Meine Geschichten
  Epilog
 
Es war ein kalter Tag im Dezember 2058. Der Schnee fiel Leise auf den Rasen, die Bäume, die Mauern und hinterließ überall eine weiße Decke. Menschen kamen aus der kleinen Kapelle, dick eingemummelt in Wintermäntel, Schals, Mützen und Handschuhen. Und noch viel wichtiger, es war Heiligabend.
Eine einzelne Figur folgte dem Strom der anderen und bog dann in eine andere Reihe ab. Hier standen die Gräber weiter auseinander, Marmorengel standen zum Himmel aufgerichtet, fast nicht zu sehen gegen das Schneetreiben. Denn ein Friedhof war es, den die Figur dort besuchte. Sie ging zielstrebig den Weg entlang, so, als täte sie das schon seit Jahren.
Die Augen waren das Einzige, was man von dem Gesicht noch erkennen konnte, denn über Nase und Mund zog sich ein bunt gemusterter Schal gegen die Kälte, eine flauschige Mütze saß auf dem Kopf des Mannes. Nur am unteren Rand spitzten ein paar kurze braune Stacheln hervor.
Die braunen Augen des Mannes suchten etwas, während der Atem ihm wie eine weiße Wolke vor dem Gesicht stand. Schließlich fand er das Grab, dass er suchte und kniete nieder. Dass der Schnee durch den Stoff seiner teuren Hose drang, kümmerte ihn nicht.

Vorsichtig zog ich mir den Schal von Nase und Kinn, um frei beten zu können. Es kamen mir keine wirklichen Worte über die Lippen, es war mehr ein stummes Gebet. Aber der Wollstoff kratzte schon länger und ich trug ihn nur zur Tarnung. Immerhin wäre es aufgefallen, wenn ich nur ein T-Shirt und Shorts getragen hätte. Der Schneematsch störte mich nicht, denn ich war mit den Gedanken ganz wo anders.

Ich weiß noch, wie Richard die Spritzen vor uns hingelegt hatte. Vier, für jeden von uns eine. Logan, Ryder und Lance wollten nicht und ich zögerte noch.
„Und ihr seid sicher, dass das wirkt?“ fragte Mick an Guillermo und Richard gewandt. Ich selbst hatte so meine Zweifel, hatte ich doch gesehen, was das Mittel im unfertigen zustand mit Mick ausgelöst hatte.
Richard nickte.
„Hundertprozentig sicher.“
Mick schien ihm zu glauben, denn er nahm sich eine Spritze und machte die Kappe ab. Guillermo war der nächste, nur Sophia und ich hielten uns zurück.
„Sophia...“ fing ich an, aber sie sah einfach nur auf die Spritze in Micks Hand, dann sah sie zu mir.
„Wieso... wieso tun wir das? Bei Mick kann ich es noch verstehen, aber...“ unterbrach sie mich und ich seufzte. Seit wir gewusst hatten, dass es einen Weg gab, das Heilmittel permanent zu machen und seit es uns gelungen war, sträubte sie sich.
„Du weißt, dass deine Verwandlung nur eine Notlösung war.“ erwiderte ich sanft, bevor sie etwas sagen konnte.
„Mick hat sich dieses leben nicht ausgesucht. Er ist unendlich glücklich, wieder ein Mensch sein zu dürfen und eines Tages auf natürlichem weg zu sterben. Und das solltest du auch tun.“ sagte ich sanft und strich ihr eine Haarsträhne aus der Stirn.
Sie schluckte.
„Was ist mit dir? Willst du kein Mensch sein?“
ich schüttelte sanft lachend mein Haupt.
„Wenn man so lange Vampir ist wie ich, kann man nicht mehr zurück.“

Und obwohl oder vielleicht gerade weil es erst zwei Jahre her ist, dass ich ihr Versprechen eingelöst habe, tut es nicht weniger weh. Der Schmerz war auch jetzt wie ein scharfes Messer, dass mein Herz zum bluten brachte, als ich auf den Grabstein starrte, auf dem untereinander drei Namen standen

Beth St. John
Mick St. John
Sophia Kostan

Vorsichtig stand ich wieder auf und legte die gebündelten Rosen und Lilien auf das Grab, die ich bis dahin festgehalten hatte. Im Aufstehen schlug ich ein Kreuz und faltete dann die Hände zum stummen Gebet ineinander.
So war es nun einmal. Ich konnte nicht mehr zurück.
 
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