Meine Geschichten
  Tell Them I Just Got Shot Down...
 
Someone please call 911
Tell them I just got shot down
And the bullets in my heart
Feel my body getting cold...

Wyclef Jean feat. Mary J. Blige – Someone please call 911


Es waren zwei Wochen vergangen, in denen ich das neue Leben als Mensch mehr als alles andere zuvor genossen hatte. Das Essen, Sonne baden, Kaffee und nicht zu vergessen.... auch der Sex war anders. Vielleicht nicht besser, aber anders. Ich schlug die Augen auf und blieb noch eine Weile liegen, die immer präsente Wärme von Sophias schlafender Gestalt neben mir. Ich konnte ihre ruhigen Atemzüge hören und das Klopfen ihres Herzens. Vielleicht nicht mehr so deutlich, wie noch als Vampir, aber er war trotzdem da, ein kleines, rhythmisches Beben unter meinen Fingerspitzen, die jetzt langsam ihren Arme hoch krabbelten wie eine Ameise. Oder eine Spinne.
Genau das schien sie auch zu denken, denn sich schlug meinen Hand weg, wohl nicht wissend, was das war, zog sich die Bettdecke bis zur Brust hoch und stieß einen hohen, kreischenden Entsetzensschrei aus. Spätestens jetzt war ich vollständig wach.
Hektisch sah sie sich um, während ich mit einem heiseren lachen aus dem Bett und auf meinen Hosenboden gefallen war, die Bettdecke immer noch um mich geschlungen und sie dadurch mit mir ziehend, sodass Sophia nur im Nachthemd da saß. Mit einem Ruck war sie aus dem Bett, weil sie jetzt erkannt hatte, dass das keineswegs eine Spinne gewesen war, und stürzte sich auf mich, wohl in dem Versuch, mich durchzukitzeln.
In die Decke verschlungen rollten wir über den Teppichboden, bis ich sie auf den Rücken drehen konnte und ihre Arme festhielt. Dann war es an mir, sie durchzukitzeln, und zwar mit der Präzision aus vierhundert Jahren Erfahrung.
„Josef.... bitte....“ keuchte sie lachend, aber ich ließ nicht locker. Sie verstrickte sich immer weiter in die Bettdecke und ich kitzelte weiter, ohne Rücksicht auf Verluste.
„Josef..... biiiiitteeee, ich … mache auch... alles, was.... du willst.“ japste sie und ich kletterte von ihr herunter.

Ich küsste sie noch einmal, zog die Decke von ihr Herunter und ließ sie dann wieder über sie fallen, bevor ich die Schlafzimmertür aufriss und ins Bad hechtete.
„Wenn du mit mir zusammen duschen möchtest, solltest du dich jetzt beeilen.“ sagte ich und sperrte die Tür ab. Ich hörte das Klopfen von bloßen Füßen auf Holzfußboden, dann drückte sie die Klinke herunter und ich kicherte verstohlen.
„Josef, mach die Tür auf, sofort!“ kam es von draußen und ich lachte. Ich stellte mich in die Dusche und drehte den Hahn auf. Fröhlich fing ich an zu pfeifen, während sie an der Klinke rüttelte.
„Jooooosef!“ hörte ich sie maulen, aber ich gab nicht nach. Über das rauschend des Wassers hörte man zum Glück mein lachen nicht.
„Sag das Zauberwort, dann lasse ich dich vielleicht rein.“ Sie stöhnte genervt.
„Bitte?“ ich drehte den Schlüssel im Schloss und machte die Tür einen Spalt breit auf und linste hindurch.
„Ahja. Sie wollen also Zutritt zu diesen exklusiven Waschräumen erhalten, ja?“ fragte ich mit hochgezogenen Augenbrauen und musste ein Lachen unterdrücken.
„Lass mich doch einfach duschen!“ bat sie mit einem genervten Unterton in der Stimme und ich schüttelte amüsiert den Kopf.
„Nein. Das ist ein exklusives Etablissement, hier kommen nur ausgesuchte...“ Sie küsste mich lange und wartete, dass mein Widerstand nachgab, bevor sie beide Hände auf meine Brust legte und schob. Und ich konnte nicht anders, ich wurde ins Badezimmer geschoben und sie machte die Tür mit dem Fuß hinter sich zu, bevor sie aus diesem unglaublich ansehnlichen Nachthemd stieg und unter die Dusche huschte.

Das Wasser rauschte immer noch, als ich mit ihr darunter stieg und an ihr vorbei nach dem Duschgel langte, um mich gründlich einzuseifen.
Dann verteilte ich etwas davon auf ihrem Rücken und massierte ihr selbigen gründlich.
Sie streckte sich wohlig seufzend unter meinen Händen, bevor ich ihr den Duschkopf klaute und den Schaum von meinem Körper spülte. Damit ich nicht leer ausging, drehte sich mich resolut herum und knetete meinen Rücken ebenso gründlich durch wie ich zuvor.
Ich fasste nach ihren Händen und zog sie zu mir herum, um sie zu küssen, bevor ich auf sie herunter schaute und mit einer Hand das Wasser ausdrehte.
„Und jetzt?“ fragte ich lächelnd und die Frage wurde beantwortet durch ein gurgelndes Geräusch aus unser beider Mägen.
„Okay.“ murmelte ich glucksend. „Das heißt dann wohl Frühstück.“ ich schob die Tür auf und schnappte mir eines der Handtücher von der Heizung, wunderschön warm, und rieb mich damit trocken, bevor ich meine Kleidung aus dem Schrank holte. Ein dunkles T-Shirt, schwarze Jeans und ein graues Sweatshirt sollten reichen.

Sie folgte mir in die Küche, aber ich hielt sie zurück.
„Was hältst du davon, wenn ich Frühstück mache und du dich wieder ins Bett verkrümelst?“ fragte ich und sie zog eine Augenbraue hoch und lächelte halb. „Ins Bett. In Klamotten.“ sagte sie skeptisch und ich lächelte fies.
„Ohh, gar kein Problem, wir können die Kleidung auch wieder ausziehen.“ sagte ich schelmisch grinsend und sie schüttelte schnaubend vor Lachen den Kopf, bevor sie meinem Rat folgte und wieder ins Schlafzimmer verschwand, während ich den Kühlschrank aufmachte und alles für ein gemütliches Frühstück auf einem Tablett anrichtete.
Kaffee und Brötchen folgten eine Weile später und ich setzte mich neben sie aufs Bett, griff nach Messer und Brötchen und schnitt es auf, um es mit Käse zu belegen und zu essen.
„He, wenn was daneben geht, wäschst du!“ mahnte sie und verschüttete bei ihrem griff nach der Marmelade fast selbst den Kaffee.
„Uuups. Das war knapp.“ Ich sah ihr beim Essen zu, bevor ich fast schon in Rekordgeschwindigkeit mein Brötchen verspeiste und meinen Kaffee leer trank.
Ich merkte, dass ein Löffel für den Honig fehlte und stand auf. Vielleicht, dachte ich später, hätte ich das lieber sein gelassen. Vielleicht hätte es etwas geändert, vielleicht nicht. So aber stand ich auf und ging in die Küche und gerade, als ich die Hand in die Schublade mit dem Besteck versenkt hatte, splitterte im Schlafzimmer ohrenbetäubend Glas.

Ich schob die Schublade so heftig zurück, dass es schepperte und das Besteck durch die Luft wirbelte. Wie ich es in so kurzer Zeit ins Schlafzimmer geschafft habe, weiß ich heute nicht mehr. Nur, dass plötzlich ein Mann im Zimmer stand, der durch das Fenster gebrochen war und jetzt ein Maschinengewehr auf Sophia richtete. Meiner Kehle entrang sich ein Aufschrei, und für den Bruchteil einer Sekunde vergaß ich, kein Vampir mehr zu sein. Ich vergaß alles um mich herum, als ich mich zwischen das Gewehr und Sophia schob und die Kugeln dutzendfach in meinen Körper einschlugen. Die Wucht der Einschläge drückte mich und Sophia gleichermaßen gegen die Wand, das Tablett mit den Frühstückssachen flog durch die Luft, Kaffee, Milch, Honig und Marmelade ergossen sich über die Decke und Besteck flog durchs Zimmer. Mein einziger Gedanke war, dass bloß Sophia nichts abbekam, egal ob ich dabei starb oder nicht. Aber Menschen waren nun mal sterblich und verletzlich, so auch ich, denn das war es, was ich gerade war. Und dass sich meine Wunden nicht schlossen und das Blut ungehindert aus ihnen heraus fließen konnte, erklärt sich von selbst.

Ich hörte Sophia hinter mir schreien, während sich ihre Hände wie Schraubstöcke um meine Schultern schlossen und sie leise schluchzte. Dann knurrte jemand, Sophia murmelte etwas, was ich über das Rauschen in meinen Ohren nicht mehr hören konnte, und dann wurde es undeutlich grau-weiß-schwarz, bevor ich seitlich vom Bett auf den Teppichboden kippte und das Blut selbigen tränkte.
Etwas knackte brechreizerregend, dann war es still. Schritte.
„Mick... du musst ihm helfen...“ flüsterte Sophia erstickt und nahm meine Hand. Ich wusste, dass ich nicht mehr viel zeit hatte und Mick wusste es auch.
„Ich hab.... noch was... gut … bei dir...“ röchelte ich. Blut lief über meine Lippen und lief an meinem Hals entlang Richtung Teppich. Micks Augen weiteten sich im Erschrecken und er schüttelte den Kopf. „Nein! Nein, Josef! Wenn ich das jetzt mache...“ er schluckte und biss sich auf die Lippe. „Wieso kannst du ihn nicht verwandeln?“ fragte Sophia und schlug im nächsten Moment die Hände vor den Mund, um einen Aufschrei zu ersticken.

Mick hatte rasch zugepackt und mir eine Kugel dicht neben dem Bauchnabel aus dem Fleisch gerissen. Neues Blut strömte hervor. Ich wurde schwächer, ich wusste es. Vielleicht hatte ich nur noch Sekunden, bis es vorbei war.
Mick hielt die Kugel zwischen seinen spitzen Fingern und sah sie sich an. Unter dem Blut schimmerte es silbern und er fluchte.
„Wenn ich ihn jetzt beiße und verwandele, schließen sich seine Wunden und das Silber kann sich ungehindert ausbreiten. Er wird vergiftet werden!“ sagte er rasch und Sophia wurde von einem neuerlichen Weinkrampf geschüttelte.
„Aber wenn du es nicht tust... dann stirbt er auch.“ sagte sie erstickt. Man konnte sehen, wie Mick mit sich haderte. Wenn er mich biss und verwandelte, hatte ich vielleicht noch eine kleine Chance. Wenn nicht, blieben mir nur noch Sekunden.
Er nickte sich selbst zu.
„Ich weiß, ich habs dir versprochen. Du hättest länger Mensch bleiben sollen.“ Ich hörte von fern das leise Zischen, das eine jede Verwandlung begleitet, dann stach etwas mit Macht durch meinen Hals und ich verlor noch mehr Blut als ohnehin schon. Ich hatte nicht einmal die Kraft, mich zu wehren, denn mein Herzschlag wurde beständig schwächer und schwächer, wie ein fernes Echo. Die Schmerzen nahmen ab und ich wusste, dass ich starb und betete, dass Mick es nicht vermasselte, wie ich es bei Sarah vermasselt hatte.

Etwas kühles benetzte meine Lippen und meine Zunge schnellte hervor und suchte nach den Tropfen, die auf meine Lippen fielen, bevor ich mit dem Oberkörper hoch kam und mich an Micks Unterarm fest sog. Ich trank, bis ich nicht mehr konnte und sank zurück. Mein herz tat noch zwei zögerliche Schläge und blieb dann stehen. In dem Moment, in dem der letzte Schlag meines Herzens verklungen war, schlug ich die Augen auf, die wahrscheinlich schon durchdringend gelb sein mussten. Ich zitterte und Mick hob mich hoch. „Sophia.“ sagte er über die Schulter und ging mit mir in den Armen zur Tür, „ruf Guillermo an und sag ihm, er soll ins Krankenhaus kommen, wir brauchen ihn dort.“ er drehte sich um, als keine Antwort kam. Sophia saß wie versteinert.
„Sophia!“ herrschte er sie an. Ein kleines Knurren schwang in seiner Stimme mit und sich zuckte zusammen und schoss hoch, als habe sie gerade einen Stromschlag erhalten.
Sie hastete zum Telefon, während Mick mit mir in den Armen die Treppe herunter rannte und sich in den Wagens schwang.

Im Krankenhaus selbst bekam ich gar nicht viel mit. Stimmengewirr, Satzfetzen, aber einordnen konnte ich nichts davon. Ein Stich in meinen arm und ich wurde bewusstlos.

Die Tür zum OP schwang zu und Mick ließ sich neben Sophia auf einem der Stühle nieder, die dort standen, sprang aber nach zwei Sekunden wieder auf und lief unruhig auf und ab. Er lauschte, auf Geräusche drinnen im OP und überhaupt. Ein fernes dumm-dumm-dumm war Sophias Herzschlag, aber da war noch ein kleineres Flattern dahinter, dass ihm seltsam bekannt vor kam. Er starrte sie mit offenem Mund an und sie starrte mit tränenüberströmtem Gesicht zurück.
„Was?“ fragte sie und er schüttelte den Kopf und schluckte schwer.
„Gar nichts. Alles in Ordnung.“ sagte er leise und ging wieder auf und ab. Plötzlich klingelte sein Handy und er sah noch einmal nach Sophia, bevor er nach draußen ging und den Anruf entgegen nahm.
„Mick St. John?“ fragte er zitternd und musste sich gegen die Wand lehnen, um nicht umzukippen.
„Mick? Ich bin's Beth. Ich wollte nur hören, wies dir geht, ich bin seit ein paar Stunden in der Stadt und habe versucht, dich zu finden, Logan hat mir gesagt, wo du...“ er blendete den Wortschwall für zwei Sekunden aus, um sich wieder zu beruhigen.
„Mick? Ist was passiert?“ fragte Beth ängstlich und er schluckte. „Ja“, sagte er kaum hörbar. „Es ist etwas passiert.“ und er erzählte ihr alles.
 
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