Meine Geschichten
  Mein bester Freund, seine Ex und ich
 
Kapitel 35 – Mein bester Freund, seine Ex und ich

Ich hörte irgendwann, wie Beth hinaus ging, leise, wie sie die Tür hinter sich schloss und ihre Schritte sich zusammen mit ihrem Herzschlag entfernten. Aber jetzt hatte ich etwas anderes, auf das ich mich zu konzentrieren hatte. Micks Herzschlag war viel wichtiger. Seine Atmung und seine Bewegungen. Ich hielt die Augen geschlossen, um mich nicht ablenken zu lassen und hörte einfach nur zu. Nach einiger Zeit wandte er sich mir zu und schlang mir gleichsam die Arme um die Mitte. Ob er wusste, wen er da gerade so innig umarmte?
„Beth...“ murmelte er leise und ich grinste. Ich hätte gern etwas gesagt, wollte aber seine Illusion nicht zerstören und verhielt mich still. Er schlief tief und fest, das hörte ich an seiner Atmung.
Als ich eine Hand an seine Stirn legte, präsentierte ich diese  trocken und kühl und nicht mehr so fiebernd heiß wie noch vor ein paar Stunden.

Vorsichtig drehte ich mich auf den Rücken und starrte an die decke. Wo ich war, konnte ich immer noch nicht genau ausmachen. Es war kein Haus, dass ich kannte.
Doch von der Tür her kam jetzt ein Geruch, der mir durchaus nicht unbekannt war und ich sog prüfend die Luft ein. Ein leises Knurren entkam mir, für menschliche Ohren nicht hörbar, aber ich sorgte dafür, dass es bis unter der Tür hindurch sickerte. Mein Besuch zeigte sich unbeeindruckt und drückte die Klinke herunter.
Mick bewegte sich, als ich mich auf die Ellbogen aufstützte. Vorsichtig schlug ich die Decke zurück, griff in Windeseile nach dem Hemd auf dem Nachtschrank und streifte es über. Wenn das Lance oder Mikhael gewesen wären, hätte ich mich vermutlich nicht ganz so rasch angezogen, aber vor der Tür stand keine Person, der man fast nackt gegenüber treten wollte, ich zumindest nicht.

Nachdem ich in meine Hose und Schuhe geschlüpft war, räusperte ich mich leise.
„Komm herein.“ flüsterte ich, um Mick nicht zu wecken. Die Türklinke wurde sanft herunter gedrückt und aufgeschoben. Coraline stand dahinter, in einfache Jeans und eine Bluse gekleidet, was Lance, wie ich mit einem Grinsen registrierte, nicht sehr passend zu finden schien. Er stand direkt hinter ihr und sein schwarzes Auge bohrte sich in meines. Ich wich keinen Millimeter zur Seite. Eher rutschte ich noch ein Stück dichter zurück zum Bett, kauerte mich vor Mick nieder, der unruhig zu werden begann.

Coraline hob die Hand, aber statt ihrer sprach Lance.
„Kein Grund zur Sorge, mein Freund.“ murmelte er und ich zog die Oberlippe zurück und zeigte ihm drohend die Zähne. Das beeindruckte ihn gar nicht, er zog nur eine Augenbraue nach oben und ließ ein amüsiertes lächeln um seine Lippen spielen, bei dem ich ihm zu gern das Gesicht zerfetzt hätte.
„Was willst du hier?“ spie ich ihm in eine niedrigen Tonlage entgegen und ließ ihn nicht aus den Augen. Wenn jemand ein Recht hatte, hier zu sein, war es Coraline. Aber Lance...er hatte sich einen Dreck um Mick gekümmert, sogar versucht, ihn zu töten. Er war niemand, den ich in die Nähe meines besten Freundes lassen würde, wenn er nicht wusste, was gut für ihn selbst war.
„Darf ich mich nicht nach dem Zustand meines Schwagers erkundigen?“ fragte er süffisant grinsend und verschränkte die Arme im Rücken wie ein Großvater.
Ich beschränkte mich auf ein Schnauben.
„Wenn es dich so interessieren würde, was deine 'Familie' macht, wärst du schon früher gekommen.“ meinte ich verächtlich und wandte mich wieder Mick zu, der selig weiter schlief. Coraline hatte sich auf die Bettkante gesetzt und betrachtete ihn stumm, ohne ihn zu berühren oder zu wecken. Sie wusste immerhin, was sich gehörte.

„Ja, natürlich..ich vergaß dass Josef Kostan sich seit neuesten für die Schwachen und Rechtlosen einsetzt. Wie edelmütig.“ Aus meiner Kehle kam ein so tiefes und lautes Knurren, dass Mick sich im Schlaf unruhig bewegte.
„Nicht...!2 murmelte er und ich sah einen Moment erschrocken zu ihm herüber, dann wandte ich mich mit funkelnden Augen wieder Lance zu.
„Raus! Er kann jetzt keine Aufregung vertragen, also raus.“ ich packte ihn am Arm und zog ihn auf die Tür zu, doch er riss sich los.
„Der Einzige, der sich aufregt, bist doch du!“ murmelte er böse zurück, dann klickte das Schloss und er war fort.
Seufzend wandte ich mich zu Mick um, der sich allmählich wieder beruhigte. Bevor ich doch zu Coraline noch etwas sagen konnte, ging die Tür ein weiteres mal auf, ungebeten diesmal.

Dr. Thomson ließ fast den Kasten mit Spritzen und anderen Utensilien fallen, bei deren Anblick mir schon flau im Magen wurde. Ich hasste Ärzte und diesen hier besonders, weil er uns in diese Lage gebracht hatte, aber ich konnte nicht anders, musste ihm vertrauen, zumindest so lange, bis es Mick besser ging.
„Ich... ich würde Sie bitten den Raum für eine Weile zu verlassen. Ich muss eine reihe von Untersuchungen durchführen und brauche dabei Ruhe und Konzentration.“ erklärte er und ein Blick in Coralines Augen sagte mir, dass sie einverstanden war, Mick allein zu lassen. Wir würden seinen Herzschlag auch von draußen noch gut genug hören, um notfalls eingreifen zu können.
Doch ich hatte nicht vor, mich mit ihr zu unterhalten, wollte nicht hören, wie Leid es ihr tat. Also machte ich mich auf den Weg den Flur herunter, in die Küche. Irgendjemand trank dort Blut, das roch ich bis hierher und so folgte ich einfach dem Geruch, bog um eine Ecke und stand in einer kleinen Wohnküche. Sie war hell und freundlich eingerichtet und Logan stand an die Küchenzeile gelehnt am Fenster und trank ein Glas der dunkelroten Flüssigkeit. Als er uns sah, leerte er sein Glas wortlos auf einen Zug, stellte es weg und verließ den Raum, aber nicht ohne uns noch Schuldbewusst angesehen zu haben.

Ich wusste, dass der Unfall nicht seine Schuld gewesen war, aber dennoch nahm ich ihm übel, dass es im Endeffekt seine Schuld gewesen war, dass mich dieses Ding – wahrscheinlich eine Kiste oder so etwas – am Kopf getroffen und für ein paar Stunden außer Gefecht gesetzt hatte.
Ohne mich nach ihr um zu sehen griff ich in den Kühlschrank und zog zwei Blutkonserven hervor, die ich in Zwei Gläser leerte und dann eines davon zu ihr herüber schob. Während ich den ersten vorsichtigen Schluck genoss, wie er kühl – warm wäre mir lieber gewesen – die Kehle hinab rann und den Schmerz des Durstes betäubte, sagte keiner von uns ein Wort. Schließlich rang ich mich zu den drängendsten fragen durch.
„Was ist genau passiert? Ich meine, wie lange bin ich bewusstlos gewesen, wo sind wir hier, was passiert jetzt, wo ist die Legion und so weiter?“ Noch ein Schluck kühles Blut und ich fühlte mich gleich viel besser, ja, sogar die Aussicht, meine zeit unter anderem mit Lance zu verbringen, schien nicht mehr so schlimm.

Einen Moment hielt sie den Blick gesenkt und starrte in ihr Glas, trank einen Schluck und schwieg dann wieder. Einen Moment lang fragte ich mich, ob sie meine Frage überhaupt verstanden hatte, bevor sie antwortete.
„Ich weiß nicht genau, was passiert ist. Lance ist mit mir und den anderen eurem Transporter hinterher gefahren, aber dann hat die Legion plötzlich auf uns geschossen.“ ich nickte, denn das war mir nichts neues. So viel hatte ich immerhin noch mit bekommen.
„Euer wagen ist ins Schlingern geraten und hat sich fast überschlagen, bevor er umkippte. Wir sind ein Stück voraus gefahren, um die Legion von euch abzulenken, was uns scheinbar geglückt ist. Als wir wieder kamen hatten Logan und Dr. Thomson dich und Mick schon aus dem Wagen gezogen. Wir haben euch in unseren Wagen gepackt und sind weiter gefahren.“ erklärte sie, dann war wieder Schweigen angesagt.

„Wir mussten ein ganzes Stück fahren, aber jetzt sind wir in Dr. Thomsons Haus. Er wohnt allein , also war es für Guillermo kein Problem, die Konserven in dem Kühlschrank zu lagern.“ erklärte sie mit einem seltenen Lächeln, aber meine Miene blieb steinern. Sie schluckte und trat dann zu mir. Ich hatte mein leeres Glas weg gestellt und so umfasste sie meine Hände mit ihren. Ich wehrte mich nicht, obwohl der Blick in meine Augen so intensiv wurde, dass ich meinte, von ihr aufgesogen zu werden. Sie kam mir nahe. Zu nahe. Aber die Höflichkeit verbot es, vor ihr zurück zu weichen, als habe sie Mundgeruch oder eine ansteckende Krankheit.
„Du weißt, dass ich nicht wollte, dass es so kommt, Josef!“ sagte sie leise und senkte dann wieder den Blick, ließ eine Hände los und spielte stattdessen mit dem Kragen meines Hemdes. Immer noch keine Reaktion, obwohl ich es gänzlich unangebracht fand, was sie hier vor hatte.

„Ich hätte ihm das nicht antun dürfen, das weiß ich... aber denk mal, wenn ich ihm das Heilmittel nicht gegeben hätte...“ Ich machte resolut ihre Hände von meinem Kragen los und starrte sie wütend an.
„Wenn du ihm das verdammte Mittel nicht gegeben, wenn du es nicht mal erwähnt hättest, wäre er nicht so verrückt danach gewesen, es selbst zu versuchen! Dann hätte er mich nicht auf Knien darum anflehen müssen, alles wieder rückgängig zu machen, damit er Beth retten und glücklich sein kann! Und doch ist er jetzt immer noch nicht glücklich, auch wenn er bei Beth ist. Wenn es dieses Heilmittel nicht gäbe, hätte die Legion nicht damit experimentieren können und ihm ginge es jetzt nicht so schlecht! Wenn es das Heilmittel nicht gäbe...“ Sie hielt mich mit einer Handbewegung auf.

„Wenn es dieses Mittel nicht gäbe, dass doch angeblich so schlecht ist, hättest du jetzt keine Tochter, Josef. Wenn es das Mittel nicht gäbe, wäre Sophia sicher nicht so lange bei dir geblieben!“ Jetzt funkelten meine Augen sie voller Hass an und ich konnte spüren, wie meine Eckzähne sich verlängerten. Kein Laut kam über meine Lippen, aber ich packte das Glas etwas zu fest. Blut und Scherben spritzten durch den ganzen Raum, sprenkelten die Tapete und die Fliesen. Splitter bohrten sich schmerzhaft in meine Hand, aber ich spürte es gar nicht.
„Halt den Mund!“ schoss ich zurück. Überrumpelt machte sie einen Schritt zurück, stellte ihr Glas weg und sah mich noch einmal mitleidig an, dann ging sie und die Tür fiel hinter ihr zu, nur um den Bruchteil einer Sekunde wieder aufgestoßen zu werden. Sophia drehte sich nach ihr um und sah dann mich an, in dessen Hand noch immer unzählige Scherben steckten. Ich hatte sowohl die Tapete als auch Lance' Hemd ruiniert, aber das war mir gerade egal. Der Hass und Zorn über ihre Worte pulsierte durch meine Adern wie Gift.

„Josef?“ fragte Sophia erschrocken und machte automatisch einen Schritt zurück angesichts meines Aussehens. Ich hatte die Zähne gefletscht und knurrte anhaltend wie ein Hund, der weiß, dass er Schläge zu erwarten hat. Vorsichtig kam sie zu mir herüber und nahm meine verletzte Hand. Ich wimmerte leise. Ohne nachzufragen, was der Grund für meinen Ausbruch war, pflückte sie mir Splitter aus der Handfläche und häufte sie in einem Taschentuch auf der Anrichte.
„War das Coraline?“ fragte sie und warf einen missbilligenden Blick zur Tür, als könne sie die ältere Vampirin damit treffen. Ich nickte nur und zischte, als sie mir einen besonders großen Splitter aus dem Daumenballen zog. Die Wunde schloss sich sofort wieder und ich starrte auf die Blutstropfen, die zu Boden fielen.

„Kennt ihr euch eigentlich schon lange?“ fragte sie wie beiläufig, doch ich registrierte den Ton in ihrer Stimme. Da war eine gefährliche Klinge verborgen, die man besser nicht dazu brachte, zu zu stechen.
„Ich lernte sie Anfang des neunzehnten Jahrhunderts in Paris kennen. Sie war eine Kurtisane und...“
„Sie war eine Hure?“ fragte sie laut und verblüfft und ich atmete zischend aus.
„Sophia! Nein, war sie nicht. Es besteht immer noch ein Unterschied zwischen einer Kurtisane und einer Hure, okay?“ Sie wurde rot und senkte beschämt den Blick.
„Also kanntest du sie gut. Wie gut?“ fragte sie misstrauisch nach, und jetzt war es an mir, rot zu werden. „Naja...“ mein Zögern schien ihr als Antwort zu reichen, denn sie schnaubte entrüstet. „Ihr hattet etwas miteinander.“ stellte sie fest. „Auch noch, als sie Mick kennen lernte?“ fragte sie, legte den Kopf schief und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Nein, Himmel noch mal! Als sie Mick kennen lernte, war ich schon mit Sarah zusammen.“ erklärte ich leise und sah weg. Es stimmte, ich hatte einmal kurz eine Affäre mit Coraline gehabt, aber welcher Mann der damaligen zeit in Los Angeles oder sonst wo hatte das nicht? Und wenn es nur ihre Freshies gewesen waren...
Ich seufzte. „Also gut, ich erkläre dir, wie es war.“ murmelte ich und räusperte mich leise.

Wie du vielleicht nicht weißt, hatte Coraline ein großes Partyhaus in den Hügeln von Los Angeles. Ich hatte mal ein ähnliches Haus, aber das tut hier nichts zur Sache. Sie lud dort regelmäßig die High Society ein, Vampire und Menschen gleichermaßen. Doch wir blieben natürlich unentdeckt, sie stellte uns Konserven und Freshies sowie Rückzugsmöglichkeiten zur Verfügung.
Dieses mal hatte sie eine band engagiert, die spielte und für Unterhaltung sorgte. Ich stand mit einem Glas Champagner ein Stück entfernt, unterhielt mich mit Freunden und Geschäftspartnern, aber meine Gedanken flogen immer wieder zu Sarah zurück, die ich gerade erst kennen gelernt hatte und die ich über alles liebte, wie du weißt.
Coraline lief zwischen den Gästen umher, erkundigte sich nach den Wünschen und gab ihr bestes, eine gute Gastgeberin zu sein. Doch mir fiel auf, dass ihr Blick erstaunlich oft zu dem jungen Mann im Hawaiihemd auf der Bühne zurückkehrte. Ab und an lächelte er ihr zu. Ich wusste, dass Coraline wechselnde Männerbekanntschaften hatte, doch dieser Mann sah nicht aus, als käme er in die engere Wahl. Sicher war er nicht mehr als der nächste Freshie und wusste noch nichts von seinem Glück.

Die Band beendete ihr Stück und die band verließ die Bühne für einige Erfrischungen. Coraline kam zu mir und winkte jemandem hektisch zu.
Mick! Hier drüben!“ der junge Mann im Hawaiihemd schob sich durch die Menschen und Vampire bis zu uns durch. Coraline drehte sich so, dass sie nicht mehr zwischen uns stand und schenkte dem Kerl ihr schönstes Lächeln, eines, das sonst für mich und andere narren reserviert gewesen war, die ihr auf den Leim gingen wie Fliegen am Honigtopf.
Unauffällig musterte ich den Mann. Er war groß, schlank, muskulös.. und sein Blut roch nicht gerade appetitlich. A-Positiv. Ich warf Coraline einen unauffälligen Blick zu, doch sie lächelte nur.
Verwundert bemerkte ich, wie er ihr die Hand küsste, ohne sich über die Kälte ihrer Haut zu wundern.
Vielleicht hatte sie ihm irgendein Märchen von schlechter Durchblutung aufgetischt.

Nachdem er seinen Blick widerwillig von ihr losreißen konnte, sah er mich an, verzog den Mund in der selben Weise wie ich vorhin und nickte leicht mit dem Kopf.
Charles, Mick St. John, Mick, Charles Konstantine.“ stellte sie uns vor und ich nickte höflich, wenn auch nicht übertrieben freundlich mit dem Kopf.
Freut mich.“ brachte ich mühsam hervor, dann taxierte ich ihn weiter. Meiner Meinung nach taugte er nicht ein mal zum Freshie, mit dem Bluttyp, den er hatte. Und dieses Aussehen war ja wohl auch nichts besonderes...
Ihr musste die angespannte Stimmung aufgefallen sein, denn sie sah zögernd von einem zum anderen. Im nächsten Moment war sie wieder ganz die fröhliche Gastgeberin.
Nun, ich lasse euch dann mal allein, ihr könnt euch ja schon mal kennen lernen...“ schlug sie vor und ehe weder er noch ich etwas sagen konnten, war sie wie der Blitz verschwunden. Mick blinzelte ein paar Mal und wandte sich dann mir zu.
Ich frage mich manchmal wirklich, wie sie das macht. Ständig... ich rede mit ihr, und dann steht sie plötzlich ganz wo anders...“ murmelte er halblaut. Fast hätte ich ihn ausgelacht.
Das kommt daher, dass sie ein Vampir ist, du einfältiger Idiot, dachte ich verächtlich und konnte mit Mühe ein Schnauben zurückhalten.
kennen Sie beide sich schon länger?“ fragte er mit einer kleinen Note von Besitzergreifung. „Sie wirken so vertraut...“ Täuschte ich mich, oder war das aufkeimende Eifersucht?
Ja, schon etwas. Ich mag sie sehr. Rein Platonisch natürlich.“ schob ich hinterher und hatte sofort den gewünschten Effekt erzielt. Seine Augen folgten ihr überall hin. Mich sah er gar nicht mehr. Jetzt wollte ich testen, wie schnell er merkte, dass ich nicht mehr hinter ihm stand. Nicht sonderlich schnell. Ich hatte mich schon an die Bar zurück gezogen, da drehte er sich um, wollte augenscheinlich etwas sagen und stockte. Ich stand schließlich nicht mehr dort, wo ich vorhin noch gestanden hatte und konnte seinem Gequassel über die Vorzüge Coralines, die ich selbst hatte austesten dürfen, entkommen.

Und, wie gefällt er dir?“ fragte sie von der Seite. Hätte ich sie nicht gerochen, ich wäre sicherlich zusammen gezuckt. So aber war das einzige, was zuckte, meine Schulterpartie.
Ist er dein neues Haustier?“ fragte ich beiläufig und ließ mir ein Glas Sekt bringen. Sie lächelte wehmütig.
Nein, ich glaube, da ist mehr...“ sagte sie sehr leise. Ich prustete in mein Glas.
Wie oft habe ich diesen Satz aus deinem Mund gehört.“ sagte ich grinsend und sie starrte mich vorwurfsvoll an.
Ich meine das ernst! Ich könnte mir durchaus vorstellen...“
...ihn zu verwandeln?“ fragte ich und zog die Augenbrauen in die Höhe. Sie lächelte. „Weiß er, was du bist?“ fragte ich nach. Wieso interessierte mich plötzlich, was mit diesem Mann passierte? Warum war mir nicht einfach egal, ob er leer gesaugt wurde oder beim Liebesspiel mit ihr den Tod fand?

Sie schüttelte den Kopf.
Nein. Und ich habe nicht vor, es ihm zu sagen. Noch nicht. Es fehlt noch etwas anderes, dass mich sicher sein lässt...“ Ein amüsiertes Schnauben meinerseits.
Was denn, wartest du, dass er mit einer kleinen schwarzen Schachtel vor dir niederkniet und...“ dann stockte ich abrupt. Ihr Gesichtsausdruck hatte zu viel verraten.
Das hat er nicht wirklich getan!“ flüsterte ich heiser und überrascht zugleich. Sie schlug die Augen nieder.
Noch nicht. Aber er war unvorsichtig. Ich habe den Ring gesehen. Vielleicht fragt er mich noch heute Nacht...“ schwärmte sie mir vor und ich schüttelte den Kopf. Sie war mir nie wie jemand vorgekommen, der sich fest binden wollte, und dann schon gar nicht an so ein... Schoßhündchen.
Allein die Gewissheit, dass sie ihn verwandeln und vielleicht töten würde, ließ mich Abstand halten. Danach würde ich nie wieder etwas mit Coraline zu tun haben. Oder mit dem singenden Schoßhündchen.


„Und doch ist genau das passiert.“ flüsterte Sophia und lehnte den Kopf an meine Brust.
„Glaubst du, sie bereut, was sie Mick angetan hat?“ fragte sie und sah mir in die Augen. Ich schüttelte den Kopf.
„Für sie war es keine Strafe, sondern ein Geschenk an ihn. 'ich habe dich vom Tode befreit.' Hat sie zu ihm gesagt. Um ewig mit ihm zusammen sein zu können. Nur wollte Mick das nicht.“ erklärte ich und hoffte, dass er das auch nicht wollen würde, wenn er dieses Geschenk zurück erhalten würde, von wem auch immer.
 
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