsuchen und sich verarzten lassen dürfen? Aber bedenken Sie nur die Risiken, die ich damit eingehen würde... sie können meinen Namen nennen. Sie könnten sich an mein Gesicht oder meine Stimme erinnern... Sie könnten der Welt sagen, was ich bin. Das wollen wir doch nicht, nicht wahr?“ fragte ich sanft. Meine Schuhspitze drückte schmerzhaft gegen sein Kinn.

 

I-ich w-würde ni-nicht...“ fing er an, aber er wurde von meinem harten, kalten Lachen unterbrochen.

Oh aber denken Sie nur an die Schande, die das für Sie bedeuten würde... sich von einem anderen Mann die Kronjuwelen weg schießen zu lassen muss eine sehr erniedrigende Erfahrung sein... was wird Ihre Frau nur sagen, sollten Sie diese haben...“ Mein Schuh drückte noch ein bisschen mehr gegen sein Kinn und zwang es weiter nach oben.

Nein, das wäre in der Tat zu gnädig. Das verdient jemand wie Sie nicht.“ erklärte ich und zog den Fuß zurück. War er noch einen Moment erleichtert über die Linderung dieser zweifelsohne erniedrigenden Haltung, änderte sich das, als ich den Fuß bis zum Anschlag zurück zog und dann nach vorn schießen ließ wie ein Fußballspieler mit dem Ziel des rettenden Elfmeters kurz vor Spielabpfiff.

 

Er gab ein ersticktes Röcheln von sich, als mein Fuß mit voller Wucht Bekanntschaft mit seinem Kinn machte und dieses knackend nachgab. Das Nächste, was knackte und nachgab, war sein Genick. Sein Kopf kippte himmelwärts, in einem Winkel, der alles andere als gesund war, und dann war Stille. Er rührte sich nicht mehr. Befriedigt grinsend packte ich ihn unter den Achseln, darauf bedacht, mich nicht mit seinem Blut zu besudeln, dann warf ich ihn in einen der offen stehenden gelben Müllcontainer und holte einen Stapel Zeitungen von einem Stapel in der Ecke. Mein Feuerzeug an diese haltend machte ich aus der Zeitung so etwas wie eine olympische Fackel, die ich in den Container warf, in dem sich die Leiche befand. Augenblicklich loderten sattgelbe Flammen zum Nachthimmel empor. Das Gewehr warf ich zusätzlich in den Container, denn rieb ich mir die Hände an einem weiteren Stück Zeitung sauber und ging, friedlich die kühle Abendluft einatmend zurück zu den anderen.

 


 
  Heute waren schon 41 Besucher (51 Hits) hier!  
 
Diese Webseite wurde kostenlos mit Homepage-Baukasten.de erstellt. Willst du auch eine eigene Webseite?
Gratis anmelden