Meine Geschichten
  Vampirsolidarität
 
Ja ja, Vampirsolidarität. Bla, bla, bla und so weiter...“
Ach und denk dran: Ich bin der Einzige, der nicht nur deines Geldes wegen mit dir befreundet ist.“
Das ist wahr. Traurig, aber wahr.“

Episode 1.01 „Vampire existieren nicht.“


Sophia hatte ihre Mutter noch zur Tür gebracht und sich dann einen Tee gekocht, als es am Fenster klopfte und Mick davor saß. Lächelnd machte sie ihm auf, aber er konnte sehen, hören und riechen, dass sie mehr als nervös war.
„Wieso nimmst du nicht die Vordertür, wie jeder normale Mensch auch?“ versuchte sie einen müden Scherz und machte das Fenster hinter ihm wieder zu. Er lächelte, als er sich aufs Sofa setzte.
„Naja durchs Fenster geht es meist schneller und da ich kein normaler Mensch bin...“ sagte er und streckte die Arme über die Lehne des Sofas. Sie setzte sich neben ihn und stellte die dampfende Tasse auf einen Untersetzer.
Ihre Mundwinkel zuckten.
„Du kannst froh sein, dass meine Mutter gerade gegangen ist. Sie weiß nämlich gar nicht, wie speziell ihr seid.“ sagte sie und vergrub den Kopf in den Händen. Es war eine Geste reiner Hilflosigkeit und Mick legte ihr einen Arm um die Schultern.
„Wir finden ihn, Sophia! Wenn ihm etwas passiert ist, finden wir ihn.“ sagte er beschwörend und sah ihr in die Augen. Sie nickte schwach. „Ich war in seiner Wohnung, die ist total unbenutzt. Es fehlen keine Kleider im Kleiderschrank, keine persönlichen Gegenstände, der Blutvorrat im Kühlschrank ist auch noch da und sein Auto steht vor der Tür. Also hat er sich wohl nicht gestern Abend nach Mexiko abgesetzt. Und wenn, hätte er mir oder dir Bescheid gesagt. Ganz sicher. Ich habe ihn nicht beobachtet, als er aus dem Wald raus ist, was ich vielleicht hätte tun sollen, deswegen fange ich dort zuerst an zu suchen.“ er stand auf, aber Sophia hielt ihn zurück.

„Lass mich mitkommen, vielleicht kann ich dir helfen.“ bot sie an. Er dachte eine Weile darüber nach. „Nein.“ sagte er bestimmt. „Du bleibst hier. Ich will nicht, dass du auch noch verloren gehst.“ Sie hielt ihn immer noch fest. „Du kannst doch nicht von mir verlangen, dass ich hier sitzen bleibe und so tue, als wäre nichts gewesen, während du dich in Gefahr begibst! Dass ich einfach hier bleibe und Däumchen drehe und nicht weiß, was los ist! Lass mich mitkommen, ich könnte-“
Er drehte sich zu ihr um und knurrte kurz.
„Ich habe gesagt, dass du das nicht tun wirst, also bleibt es dabei! Du bleibst hier!“ Verschreckt ließ sie sich wieder auf die Couch sinken und unter seinem fordernden Blick nickte sie eingeschüchtert.
„Schön, dass wir das geklärt haben.“ er ging zur Tür. „ich melde mich bei dir, sobald ich etwas neues weiß. Und du rührst dich nicht von der Stelle, kapiert? Keine Alleingänge.“ mahnte er und war wenig später nach draußen verschwunden.

*


Stille. Nur manchmal rasselte eine Kette oder man hörte das Brüllen der Gefangenen, wenn wiedermal ein Verhör anstand. Wäre John nicht gewesen, ich hätte längst aufgegeben und ihnen alles erzählt, was sie wissen wollten, nur damit dieser Schmerz endlich aufhörte. Das war schon das zweite Verhör gewesen, dabei war ich gerade mal ein paar Stunden hier. John hatte mir erklärt, wie das ablief.
„Euch neue“, sagte er im Flüsterton zu mir, als ich erschöpft in meine Zelle getaumelt war, „nehmen sie sich am Anfang besonders oft vor. Oft zwei Mal am Tag, auch spät nachts noch, wenn es hier relativ ruhig ist. Nur manchmal wimmern noch einige, wenn die Wunden nach einer Zeit nicht mehr heilen wollen und jeder Schritt weh tut. Dann wachst du auf weil jemand schreit und die Hölle bricht los. Wir hatten hier schon öfter Aufstände der ganzen Gruppe, wenn nachts noch einer gefoltert wurde. Und ich sage es dir noch mal: Egal, wie oft sie dich fragen, und sei es dass sie dich drei oder viermal am tag aus der Zelle holen, du sagst ihnen nichts!“ flüsterte er rau. Er ließ mich auf mein Blut schwören, dass ich nichts preisgeben würde. Das hatte ich gar nicht vor, denn das hieße, meine eigenen Freunde zu verraten. Und das wollte ich nicht. Nie würde auch nur ein Wort über meine Lippen kommen, egal, mit was sie mich folterten.
„Wie alt bist du, Josef?“ fragte er unvermittelt. „Vampirtechnisch gesehen vierhundertzehn. Menschlich gesehen dreißig. Wieso?“ fragte ich nach und hockte mich neben ihn, gegen die Gitterstäbe gelehnt. Nach der letzten Folter hatten sie mir die Ketten nicht wieder angelegt, ich hatte also Spielraum in der ganzen Zelle.
Er schüttelte den Kopf. „Das spielt keine Rolle. Letzte Woche haben sie einen verbrannt, der sechshundert war.“ sagte er müde. Ich starrte ihn an. Nie hätte ich gedacht, überhaupt die vierhundert zu erreichen und hier starben Vampire, die so alt waren, dass... mir fiel keine passende Beschreibung dafür ein.

„Aber... ich verstehe nicht... was bezwecken sie damit uns zu fangen? Wieso töten sie uns nicht sofort?“ fragte ich zitternd. Eigentlich wusste ich die Antwort bereits, aber ich wollte sie aus Johns Mund hören.
„Für sie sind wir der Abschaum der Gesellschaft. Ich weiß, wir geben uns nicht zu erkennen, wenn wir es vermeiden können, aber hin und wieder gibt es welche, die sich nicht daran halten. Die ermordeten Teenager zum Beispiel. Es war auffällig. Und bei so was schreiten sie ein. Wenn es zu eskalieren droht. Du hast doch den Artikel gelesen?“ fragte er und ich nickte stumm.
Ich hatte den Artikel nicht nur gelesen, ich wusste auch, wer hinter diesen Morden steckte.
„Aber warum bestrafen sie dann Vampire, die gar nichts getan haben? Wieso finden sie nicht den, der das getan hat und bringen den um?“
Weil das nicht mehr möglich war, fiel mir ein. Catherine war in dem brennenden Haus ums Leben gekommen.
„Und wie finden die Menschen raus, wer von uns es war? Die haben keine so guten Sinne wie wir. Die können nicht unterscheiden, wer der Mörder ist und wer nichts getan hat. Also bringen sie alle Vampire um, die sie finden können und vorher quetschen sie aus uns noch ein paar Informationen heraus, wenn sie können. Wo die anderen Vampire sind, was für Fähigkeiten wir haben. Vampire mit besonderen Gaben sind hier besonders begehrt. Sie hetzen sie gegen die anderen auf und machte ihre Diener aus ihnen. Hast du eine besondere Gabe, Josef?“ fragte er und ich dachte nach. Nicht, dass es mir aufgefallen wäre. „Du meinst Gedankenlesen oder in die Zukunft sehen? Nein.“ sagte ich kopfschüttelnd.
Er seufzte.

„Dann werden sie dich genau so hart ran nehmen wie alle anderen auch. Die ohne Gabe sind nicht so viel wert, finden sie. Da muss man nicht so aufpassen, dass der betreffende Vampir unter der Behandlung nicht zerbricht.“ er ging zu seiner Pritsche zurück und legte sich darauf.
„Aber wenn deine Freunde kommen, wie du sagst, musst du vielleicht nicht mehr lange hier sein.“ sagte er beruhigend und auch ich ging zu meiner Pritsche und ließ mich darauf nieder. Ich hoffte, dass er Recht hatte.

*


Mick betrat die Lichtung, auf der sie gekämpft hatten. Er roch sich selbst, Josef, den fremden Vampir und Lielan noch deutlich, obwohl schon ein paar Stunden vergangen waren. Vorsichtig sah er sich um. Wenn hier etwas ungewöhnliches war, würde er es finden. Der Ast lag immer noch am Fuß des Stammes, an dem er zersplittert war und Mick hob ein Splitterstück auf und roch daran. Nichts. Nur der Holzgeruch stieg davon auf. Die Sonne brach durch die Wolken und er zog sich in den Schatten der Bäume zurück, gleichzeitig seine Sonnenbrille aufsetzend. Vorsichtig ging er weiter, sich immer im Schatten der Bäume aufhaltend. Hier war es angenehm kühl, und der Wind wisperte in den Blättern.
Wenn ihr mir sagen könntet, wo Josef ist, wäre ich schon ein ganzes Stück weiter.
Leider konnten sie das nicht. Also musste er auf eigene Faust suchen. Etwas von der Lichtung entfernt begann ein kleiner Pfad. Josef war hier entlang gegangen. Nur wenig später kam er an einer zweiten, kleineren Lichtung heraus. Wieder ein tiefer Atemzug Waldluft. Er konnte vor seinem inneren Augen förmlich sehen, was passiert sein musste, aber die Bilder liefen so schnell davon, dass er kaum Zeit hatte, sie zu packen. Männer waren hier gewesen. Menschen. Ein ganzer Haufen von ihnen. Es roch nach Feuer. Und Josefs Geruch war auch präsent. Aber was war passiert? Hatte man ihm hier aufgelauert und ihn verschleppt? Mick roch genauer. Er kam bis zu einem Punkt, an dem Josefs Geruch besonders stark war und kniete nieder. Auf dem blätterbestreuten Waldboden war es fast nicht auszumachen gewesen, aber Mick kannte den Geruch so gut wie kein zweiter. Josef war hier verwundet worden und die rostrote Flüssigkeit, die dort an den Blättern haftete...

Er fuhr mit dem Finger hindurch und leckte ab. Ganz klar, das war Josefs Blut. Den Geschmack kannte er. Zumal er der einzige Vampir gewesen sein musste, der hier lang gekommen war und dem Blut das typische eines Vampirs anhaftete, das man sonst bei Menschen nicht fand. Also war es hier zu einem Kampf gekommen. Wieso lagen dann hier eine Leichen verstreut? Man sollte meinen, Josef würde mit ein paar Menschen fertig. Aber das Blut hatte noch nach etwas anderem geschmeckt. Leicht holzig. Und es war Herzblut gewesen. Also hatte Josef vielleicht nicht einmal die Chance bekommen, sich zu verteidigen. Er hatte vielleicht einen der Angreifer angesprungen und der hatte ihm einen Holzpflock ins Herz gerammt. Aber wo hin hatten sie ihn gebracht? Das musste Mick als nächstes herausfinden und er betete, dass er nicht zu spät kam. Seine Hand fuhr in die Manteltasche, um sein Handy hervor zu ziehen und eine bestimmte Person anzurufen.
„Logan? Mick hier. Ich brauche nochmal deine Hilfe.“ Etwas klirrte. Logan hatte wohl gerade sein Frühstück auf dem Tisch abgestellt.
„Macht zweihunderfünfzig fünfzig.“ sagte Logan und Mick stöhnte auf.
„Ich bezahle dich, wenn du deinen Job machst. Du musst Josefs Handy für mich orten, es ist dringend.“ zischte er in den Hörer und zog sich wieder in den Schatten zurück.
„Gib mir die Nummer.“ Er diktierte sie ihm. Es dauerte ein paar Sekunden, in denen nichts zu hören war, dann klingelte irgend ein elektronisches gerät.
„Okay... sein Handy befindet sich.... in einem alten Militärbunker. Sieht nich so aus, als würde er da drin gerade eine Party feiern.“ sagte er und gab Mick die Koordinaten durch.
„Okay, Logan, ich will, dass du Ryder und Guillermo wach machst und dich umgehend mit ihnen in einen Flieger nach Seattle setzt.“ ordnete er an und ging währenddessen aus dem Wald heraus.
„Was? Aber-“
„Kein Aber! Ich schaffe das nicht alleine. Ihr müsst mir helfen.“ bat er und trat hinaus in die Sonne. Das Gesicht mit der Hand abschirmend ging er zurück zu seinem Wagen.
„Okay, ich sag ihnen Bescheid. Aber wenn wir ankommen will ich wissen, was es mit der Sache auf sich hat.“ rief er noch, aber da drückte Mick ihn schon weg und ließ den Motor an. Er musste erst zu Sophia und dann würde man weiter sehen.
 
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