Meine Geschichten
  Angst
 
Das hatte zur Definition des Inkubus gehört -
mit seinem unglückseligen Opfer Kinder zu zeugen...

Bis(s) zum Ende der Nacht S. 143


Es dauerte eine Weile, bis ich zu Sophia ins Zimmer gelassen wurde. Ich hatte von unterwegs Mick, Guillermo und die anderen angerufen. Um nichts in der Welt würde ich Sophia auch nur eine Sekunde alleine lassen, solange Catherine da draußen frei und lebend herumlief, also würde ständig jemand bei ihr sein, wenn ich meinen Grundbedürfnissen wie essen und schlafen nachging.
Ich zog einen Stuhl neben ihr Bett und setzte mich darauf. Unter dem Kopfverband spitzten ihre Haarsträhnen hervor und ich nahm ihre Hand,. Die nicht an einen Tropf angeschlossen war und rieb sanft mit dem Daumen über die Seite ihrer Hand. Ihre Augenlider zuckten, dann machte sie sie auf und sah mich an.
„Hi.“ brachte sie mühsam heraus und ich lächelte. „Hi.“ flüsterte ich und griff nach oben, um ihr über die Wange zu streicheln.
„Soll ich dir irgendwas holen? Hast du Schmerzen, Hunger, Durst...?“ ratterte ich herunter und sie schüttelte den Kopf, verzog aber im selben Augenblick das Gesicht vor Schmerz. Die Gehirnerschütterung machte ihr doch mehr zu schaffen als sie zugeben wollte.
„Mir geht es gut, mach dir keine...“ Jetzt war es an mir, den Kopf zu schütteln.
„ich mache mir immer Sorgen um dich, das weißt du doch. So zerbrechlich, wie du bist...“

Sie lachte und holte im gleichen Moment vor Schmerz zu tief Luft.
Ich verzog das Gesicht zu einer Grimasse.
„Ich gehe dann mal und bitte eine Schwester um mehr Morphium für dich.“ sagte ich und erhob mich, gerade, als es an der Tür klopfte. Ich schnupperte. Ah, da kam die Wachablösung.
Ich zog die Tür auf und Mick, Logan sowie Guillermo standen in der Tür. Der Pathologe war schon mit Morphium bewaffnet und ich nickte stumm zu dem Tropf herüber. Er nickte und injizierte ihr das Morphium in den Katheter, dann setzte er sich auf einen Stuhl, genau wie die anderen beiden.
„Ihr passt auf sie auf, während ich weg bin, verstanden?“ fragte ich und sah aus dem Augenwinkel, wie sie den Kopf schüttelte. Ich ging zu ihr zurück und küsste sie auf das Stück Stirn, das von Verband verschont geblieben war.
„Ich lasse dich nicht noch einmal allein, und wenn ich selbst nicht hier sein kann, hast du doch nette Freunde.“ sagte ich lächelnd und lehnte meine Stirn gegen ihre, bevor ich aufmunternd ihre Schulter drückte und mir von Guillermo den Schlüssel zur Pathologie geben ließ. Ich würde einen der Kühlschränke beanspruchen.

Es vergingen zwei Stunden, in denen ich schlief. Ich wurde gerade rechtzeitig wach, bevor die Ablösung der Ärzte kam und stahl mich aus dem Kühlschrank. Vor Sophias Zimmer angekommen, lauschte ich. Dort drinnen lieferten sich die drei Vampire eine hitzige Diskussion.
„Du könntest auch einfach eine Karte abwerfen.“ hörte ich Mick amüsiert sagen. Wieso sprachen sie nicht ein bisschen leiser und ließen Sophia schlafen?
„Kann er nicht. Dann verliert er.“ hörte ich die Stimme des Pathologen. Er klang belustigt und Logan schnaubte tief.
„Könnt ihr bitte damit aufhören, mir imaginär in mein Blatt zu gucken?“ fragte das kellerkind gereizt. „Ist doch nicht schlimm, Logan. Bei der nächsten Runde gewinnst du bestimmt.“ Aha. Deswegen waren sie also nicht leise und ließen Sophia schlafen. Weil sie wach war.
„Jetzt hört doch mal auf, mir ständig.... MICK!“ röhrte Logan und der Tisch brach in Gelächter aus.
„Verfluchter Detektiv.“ murrte das Cybergenie.
„Freak.“ kam es spöttisch zurück.
„Hey, Jungs, macht doch mal...“ funkte der Pathologe dazwischen. Er wurde sofort niedergebrüllt.
„Ach, sei doch still.“
„Aber echt.“
„Sag das noch mal, du... Computerjunkie!“
„Leichenschänder!“
„Freak!“
„Blutsauger!“
„Selber einer!“

Jetzt wurde es mir zu viel. Auch wenn die drei gewusst haben mussten, dass ich vor der Tür stand, guckten sie betreten, als die Tür aufschwang.
„Könnt ihr nicht mal die Klappe halten? Sophia sollte noch ein bisschen...“
Das „schlafen“ blieb mir in der Kehle stecken, denn Sophia saß so ruhig unter den anderen, dass man meinen könnte, sie wäre eine von ihnen. Ich seufzte leise.
„Ich hatte gesagt mit „aufpassen“ und „sich nicht in Gefahr begeben“ meinte ich eigentlich auch, sie nicht aufstehen und herumlaufen lassen...“ sagte ich augenrollend, hob Sophia kurzerhand von ihrem Stuhl und ließ sie vorsichtig auf das Bett sinken, wo ich sie wieder zudeckte.
Sie stöhnte genervt.
„Wieso habe ich mir bloß einen Vampir geangelt...?“ flüsterte sie so leise, dass nur ich es hören konnte. Ich grinste.
„Weil du unheimlich schlau bist. Außerdem war es anders herum. Ich hab mir dich geangelt.“
Sie lachte leise und ich ließ den Blick nicht von ihrem Gesicht, während ich befehlsgewohnt mit den Fingern schnippte und die drei sich erhoben.
„Mick, du bleibst mit Logan draußen vor der Tür.“ sagte ich und setzte mich zu Sophia auf die Bettkante.
„Ich muss arbeiten!“ erklärte Guillermo und war wie der Blitz zur Tür hinaus. Ich schüttelte den Kopf, als die Tür auch hinter den anderen beiden zuschwang. Dann setzte ich mich so, dass ich neben ihr auf dem Bett Platz nehmen konnte und zog sie mit einem Arm an mich. Bereitwillig kuschelte sie sich an meine Seite und schloss die Augen. An ihren ruhigen Atemzügen hörte ich, dass sie nur Sekunden später tief und fest schlief. Ich pfiff leise und so tief, das mich außer den beiden Vampiren vor der Tür niemand hörte. Mick lugte durch einen Spalt herein und ich bedeutete ihm, sich neben mich auf den Stuhl zu setzen. Das Holz quietschte, als sich mein freund darauf nieder ließ und Sophia bewegte sich unruhig, schlief aber weiter.

Eine Weile sagte niemand von uns etwas. Dann:
„Mick...“ ich zögerte und wusste nicht weiter. Ich wusste nicht, wie ich meine Sorgen in Worte fassen sollte, obwohl sie mich so sehr quälten, dass es mir auf der Zunge brannte. Oder ich war einfach nur sehr, sehr durstig.
Sofort richtete er seine Aufmerksamkeit auf mich. Jetzt bekam er diesen Detektivblick, wie ich es gern scherzhaft nannte. Das hieß, er passte auf und nahm mich ernst. Das war gut.
„Ich mache mir Sorgen wegen... dem Kind.“ brachte ich schließlich so leise heraus, dass sogar er Mühe hatte, mich zu verstehen.
„Aber das musst du doch nicht. Bis jetzt läuft doch alles normal.“
Ich schüttelte den Kopf. Er verstand nicht, worauf ich hinaus wollte.
„Bis jetzt, ja. Aber was ist... ich meine, es gibt da so Legenden, die... nicht, dass ich irgendwelchen Legenden glauben würde...“ ich schluckte und er drängte mich zu nichts.
„Ich meine, wir hören jetzt schon den Herzschlag des Kindes, oder haben ihn schon vor ein paar Wochen gehört, da war sie noch ganz früh dran... zu früh, als das man etwas hören könnte, wenn ich richtig informiert bin. Und es sollte einem Vampir eigentlich nicht möglich sein...“ ich stockte und brach ab, während ich Sophia fester an mich zog,. So als könnte ich sie damit beschützen, egal vor was. Er sah meinen Blick und nickte dann.
„Ah. Aber du warst kein Vampir zum Zeitpunkt der Zeugung. Du warst ein Mensch. Du erinnerst dich doch sicherlich noch an das Heilmittel?“ fragte er und ich nickte. Wie hätte ich das vergessen können?
Aber gerade das war es ja, was mir solche Sorgen machte. Was es mich jedes Mal übel werden ließ vor Angst, wenn ich Sophia anschaute. Was, wenn ich ihr damit weh tat? Was, wenn ich sie damit.... tötete?

„Aber du weißt genau so gut wie ich, dass das Heilmittel den Vampirismus nicht au deinem Körper entfernt. Es... schiebt ihn nur beiseite.“ sagte ich leise. Meine Stimme war nur noch ein Wispern, kaum zu hören.
Und dann begriff er. „Oh.“ war alles, was er heraus brachte. Kalte, nagende Angst fraß an mir,. Während ich ängstlich dabei zusah, wie er das überdachte und seine Schlüsse zog. Als er nichts sagte, fasste ich mir ein Herz. Ich musste es einfach wissen.
„Mick, hast du jemals den Film „Alien“ gesehen?“ fragte ich nun etwas deutlicher, um ihn aus seiner Überlegung zu reißen. Er sah mich scharf an und nickte dann.
„Ja, aber... was hat das mit...“ Ich zitterte kaum merklich, als ich weiter sprach. Mein ganzer Körper war bis zur letzten Faser gespannt.
„Erinnerst du dich an die Szene, wo die Crew beim Essen saß und plötzlich... plötzlich fängt dieser eine Kerl furchtbar an zu schreien und so ein... Wesen bricht aus seiner...?“ mir brach die Stimme weg. Sicherlich war ich weiß wie die Wand. Eben so weiß wie er in diesem Moment, als er mit schreckgeweiteten Augen aus dem Fenster starrte.
„Oh nein. Oh nein.“ flüsterte er ungläubig. Ich nickte.
„Oh doch.“

Er schluckte und sah mich dann an. „Aber so muss es nicht kommen. Wenn das menschliche zu dem Zeitpunkt stärker war...“ ich seufzte und sah Sophia an. Gerade, als ich etwas erwidern wollte, sah sie mich an und bemerkten meinen besorgten und Micks erschrockenen Blick.
„Was... was ist denn los?“ fragte sie und sah uns abwechselnd an. „Ist etwas passiert? Ist Catherine...“ bei ihrem Namen schoss ihre Stimme in die Höhe.
Ich schüttelte den Kopf. „nein, mach dir keine Sorgen. Alles in Ordnung.“ sie sah nicht eben beruhigt aus und musterte mich genauer. Ich wandte den Blick ab und schluckte.
„irgendwas verheimlichst du mir doch.“ sagte sie misstrauisch. Ich schüttelte den Kopf und ließ die Luft aus meiner Lunge entweichen.
„Nein, wirklich, es ist alles in Ordnung.“ sagte ich leise und sah ihr immer noch nicht in die Augen
 
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