Meine Geschichten
  In der Falle?
 
Kapitel 29 – In der Falle?

Erschrocken blieben wir stehen, wo wir waren. Niemand wagte es, sich zu rühren. Talbot starrte uns ebenso erschrocken an wie wir ihn. Offensichtlich hatte er nicht damit gerechnet ausgerechnet uns hier zu sehen. Nur, wenn er nicht uns erwartet hatte, wen hatte er dann erwartet?
Männer der Legion?
Guillermo neben mir gab seine Verteidigungshaltung auf, nur ich blieb nieder gekauert.
Eigentlich unsinnig. Er konnte mich gar nicht erkennen. Schließlich hatte er mich das einzige Mal, an dem wir zusammen zu tun gehabt hatten, nicht einmal gesehen, wohl aber gehört. Vielleicht sollte ich einfach nichts sagen?
Sophia neben mir sah unschlüssig zwischen mir und Guillermo hin und her. Sollte sie die Verteidigungshaltung aufgeben, so wie Guillermo, oder sollte sie niedergekauert bleiben, wie ich?

Schließlich machte Beth mutiger weise einen Schritt nach vorn, wurde aber durch meinen Arm aufgehalten, den ich seitlich weg streckte wie eine Eisenbahnschranke. Das lenkte Talbots stumme Aufmerksamkeit wieder auf mich und ließ ihn das unangenehme Schweigen brechen.
„Miss Turner, Mr. Kostan, was...?“ Mir entfuhr ein ungläubiger laut, der ihn verdutzt erstarren ließ. Woher kannte der Kerl meinen Namen? Dass er Beth kannte war klar, schließlich hatten sie eine Weile zusammen gearbeitet, aber mich...
Es sei denn, er hatte die Informationen aus nicht sehr vertrauenswürdiger Quelle.
„Auf wen warten Sie hier, Talbot?“ fragte ich scharf, bevor er dazu kam, etwas zu erwidern. Ich schnupperte und roch außer ihm und uns niemanden. Meine Hoffnung, dass Mick immer noch hier war, wenn er jemals hier gewesen war, schwand.

Ben schien durch die Frage aus dem Gleichgewicht gebracht und starrte mich zwei Sekunden perplex an, als sei ich eine Geistererscheinung, bevor er sprach. „ich... ich warte auf...auf niemanden.“ sein Blick huschte unsicher zu Beth, die mich ansah, als könnte ich ihr irgendwie helfen. Für mich war auf der Stelle klar,warum Ben gerade hier war. Warum er hier auf uns wartete. Denn offensichtlich hatte er wirklich auf jemanden gewartet und wenn nicht wir es waren, dann war es wohl oder übel die Legion, denn keiner sonst würde hier her kommen, wenn er noch seinen gesamten Verstand beisammen hatte.
Und ich konnte fast sehen und riechen, dass er log, auch wenn ich es nicht gehört hätte.
„Woher wussten Sie, dass wir hier sein würden?“ fragte ich weiter und er wich meinem Blick aus.
Beth machte noch einen Schritt an mir vorbei. Dass ich versuchte, sie fest zu halten, nützte nicht viel. Sie zog einfach weiter, bis ein Stück aus ihrer Bluse riss.

„Ben... sagen Sie uns einfach, was Sie wissen!“ flüsterte sie eindringlich. Ben hob langsam wieder den Blick und sah ihr in die Augen. Dann sah er uns einen nach dem anderen an.
„Ich.... ich weiß, was Sie sind!“ flüsterte er plötzlich ängstlich und deutete mit zitterndem Finger auf mich. Ich grinste diabolisch.
„Gut. Das erspart uns lange Erklärungen.“ flüsterte ich und ließ meine Augen eisblau aufleuchten.
„Und Sie werden uns jetzt brav sagen, wo die Legion ist und was sie mit Mick gemacht haben, oder...“
Er starrte mich erstaunt an. „Mick? St. John? Die Legion? Was soll das sein? Ich weiß nicht, wovon Sie...“ r kam nicht dazu, weiter zu sprechen, denn plötzlich stand ich so dicht vor ihm, dass meine Nasenspitze seine fast berührte. Er sah meine sich verlängernden Eckzähne, spürte meinen kalten Atem auf seinem Gesicht und wollte zurückweichen, aber da war eine Wand hinter ihm.

„Sie wissen genau, was ich meine.“ zischte ich ihm ins Gesicht. „Erinnern Sie sich? Mick hat Ihnen und Beth Ihren verdammten Staatsdienerarsch gerettet, damals, bei Anders!“ ich ließ ihm zwei Sekunden, die Bilder und Gerüche sowie die Geräusche und die mögliche Todesangst wieder herauf zu beschwören, dann sprach ich weiter.
„Wussten Sie, dass Anders einer von uns war, Talbot? Wären Mick und ich nicht gewesen... vielleicht wären Sie dann jetzt wie ich? Vielleicht wären Sie aber einfach nur gestorben?“ Benjamin schluckte laut und ich sah den Adamsapfel hoch und runter zucken.
„Ich...“ ich ließ ihn nicht ausreden.
„Nach dieser Sache kam eine Liste in Umlauf. Eine liste mit Namen.“ ich zog mein zerknittertes und fleckiges Exemplar aus der Tasche und schüttelte es vor ihm aus.
„Sie erinnern sich doch noch daran, oder, Talbot? Sie erhielten die Liste auch, nehme ich an.“ Das war ins Blaue hinein fantasiert. Umso mehr überraschte es mich, dass der liebe Herr Staatsanwalt weiß um die Nase wurde.

Beth wurde kreidebleich. „Wussten Sie davon, Ben? Wussten Sie es? Wer hat es Ihnen gesagt? Wer, Ben? Das ist wichtig!“ Ich trat einen Schritt von ihm zurück, um sein widerliches Aftershave nicht mehr riechen zu müssen. Dann senkte er den Blick.
„Ich bekam ein Fax... ich weiß nicht von wem. Nur eine Stimme, die mich anrief und mir sagte, was zu tun sei. Ich las die Liste. Und plötzlich tauchte dort St. John auf. Beth ich... ich habe ihm nie wirklich vertraut. Staatsanwalt Lindsey hat immer...“ Jetzt, dachte ich, war der Moment gekommen, an dem Beth explodierte. Ich sollte Recht behalten.
„Josh hat Mick vertraut! Mick hat versucht sein leben zu retten! Es war nur weil... wir nicht aufgepasst haben...“ schrie sie hysterisch und ich zog sie ein Stück von Ben weg.
„Gut, Sie bekamen die Liste. Was taten Sie damit?“ fragte ich so beherrscht wie möglich. Das Zittern in meiner Stimme war kaum unter Kontrolle zu halten.

„Ich beging vielleicht den größten Fehler, den ich hätte begehen können. Auf der Liste war die Nummer einer Firma aufgedruckt, also rief ich dort an. Ich dachte erst, es sei ein schlechter Scherz, denn immerhin erschloss sich mir der Sinn der Liste nicht wirklich. Augenscheinlich lebten ja alle die Personen auf der Liste in LA oder hatten es einmal getan. Aber das war auch der einzige gemeinsame Nenner, auf den ich kam. Also...“ er holte tief Luft und richtete seinen Schlips, bevor er es wagte, weiter zu sprechen.
„Also rief ich dort an, aber es sprang nur der Anrufbeantworter an, mit der Bitte, eine Nachricht zu hinterlassen. Das tat ich.“ Klar, dachte ich. So rekrutierte man heutzutage Mitarbeiter, ob freiwillig oder nicht.

„Und dann?“ fragte ich leise nach. Sein Blick blieb etwas länger an mir haften als noch vorhin. Scheinbar konnte er es immer noch nicht glauben, dass ich hier aufgetaucht war.
„Man rief mich zurück, wohl mit verstellter Stimme oder auch nicht, ich weiß es nicht mehr. Man bat mich zu einer alten Fabrik in Los Angeles zu kommen, weil ich dort etwas erhalten würde, was von äußerster Dringlichkeit und großem Interesse für mich wäre. Also sagte ich zu.“
Ich war über die scheinbare Dummheit des Mannes erstaunt. Ließ er sich wirklich so leicht in die Falle locken?
„Als ich dort ankam... wurden mir Fotos von St. John und Ihnen gezeigt, Mr. Kostan. Man fragte mich, was ich über Sie beide wisse. Ich sagte ihnen...“ Er sah zu mir und sah, dass mein Gesicht vor Hass verzerrt war, weshalb er sich beeilte, weiter zu sprechen, „Ich sagte Ihnen, dass ich St. John kannte, weil er Privatdetektiv sei und in LA gelebt habe, bis er vor ein einem Jahr spurlos verschwand.“

Da das ganze noch etwas länger dauern konnte, setzte ich mich auf eine morsche Bank, die glücklicherweise nicht unter mir zusammen brach, sondern mein Gewicht hielt.
„Und was geschah dann?“ fragte ich nach, weil er scheinbar nicht weiter wusste. Ein Blick zu Beth sagte mir, dass sie die Nachrichten nicht annähernd so ruhig aufnahm wie ich. Sie war blass wie eine Tote und zitterte merklich.
„Man zeigte mir mehr und mehr Fotos. Die ersten waren noch harmlos. Ich sah sie zusammen in einer Bar... es muss ein Foto von vor zwanzig Jahren gewesen sein und allein das machte mich stutzig, denn wie konnten sie heute und vor zwanzig Jahren genau gleich ausgesehen haben? Es war, als wären Sie nie gealtert...“ Ich erlaubte mir ein Grinsen und Bens Stimme verlor sich im Sande, bevor er neuen Mut fand, weiter zu machen.

„Die... die nächsten Fotos dann... waren anders. Ich sah Sie und Mick wie... wie Sie Frauen...“ er bedeckte die Augen mit einer Hand und atmete zitternd ein. Er sollte froh sein, dass er nicht live dabei gewesen war, als wir in der Bar die beiden Frauen vernascht hatten, dachte ich leise grinsend.
„Gebissen haben... ich wollte nicht glauben, was ich sah, aber als man mich gehen ließ, stellte ich zu hause Nachforschungen an. Und was ich dabei herausfand war so absurd...“
Wieder ein zitterndes Luftholen. Was hatte der Mann für ein Problem?
„Ich konnte nicht glauben, dass Vampire wirklich existieren sollten. Das sind doch Schauermärchen, dachte ich mir. Aber als ich mich wieder daran erinnerte, was ich an dem Tag bei Anders gehört hatte...“ er schüttelte den Kopf.
„Und was haben Sie mit den Informationen gemacht, die Sie herausgefunden hatten?“ fragte Beth so beherrscht wie möglich.

„Ich...“
„Er hat sich damit wieder direkt an unsere lieben Legionäre gewandt.“ sagte ich ruhig und stand auf. Langsam kam ich auf ihn zu und blieb wie schon Sekunden vorher bei ihm stehen.
„Ist es nicht so?“ fragte ich liebenswürdig. Jetzt war Ben auf der Hut. Und das sollte er auch, dachte ich, denn wenn ich so fröhlich war wie jetzt in einer Situation wie dieser, würde er sehr bald sehr unglücklich sein. Ben schluckte wieder nervös, doch da hatte ich ihn schon an der Gurgel gepackt und hoch gehoben. Seine Hände legten sich um mein Handgelenk, augenscheinlich in dem versuch, meinen immer stärker werdenden Griff aufzubrechen. Denn mit plötzlicher Gewissheit wusste ich, wem wir es zu verdanken hatten, dass die Legion immer gewusst hatte, wo wir als nächstes zu finden waren.
„Beth, gib mir dein Handy.“ forderte ich und streckte die freie Hand aus.

Sie starrte mich verwirrt an. „Was? Aber Josef...“
Der Blick, der sie traf, hätte tödlicher nicht sein können. Eisblaue Augen mit stecknadelkopfgroßen, nachtschwarzen Pupillen loderten ihr entgegen.
„Tu, was ich dir sage!“ fauchte ich. Ben wand sich immer noch in meinem Griff, aber ich ließ ihn nicht los. Wenn er danach einen Kehlkopfschaden hatte, war das ganz allein seine Schuld.
Widerstrebend holte sie ihr Mobiltelefon hervor und legt es in meine ausgestreckte Hand.
Ich ließ es fallen – und trat noch einmal kräftig zu. Beth schrie erschrocken auf und wollte nach dem Handy greifen, als der Absatz meines polierten Schuhs schon wieder niedersauste und aus dem handlichen kleinen Gerät einen Haufen Elektronikschrott machte.

Ich ließ Ben los und bückte mich, um in dem kleinen Trümmerhaufen nach etwas zu suchen. Prompt wurde ich fündig. Etwas, dass wie ein externer Lautsprecher zum Aufkleben aussah, falls es so etwas denn gab, blieb in meiner Hand zurück.
„Was... was ist das?“ fragte Beth schockiert und starrte erst mich, dann das Plättchen und dann Ben an.
„Eine Wanze. Eine gottverdammte Wanze!“ grollte ich und wandte mich wieder dem Staatsanwalt zu, der am Boden kauerte und jetzt hastig an die gegenüberliegende Wand zurückwich. Mein Fuß fand seine Hand und ich trat so beherzt zu, dass es knackte. Er schrie, dass es von den Wänden widerhallte. Sicherlich hatte ich ihm gerade mindestens einen Finger gebrochen.

„Sie haben ihr eine verfluchte Wanze eingebaut!“ zischte ich ihn an und packte ihn am Kragen. Beth wollte mir in en Arm fallen, aber Guillermo hielt sie fest. „Wann?!“ spie ich ihm entgegen und er wand sich panisch aus Angst vor weiteren Schmerzen.
„A- als ich sie das letzte Mal gesehen habe... nach der Sache mit Anders... da bin ich misstrauisch geworden. Ich... ich wollte doch nicht... aber sie... sie haben mich gezwungen... Sie wissen nicht, wie diese Menschen sind, die lassen einfach nicht locker...“ schluchzte er und ich ließ ihn angewidert fallen.
Wenn du wüsstest... glaub mir, ich weiß besser als jeder andere hier in diesem Raum wie diese Menschen sind... dachte ich wütend.
Also hatte er alles mit angehört, von der Sache mit Anders bis zum heutigen tag, was Beth seitdem erlebt hatte. Er hatte die ganzen Besprechungen mit Lance über die Legion angehört, sämtliche Strategie und Standortbesprechungen... einfach alles. Es würde mich nicht wundern, wenn die Wanze auch gleichzeitig Peilsender war und sie so immer wussten, wo wir uns befanden.

„Zurück bei der Legion musste ich die aufgenommenen Gespräche immer dort lassen und nachwirkend von meinem Computer und Handy löschen. Die einzigen Dateien darüber hat die Legion, wie Sie sie nennen. Aber dann kam ein Soldat herein, gerade als ich mit J- dem Mann sprach, er mich... eingeladen hatte und... ich hörte dass das Flugzeug, in dem Sie alle sich befunden hatten, abgestürzt war. Ich dachte, Sie alle seien tot...“ er sah aus, als würde er sein handeln ehrlich bereuen.
Ich atmete langsam aus und zählte im Kopf bis dreißig, dann sah ich ihn wieder an.
„Gut... ich denke, Sie werden wissen, dass Sie nicht mehr ungeschehen machen können, was passiert ist. Und dass Sie leider zu viel wissen, deshalb...“ ich ging zu ihm herüber und wechselte mein Aussehen in den Vampirmodus. Gerade berührten meine Zähne seine Schlagader und ich nahm seinen köstlichen Geruch wahr, als mich ein Zuruf von Beth inne halten ließ.

„Josef, nicht!“ ich drehte mich wütend zu ihr um.
„Beth, für Sentimentalitäten habe ich wirklich keine zeit.“ fauchte ich zurück. Sie sah mich fest an.
„Aber wenn er mit der Legion in Kontakt gestanden hat, kann r uns sicherlich sagen, wo sie Mick hingebracht haben!“
Ich drehte mich wieder zu ihm herum, die Eckzähne deutlich sichtbar.
„St. John? Die Legion hat St. John?“ fragte er bange nach und ich grollte dunkel.
„Darüber reden wir gerade die ganze Zeit!“ zischte ich und stellte ihn wieder auf seine Füße. Er schwankte und wollte sich an mir festhalten, aber ich machte nur einen Schritt zur Seite und er brach in die Knie. Beth half ihm auf.

Ich ging ein Stück en Gang herunter, bis ich an eine Tür kam, die halb aus den Angeln gerissen war. Aber der Schaden schien noch recht neu zu sein. Kaum älter als ein paar Monate.
Neugierig ging ich hin und brach die Tür ganz auf. Mir präsentierten sich schränkeweise Aktenordner, wie es schien. Im Dämmerlicht sah ich zuerst nicht viel, aber sobald sich meine Augen an das schummerige Licht gewöhnt hatten, erkannte ich, dass jeder Schrank alphabetisch beschriftet war. Neugierig ging ich zu dem Schrank mit der Aufschrift 'K – O' und zog ihn auf. Irgendwo hier bei K müsste ich meine Akte finden, wenn je so etwas über mich geführt worden war.
Und ich wurde fündig. Zitternd zog ich sie aus dem Stapel und blies etwas Staub von der Oberfläche, um besser lesen zu können. Der Lichtstrahl einer Taschenlampe durchschnitt die Dunkelheit hinter mir und fauchend fuhr ich herum. Im Nachhinein sah ich, dass ich wohl fast einen Herzinfarkt bei Ben provoziert hatte, aber er blieb tapfer. Einzig der Strahl der Taschenlampe zitterte.

„Ich wollte nur... dass Sie Licht haben, wenn Sie es brauchen...“ murmelte er verschreckt und ich konzentrierte mich wieder auf die Akte. „Danke.“ murmelte ich unfreundlich zurück und er kam mir gerade so nahe, dass er noch genug Abstand zu mir halten konnte und trotzdem noch genug Licht zum Lesen fiel.
Mir zeigte sich nichts, was ich nicht schon wusste. Trotzdem steckte ich die Akte ein und ging dann weiter zum Schrank von P – U. In der Mitte fischte ich Micks Akte heraus und steckte auch sie ein, ohne lange nach zu denken. Wohin uns das führen würde, würden wir sehen.
Ich ging zu den anderen zurück. Guillermo, Sophia, Beth und Pat hielten sich im Lichtkreis der Taschenlampe auf, die Ben hielt.
„Alles gefunden?“ fragte Sophia und schmiegte sich an mich.
„Hmm.“ murmelte ich und drückte ihr einen Kuss aufs Haar. „Und wohin gehen wir jetzt?“ fragte Guillermo nach.
„Können wir nicht... Treasure besuchen gehen, Schatz?“ fragte Sophia. Eigentlich eine gute Idee. Bei der Erwähnung ihres namens schoss ein schmerzhafter Stich durch meine Rippen. Ich vermisste sie. Sicherlich vermisste sie auch ihre Eltern, aber...

„Sophia, ich denke, das ist keine so gute Idee.“ murmelte ich. Sie sah mich verwirrt an.
„Na denk mal. Du b ist gerade erst seit ein paar Stunden Vampir und sie... ist zumindest zu einem Großteil Mensch. Und dann erinnere dich mal an den Geruch von Menschen. Rieche an Ben, wenn du mir nicht glaubst. Du hast doch Durst.“ Mehr musste ich gar nicht sagen. Ben wich automatisch ein Stück vor uns zurück und Sophia drückte sich schutzsuchend an mich.
„Keine gute Idee.“ murmelte sie bestätigend und ich nickte. „Genau.“
„Ich denke, wir suchen uns erstmal ein Hotel, oder?“ fragte Guillermo ruhig. Der Vorschlag wurde von allen begeistert aufgenommen. Der kurze Zwischenstopp in dem kleinen Hotel hatte nicht viel geholfen und wir mussten uns alle dringend ausruhen.

*


Das nächste Hotel war schnell gefunden und angesteuert. Es lag etwas abseits des Stadttrubels, aber es war preiswert.
Es war schön, die vertrauten Gerüche und Geräusche der Stadt wieder zu erleben. Aber bevor wir das genießen konnten, gab es noch eine Menge zu tun. Ich musste die Akten durchsehen, ob es auch nur den kleinsten Hinweis über Micks Verbleib gab, und ich würde Logan und Lance anrufen müssen und ihnen die schlechte Neuigkeit überbringen. Ryder wieder hier zu haben konnte auch nicht schaden, also war er Nummer drei auf meiner Liste.
Zusammen setzte wir uns in ein Zimmer. Beth und Ben blieben nebenan, weil er ihr anscheinend mehr vertraute als mir, nachdem ich ihm die Hand gebrochen hatte. Sie rief jemanden vom personal, der die Hand mit Eis und einer Schiene versorgte.
Währenddessen rief ich Lance an und besprach mit ihm die Lage. Das Endergebnis war ein fünfminütiges wer-schreit-am-lautesten-Match, dass ich für mich entscheiden konnte, während nebenan gegen die Wand gehämmert wurde und jemand brüllte wir sollten „doch bitte die Fresse halten!“

Schwer atmend aber so befreit wie seit Wochen nicht mehr rief ich Logan und Ryder an und bat sie freundlich, aber nachdrücklich, sich nach Seattle zu begeben. Genaue Angaben machte ich nicht, denn die Sache mit Beths Handy hatte mich gelehrt, dass man nirgendwo sicher war. Ich war vielleicht wirklich paranoid. Sei's drum. So hatte ich meistens meine Ruhe.
Dann ging es an das durchsehen von Micks Akte. Mich erstaunte, wie viel sie über ihn wussten. Sein genaues Geburtsdatum, den Tag, an dem er geheiratet hatte und zum Vampir geworden war, seine verschiedenen wenn auch kurzen Liebschaften... unsere Freundschaft, die Sache mit Beth und Coraline, Beth, Coraline, Lance, ich, Logan, Guillermo, Ryder... sogar eine Übersicht wie wir alle zu einander standen hatten sie aufgestellt. Vermutlich eine Analyse unserer Schwachstellen.

Es war beinahe Mitternacht und die anderen waren schon schlafen gegangen. Nur Sophia blieb noch neben mir sitzen.
„Hör endlich auf damit. Du... das macht dich noch wahnsinnig.“ flüsterte sie und kraulte mir den Nacken. Gegen meinen Willen schnurrte ich und lehnte mich ihr entgegen. „Ja, vielleicht macht es mich wahnsinnig. Ohne Mick... es ist nicht mehr das selbe.“ murmelte ich und registrierte überrascht das es hinter meinen Lidern verräterisch brannte. Ich schluckte um den Frosch in meinem Hals herum.
„Jetzt werde ich aber gleich eifersüchtig!“ neckte sie mich und ich lachte unbeholfen und setzte mich so, dass ich meinen Kopf in ihren Schoß legen konnte.
„Vielleicht ist das ganz angebracht...“ neckte ich weiter und merkte, wie das Brennen und der Frosch mich verließen.
Knurrend warf sie sich auf mich und wir rollten auf dem Boden herum. Aber gegen sie hatte ich keine Chance. Sie war zu stark und ehe ich mich versah, hatte sie mich am Boden festgenagelt.
„So...“ sagte sie und setzte sich genüsslich rittlings auf mich drauf.

„Und jetzt?“ fragte ich grinsend, während sie mein wirklich nicht mehr sauberes Hemd aufknöpfte.
Eigentlich wusste ich, was jetzt kam. Zumindest nach biologischen Grundregeln.
„Naja...“ murmelte sie und ich setzte mich auf, damit sie mir besser das Hemd von den Schultern streifen konnte. Es flog haltlos durch die Luft und landete unter dem Bett.
Sie rutschte ein Stück tiefer und schnellte meinen Gürtel auf, während ich frustriert grummelte, weil ich nicht an sie heran kam.
Als ich auch meiner Hose entledigt war, hielt sie meine Arme fest.
„Ah-ah. Nichts da. Du wirst schön warten, bis ich fertig bin.“ dieses Grinsen konnte nichts gutes bedeuten...
Resolut drehte sie mich auf den Bauch und befahl mir, die Augen geschlossen zu halten.
Ich hörte, wie sie ins Bad ging und wenig später klapperte etwas, als sie wieder kam. Ein Tiegel oder eine Flasche wurde aufgeschraubt und ich roch Gewürze und etwas angenehm öliges.

„Vorsicht, das könnte kalt werden...“ murmelte sie und kalte Flüssigkeit träufelte auf meinen Rücken. Kein Wunder, dass sich mir eine leichte Gänsehaut bildete.
„So, und jetzt entspann dich einfach, ja?“ fragte sie und verteilte das gut duftende Öl auf meinem Rücken, vom Nacken bis zum Bund meiner Shorts.
Ein kleines gutturales Grollen ging von mir aus und sie kicherte. „Wir haben doch noch gar nicht richtig angefangen.“ neckte sie und fing an, mir gründlich sämtliche Muskeln zu massieren. Ich merkte, wie ich angenehm schläfrig wurde und mich entspannte, bis ich hörte, wie sie sich auf das Bett stellte.
Oh-oh, ich hatte so etwas geahnt...
Nie aber hätte ich geahnt, dass sie es sich wirklich traute, sich auf meinen Rücken zu stellen. Erst, als sie mir die Ferse ins Kreuz bohrte und ich gepeinigt aufstöhnte, wusste ich, was das fiese Grinsen von vorhin zu bedeuten hatte.

„das tut mir leid, aber ich hatte das Gefühl, da wäre ein Wirbel nicht an seinem richtigen Platz.“ meinte sie unschuldig und balancierte bis zwischen meine Schulterblätter und wieder zurück. Drei Mal.
„Du hättest Chiropraktikerin werden sollen. Für Pferde.“ murmelte ich ins Kissen und versuchte, mich hoch zu stemmen, mit ihr auf meinem Rücken. Sie quietschte, verlor das Gleichgewicht und saß dann rittlings auf meinem Rücken. Ich, durch das schwere Gewicht unausbalaciert, klappte wieder in mir zusammen.
„Wieso denn für Pferde? Ich denke, wir zwei bekommen das ganz gut hin, oder? Es sei denn, du möchtest wie ein Pferd behandelt werden.“ neckte sie und ich gab etwas von mir, dass wie ein Wiehern klang. Sicherlich hielten uns sämtliche Zimmergenossen rechts und links in den Räumen für komplett bescheuert.
„Schluss mit den Pferden!“ knurrte ich und zog sie zu mir herunter.
„Anscheinend hast du keine Ahnung vom Paarungsverhalten der Vampire.“ schnurrte ich und knabberte an ihrem Hals. Sie lachte leise. „Dann musste du mir wohl Nachhilfe geben...“
 
  Heute waren schon 90 Besucher (108 Hits) hier!  
 
Diese Webseite wurde kostenlos mit Homepage-Baukasten.de erstellt. Willst du auch eine eigene Webseite?
Gratis anmelden