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Kapitel 28 – Ein neues Leben

Es war merkwürdig. Und es roch fremd, ja, die Luft schmeckte sogar anders. Sofern man das sagen konnte, wenn einen der Holzpflock in der Brust lähmte. Sophia fühlte sich wie ein Brett, dass man irgendwo abgelegt hatte, um es am nächsten Morgen wieder mit zu nehmen. Viel bewegen konnte sie sich dadurch wirklich nicht, aber sie konnte die Herzschläge von Beth und Pat überdeutlich in der Nacht hören und Josef neben sich spüren, der seelenruhig schlief. Das konnte er, weil Guillermo für sie alle Wache stand am Rand des kleinen Lichtkreises, der von dem sterbenden Feuer ausging.

Dessen Hitze konnte sie selbst auf die Entfernung spüren, dass sie dachte, sie selbst müsse verbrennen. Aber das geschah nicht. Irgendwann kam Guillermo zu ihr herüber und zog ihr den Pflock aus der Brust. Einen Finger auf die Lippen gelegt bedeutete er ihr aufzustehen.
„Was...?“ fing sie an, aber er bedeutete ihr nur, zu schweigen und führte sie ein Stück von den anderen weg. Sophia konnte sich denken, dass Josef nur all zu schnell bemerken würde, dass sie fehlte, dann nämlich, wenn er nach ihr fasste im Schlaf und sie nicht neben sich fand.
Wie es wohl sein würde, sich mit ihm eine Kühltruhe zu teilen?

„Ich dachte nur, vielleicht hast du nach den Stunden der Starre Durst.“ murmelt der Pathologe und als hätte das Wörtchen „Durst“ sie wieder auf den richtigen Weg gebracht, brannte ihre Kehle plötzlich wie Feuer und Beth und Pat roch sie noch intensiver. Als sie sich aus einer Neigung heraus zu ihnen wandte, hielt Guillermo sie fest.
„Nein, Sophia.“ murmelte er. „Das willst du nicht wirklich tun, glaub mir.“ stattdessen lenkte er ihren Blick auf einen getöteten Affen auf dem Boden.
„Ich habe vorgesorgt. Weil ich denke nicht, dass du schon weißt, wie man jagt, oder?“ fragt er grinsend und sie schüttelte beschämt den Kopf. Vorsichtig hob sie das tote Tier vom Boden auf. Es war gerade erst getötet worden. Das Blut pulsierte noch schwach durch die Adern und Wärme ging von dem kleinen Körper aus, nicht größer als der eines Kindes.
Eigentlich war der Affe etwa so groß wie ein menschliches neugeborenes. Seine Hände, seine  Augen, all das wirkte so kindlich... Sophia verzog angewidert das Gesicht und ließ das Tier wieder fallen. So stark ihr Durst auch war, das würde sie nicht beißen und leer saugen.

Guillermo sah sie mit großen Augen an.
„Was ist denn? Hast du... keinen Durst?“ fragte er nach und sie trat einen Schritt von dem toten Affen zurück und schüttelte den Kopf, die Augen fest zusammen gekniffen, um das Tier nicht sehen zu müssen. Es wirkte so menschlich...
Zitternd wich sie vor ihm zurück, als wäre er ein Monster.
„Ich... ich kann das nicht...“ flüsterte sie zitternd, um die anderen nicht zu wecken. Sie sah es nicht, aber Guillermo konnte von seinem Platz gut sehen, dass die Stelle, an der Josef vor Sekunden noch gelegen hatte, leer war. Dann trat er aus den Schatten hinter Sophia und legte ihr den Arm um die Mitte sowie das Kinn auf die Schulter.

„Du musst aber etwas essen, Liebes.“ flüsterte er. Sophia schüttelte wieder nur den Kopf. Josef rieb ihr beruhigend die Schulter.
„Es braucht eine Zeit, bis man sich daran gewöhnt, aber...“ sie schüttelte nur hektisch den Kopf und riss sich von ihm los.
„Nein! Wie kann ich mich daran gewöhnen? Wie kann ich...“ flüsterte sie und sank zu Boden, bevor er sie auffangen konnte. Zitternd blieb sie dort sitzen.
„Das ist als würde man ein Kind beißen und leertrinken. Würdest du...“ sie sah Josef nicht in die Augen, aber er stieß die angehaltene Luft aus und sah zur Seite, als hätte sie ihn geschlagen.

„Nein.“ murmelte er leise. „ich würde keinem Kind auf diese Weise weh tun, wenn es das war, was du meintest.“ sagte er und ging ein paar Schritte weg. Er kam gerade so in den Lichtkreis des Feuers und betrachtete die schlafenden Gestalten von Beth und Patricia. Sein Gesicht wurde von dem Feuerschein in ein ganz anderes Licht getaucht, dann blies ein Windstoß über die Lichtung und das Feuer erlosch funkenstiebend.
Josef trat es noch zusätzlich aus und scharrte Erde darüber, auch wenn es noch mitten in der Nacht war. Aber die beiden Frauen hatten ja Decken, in die sie sich einwickeln konnten.
„Aber du musst etwas zu dir nehmen.“ sprach r dann weiter, leise und ruhig. „Wenn du es nicht tust...“ er tauschte einen Blick mit dem Pathologen, der nickte.
„Du würdest schreckliche Schmerzen spüren. Nicht nur das Brennen in deiner kehle, sondern bald überall. Du bist noch jung, für dich ist es schlimmer als für uns, weil wir so etwas schon öfter durchgemacht haben und wissen, wie lange wir ohne Nahrung auskommen können, aber bei dir...“ er setzte sich auf einen umgefallenen Baumstamm und sah zu den anderen beiden herüber.

Sophia war kreidebleich geworden. „Du... das sagst du nur, um mir Angst zu machen. Damit ich etwas trinke und keine Gefahr mehr bin für... für die anderen.“ stellte sie unsicher fest. Josef schüttelte nur den Kopf.
„Du kannst es gern selbst herausfinden...“ murmelte er. Sophia stutzte. Er wirkte desinteressiert, so als ginge ihn das alles gar nichts an. Bis zu einem gewissen Grad konnte sie das verstehen. Immerhin hatte er gerade seinen besten Freund verloren und wusste nicht, wohin die Legion ihn gebracht hatte, und zum anderen war da noch sie. Die unkontrollierbare, ungezähmte neugeborene, die er sich angelacht hatte.

Frustriert ließ sie den Kopf sinken. Wie hatte sie so dumm sein können? Wie hatte sie ich zwischen Mick und die Gewehre werfen können? Nicht nur, dass es nichts genutzt hatte, aber sie selbst war dabei auch fast gestorben.
Sie war gestorben. Aber so war es besser als wirklich tot zu sein. Sie hätte es nicht ertragen, Josef leiden zu sehen und doch tat er genau das. Er litt. Ihretwegen. Und sie konnte sich auch schon genau ausmalen warum.
Trotzdem ging sie zu ihm herüber und legte ihm den Arm um die Schulter.
„Was ist los?“ fragte sie. „Hey, was denn. Jetzt gibt es kein 'Bis das der Tod euch scheidet' mehr.“ Er wandte nur schnaubend den Blick ab angesichts ihrer aufgesetzten Fröhlichkeit und ging ein Stück von ihr weg,

„Was...?“ murmelte sie leise und Guillermo kam zu ihr, einen Vogel von der Größe eines Truthahns in den Händen.
„Ist das besser als der Affe?“ fragte er und sie sah, dass er besagten Affen schon hatte verschwinden lassen. Vermutlich hatte er ihn selbst ausgetrunken und dann vergraben. Beim Anblick des toten Vogels wurde ihr erst wieder bewusst, wie durstig sie wirklich war. So war es kein Wunder, dass sie dem Pathologen den Vogel fast entriss und gierig ihre Zähne in das Tier grub, dass die federn nur so flogen.
Nach beendetem Mahl sah sie sich ach Josef um. Er war zu dem kleinen Wasserlauf gegangen, der hier floss und wusch sich genau wie sie die Reste der letzten Mahlzeit aus dem Gesicht.

Langsam sah er auf. Wasserperlen flogen aus seinem kurzen Igelschnitt, liefen seine Wangen hinab wie Tränen und verschwanden in dem schmutzigen und zerrissenen Kragen seines Hemdes.
Auch seine Augen waren noch eisblau vom Vampirismus, ebenso wie ihre, wie sie mit einem Blick in das Wasser feststellte. Der Mond bracht durch die Wolken und die Bäume und warf eine silberne Scheibe auf das Wasser, die sich kräuselte, als der Wind darüber hinweg strich.
„Josef, ich... ich wollte nicht... es...“ sie bekam kaum einen vernünftigen Satz zu Stande. Wie konnte sie ihm erklären, was gerade in ihr vorging, ohne ihn noch wütender zu machen?

„Hör zu, ich weiß, dass das keine gute Situation war... ich meine, mit Mick... ich hätte nicht...“ Der Blick, der sie jetzt traf, war so voller Wut, dass sie automatisch ein Stück vor ihm zurückwich. Ähnlich hatte er sie angesehen, als sie sich das erste Mal getroffen hatten, nur ar der Hunger von damals in seinem Blick jetzt durch etwas ersetzt worden, dass sie nicht in Worte zu fassen vermochte. War es Hass, auf sie?
„Genau, du hättest es nicht tun dürfen und doch hast du es getan! Und da wüsste ich gern einmal, warum?“ fragte er schneidend und lief vor ihr auf und ab wie ein Panther vor dem Sprung.
„Ich... ich war so dumm, ich dachte, ich könnte Mick... beschützen...“ schluchzte sie leise.
Ein zorniges Grollen kam aus seinem Mund.
„Du warst ein Mensch! Wie kann ein Mensch einen Vampir beschützen, sag mir das mal!“ fauchte er zurück. Beth ein paar Meter weiter öffnete die Augen und sah sich um, legte sich dann aber wieder hin.

Sophia zog es von da an vor, sich mit Josef in einer Frequenz zu verständigen, die die beiden Frauen nicht würden hören können.
„Ich wusste nicht, was ich tat, Josef! Es war dumm, ich weiß es ja, aber jetzt...“
Wieder ließ er sie nicht ausreden.
„Jetzt hast du, was du immer wolltest. Jetzt bist du so wie ich und kannst all die guten Dinge tun, die ich auch kann. Du wolltest es doch so, wieso sträubst du dich dann dagegen?“ fragte er ätzend zurück. Sophia senkte den Kopf.
„Glaubst du, ich hätte das mit Absicht gemacht? Weil du gesagt hast, du machst es erst, wenn du keine andere Wahl mehr hast? Glaubst du, ich hätte mich den Kugeln in den Weg geworfen, damit du diese Wahl nicht mehr hast? Damit du gezwungen bist, mich zu verwandeln?“ fragte sie und wurde mit jedem Wort lauter, blieb aber in der niedrigen Frequenz.
Josef sah ihr nicht in die Augen und das reichte ihr als Antwort.
„Schön!“ fauchte sie. „Dann frage ich Guillermo, ob er mir alles beibringt, wo du das scheinbar nicht willst...“ Knurrend fuhr Josef zu ihr herum und packte sie hart am Arm. Das alles geschah so geräuschlos, dass nicht mal eine Maus im Gebüsch sie gehört hätte.

„Mein Freund ist entführt worden, Sophia! Wenn wir Pech haben, haben sie ihn vielleicht schon getötet und alles, woran du denken kannst ist, was für Vorzüge es hat, ein gottverdammter Blutsauger zu sein? Merkst du eigentlich, in was du dich da rein geritten hast? Jetzt werden sie dich auch jagen! Du wirst auch keine ruhige Minute mehr haben! Dich werden sie genau so gnadenlos verfolgen wie mich oder Mick!“ fauchte er wütend und drehte sich weg. Von dem Standpunkt hatte Sophia die ganze Sache noch gar nicht betrachtet, auch wenn sie von vorn herein gewusste hatte, dass es so würde kommen müssen. Jetzt würde sie auch gejagt werden, wohin sie auch ging.
„Ich...“ sie senkte beschämt den Kopf und er ging weiter auf und ab, eine Eigenschaft, die sie einerseits an ihm liebte, aber die sie gerade wahnsinnig nervös machte.

„Ich weiß...“ murmelte sie dann und sah, wie sein Blick seltsam weich wurde, wie er zu ihr herüber kam und sie in die Arme schloss. Diesmal erwiderte sie die Umarmung zögerlicher, um ihm nicht schon wieder sämtliche Knochen zu brechen. Sie wusste selbst nicht, was vor ein paar Stunden mit ihr los gewesen war, aber vielleicht war es wirklich nur die Veränderung gewesen. Alles hatte sich fremd angefühlt und fremd gerochen. Und er hatte für einen Moment fremd ausgesehen und dann... dann wieder war er so überirdisch schön gewesen, dass ihr die Luft weggeblieben war. Dabei war ihr aufgefallen, dass sie nicht nötigerweise atmen musste, aber sie tat es. Denn dann schmeckte man die Luft um sich herum. So mussten sich Schlangen fühlen.

„Aber kannst du mir nicht beibringen, wie man sich verteidigt? Ich... ich versuche auch, dir nichts zu brechen.“ murmelte sie leise und hörte ihn zu ihrer Verblüffung leise lachen. Er schob sie ein Stück von sich weg.
„Ich kann es versuchen.“ meinte er ausweichend. Sie sah ihn gespielt empört an. „Aber du kannst das sicher gut, du hast doch bestimmt viele Vampire geschaffen und betreut, du weißt ganz sicher, wie das geht!“ sie wusste, dass es albern war wenn sie bettelte wie ein Kind, aber sie konnte nicht anders. Schließlich ging es hierbei um mehr als um eine Tüte Süßigkeiten.
„Und wenn nicht, dann hilft Guillermo mir sicher.“ murmelte sie trotzig. Jetzt hatte sie seinen Ehrgeiz geweckt, genau das, was sie wollte. Sie neigte den Kopf und ließ ihren Pony nach vorn fallen, damit er ihr Grinsen nicht sah.
„Ich denke, ich kriege das ganz gut hin.“ meinte er mit funkelnden Augen und drückte sie noch einmal kurz an sich, bevor er sie an der Hand nahm und ein Stück von den anderen entfernt auf dem Boden Anstalten machte, sich nieder zu legen.

Ihr entging nicht, dass er sie fest in den Arm nahm und die Hände ineinander verschränkte, falls sie in der Nacht auf die Idee kommen sollte bei Beth und Patricia zu naschen. Aber sie war noch viel zu aufgewühlt, um zu schlafen, und so lag sie noch lange wach und dachte nach, bevor der Schlaf auch sie endlich holen kam.

*


Am nächsten Morgen war ich schneller wach als Sophia und rüttelte sie an der Schulter aus dem Reich der Träume.
„Aufstehen, Schönheit.“ murmelte ich leise und kitzelte sie, bis sie quietschend erwachte. Jetzt war auch der Rest von uns wach. Beth und Patricia hoben verschlafen die Köpfe und pflückten sich Äste und kleine Käfer aus den Haaren. Die zu kämmen wäre sinnlos gewesen, das sah sogar ich sofort.
Auch Guillermo erwachte von seinem Schlafplatz. Er hatte wohl sitzend und an einen Baum gelehnt Wache gehalten, aber die Müdigkeit musste ihn übermannt haben und so war er eingeschlafen. Zum Glück war keiner der Legion mehr in der Nähe, und so machten wir uns bloß aufbruchsfertig. Die Frage war nur: Wohin brachen wir auf?

Wir wussten ja nicht einmal, wohin die Legion Mick gebracht hatte. Also entfachte ich mit Guillermos Hilfe ein neues Feuer, um das wir uns setzten. Die beiden Damen aßen etwas, während Guillermo mit Sophia jagen ging und wenig später kamen die beiden mit zwei großen Hirschen zurück. Wie es sich gehörte, teilte ich meine Ration mit Sophia etwas entfernt von den beiden Frauen. Sie sollten nicht noch verstörter werden als ohnehin schon.
Nachdem wir alle mehr oder weniger gesättigt waren, gab es ein weiteres Problem. Sophia war noch nicht ganz vom Durst befreit und deswegen blieb uns die Möglichkeit, ihr wieder einen Pflock in die Brust zu schlagen und sie den restlichen Weg abwechselnd zu tragen oder aber ihr wenigstens die Hände zu fesseln. Beides hätte Fragen aufgeworfen, wenn man uns in bewohntem Gebiet gesehen hätte, also mussten wir darauf vertrauen, dass entweder Guillermo oder ich schnell genug waren, um sie nötigstenfalls zu fangen, bevor sie eine Dummheit beging.

Schlussendlich entschieden wir uns dafür, ihr keine Fesseln anzulegen und auf unsere Schnelligkeit zu vertrauen. Laut Patricia würde es noch eine ganze Weile dauern, bis wir aus diesem verdammten Wald heraus kamen, aber so lange dauerte es dann doch nicht mehr. Nach nur zwei Tagen hatten wir den Wald hinter uns gelassen und waren über Umwegen in die nächste Stadt gelangt. Sich in großen Menschenmassen zu bewegen war für Sophia ein größeres Problem, als sie von sich von sich aus zugegeben hätte, aber ich merkte es, weil sie sich an meinen Arm klammerte und die Zähne zusammengebissen hatte. Teilweise ging sie blind, weil sie die Augen geschlossen halten musste, damit man ihr den Vampir nicht ansah, bis ich mich erbarmte und ihr meine Sonnenrille lieh.

Aber ich merkte, wie verkrampft sie war, bis man dachte, sie leide körperliche Schmerzen. Schließlich hatte Guillermo die rettende Idee, für uns alle Blutkonserven in einem Krankenhaus zu kaufen. Ich gab ihm eine genügend große Geldsumme mit, die gereicht hätte, um den Papst zu bestechen und wenig später kam er in unser Hotel zurück, die Kühltasche unter dem Arm. Für jeden von uns war etwas dabei. Guillermo bekam sein B-Negativ, dass er so liebte, ich konnte mich an meinem 0-Positiv laben und für Sophia hatte Guillermo vier verschiedene Sorten zur Auswahl mitgebracht.
Was er als Ausrede benutzt hatte, wollte ich gar nicht erst wissen, aber wichtig war, dass er das Blut bekommen hatte und wir unseren Durst löschen konnten, auch wenn ich Konservenblut verabscheute. Ich hatte gerade einen Beutel mit 0-Positiv angebissen, als Sophia sich schnuppernd zu mir beugte und ihr Glas mit Blut stehen ließ.
„Riecht das besser für dich?“ fragte ich neckend und rutschte auf dem Bett ein Stück von ihr weg. Sie kam mir nach,bis an das Ende des Bettes, wo ich nicht mehr ausweichen konnte und gezwungen war, sitzen zu bleiben. Widerstrebend tauschte ich mit ihr und trank ihr Glas in zwei Zügen aus, um mir anschließend den schlechten Nachgeschmack des A-Positiv- von den Lippen zu lecken, dass Sophia getrunken hatte und das anscheinend auch nicht so gut geschmeckt hatte wie gedacht.

Der Einzige, der das wohl ohne zu murren trank, war Mick. Was mich mit einem schmerzhaften Stich wieder auf den eigentlichen Grund brachte, warum wir überhaupt in dieser Situation waren. Mick war weg und wir wussten beim besten willen nicht, wo er war.
Nach einer Weile setzte Beth sich vorsichtig neben mich, außer Reichweite von Sophia, um sich mit mir zu unterhalten.
„Fragst du dich auch, wo er ist?“ fragte sie vorsichtig nach und ich nickte, den Blick seltsam unfokussiert und stellte mein Glas weg.
„Natürlich frage ich mich, wo er ist. Das frage ich mich jede wache Sekunde und teilweise sogar im Schlaf, wenn ich nicht gerade damit beschäftigt bin, Sophia ein bisschen zu zügeln.“ die angesprochene senkte beschämt lächelnd den Kopf, aber ich knuffte sie einfach nur in die Seite und schob ihr noch ein Glas Blut hin, welches sie anstandslos trank.

„Und mir fällt nur ein Ort ein, an dem er sein könnte, wenn die Legion ihn noch nicht getötet hat.“ murmelte ich und die anderen kamen zu uns herüber und setzten sich um uns herum.
„Ich denke mal, ihr alle kennt den Ort, an dem ich... nun, ihr kennt ihn.“ murmelte ich. Mich daran zu erinnern war immer noch nicht leicht, aber noch schwerer wurde es dadurch, dass meine Gestalt in meinen Träumen jetzt durch Mick ersetzt wurde, wann immer ich davon träumte, ob im Schlaf oder im wachen Zustand.
„Ich denke, dass ist der einzige Ort, wo die Legion Mick hinbringen würde.“ überlegte ich laut.
Nach einer Weile war es beschlossene Sache, zuerst dort nach Mick zu suchen.

*


In den Bunker herein zu kommen war nicht das Problem. Mich meinen inneren Dämonen zu stellen schon eher. Sobald ich das Gebäude betreten hatte, schien mir die Luft weg zu bleiben. Auch wenn ich nicht atmen musste, nahm ich doch mehrere kurze, flache Atemzüge, bis sich alles um mich herum drehte. Mir stand kalter Schweiß auf der Stirn und Patricia blickte mich besorgt an. Sophia und Beth waren sofort an meiner Seite,redeten auf mich ein und stützten mich. Was sie sagten, verstand ich nicht. Dazu rauschte es in meinen Ohren zu sehr. Vorsichtig setzte ich mich auf den Boden, is ich mich wieder beruhigt hatte, aber jeder weiterer Schritt war eine Folter für mich.
Die ganzen Gerüche, Geräusche und Erinnerungen kamen wieder hoch und erstickten mich. Aber ich ließ mich nicht ersticken und stemmte mich vehement gegen diese Eindrücke, die auf mich einströmten. Die Nachwirkungen der Schmerzen, die Schreie der anderen gefangenen, all das versuchte ich auszublenden um weitermachen zu können.

Wir waren noch nicht weit gegangen, als uns Schritte entgegen kamen. Wer konnte uns hier, in diesem verkommenen, verrotteten Bunker, entgegen kommen? Männer der Legion? War das am Ende eine Falle? Sicherheitshalber kauerten Guillermo und ich uns kampfbereit nieder. Sophia tat es uns nach, auch wenn ich ihr bedeutete, es nicht zu tun.
Doch wer uns um die nächste Biegung des Ganges entgegen kam, war kein Mann der Legion.
Erschrocken hörte ich Beth die Luft einziehen und ich selbst hätte nicht erstaunter schauen können. Denn wer uns entgegen kam war niemand anderes als Benjamin Talbot.

 
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