Meine Geschichten
  Die Beichte
 
„Was finden Sie besser: „Vampirattacke schockt L.A.“ oder-“
„Ich denke nicht, dass es Vampire gibt.“
„Nun, das Mädchen sieht das sicher anders, sie... Hallo?“

Episode 1.01 „Vampire existieren nicht“


Glücklicher hätte ich in dem Moment kaum sein können. Dieses einzelne Wort, zwei Buchstaben machten mich glücklicher als jedes andere Wort aus ihrem Mund. Für ein paar Augenblicke war ich froh, mein Gesicht in ihrem Haar verbergen zu können, damit man die Freudentränen nicht sah, die in meinen Augen schimmerten.
Endlich ließ sie mich wieder los, aber bloß, weil ihr Handy klingelte.
„Ihr entschuldigt mich einen Augenblick?“ fragte sie die anwesenden und küsste mich nochmal, bevor sie nach draußen verschwand. Ich spitzte die Ohren, vielleicht konnte ich hören, wer sie da angerufen hatte.
„Hey Mom... ja, ich... wo bist du? Du hast WAS? Spinnst du? Du kannst doch nicht einfach so...“ Schweigen. Scheinbar war ihr Mutter gerade bei ihr in der Wohnung – ohne ihre Erlaubnis.
Mick musste es auch gehört haben, denn er schluckte laut.
„Mom.... beruhige dich, okay? Ich kann das alles erklären....“ Dann hatte Sophias Mutter wohl gerade das Blut – mein Blut – auf dem Teppichboden gefunden und die Leiche des Attentäters daneben, dem Mick das Genick gebrochen hatte.
„Nein, Mom!“ hörten wir Sophia draußen empört rufen. „Nein, wir sind... es ist alles in Ordnung... Josef ist angeschossen worden, aber er... ja. Okay. Bis gleich.“ sie kam wieder herein und senkte den Kopf.

„Meine Mutter kommt und will eine Erklärung für den Toten und das Blut auf dem Teppich.“ sagte sie leise und steckte ihr Handy weg. Mick schlug sich die Hand vor den Kopf.
„Ich wusste, ich hab irgendwas in der Eile vergessen. Naja, zu spät, würde ich mal sagen.“ Ich sah ihn nicht an, mein Blick ruhte auf Sophia. „Das heißt“, sagte ich leise und sehr heiser, „dass deine Mutter wissen wollen wird, warum ich nicht tot bin bei der Menge Blut auf dem Teppich.“
Sophia sah mich langsam an. Mick war mit seiner Überlegung schon schneller. Detektivischer Verstand.
„Du willst es ihr sagen?“ fragte er ungläubig. „Was ist, wenn sie das jedem Weitersagt? Wo ist der Josef Kostan, der unbedingt alles geheim halten musste?“ fragte er eindringlich und ich sah ihn an. „Sie hat ein recht es zu erfahren, Mick. Immerhin werde ich ihre Tochter heiraten! Ich habe keine Lust, mir ständig Ausreden anzuhören, warum ich denn nicht mit ins sonnige Texas in den Urlaub fahren kann oder sonst was. Sie soll wissen mit wem sie es zu tun hat. Und wenn sie nicht einverstanden ist...“ Sophia unterbrach mich hart.
„Dann hat sie Pech. Ich heirate dich auch ohne die Zustimmung meiner Eltern! Ich liebe dich und mir ist egal, ob du gefährlich bist oder nicht! Ich weiß, dass du mir nie absichtlich wehtun würdest!“

Ich schluckte und musste blinzeln. „Danke.“ sagte ich schlicht und sie lächelte. Mick erhob sich, Guillermo war schon nach draußen verschwunden und zog Beth mit sich. „Wir wollen dann nicht länger im Weg stehen....“ sagte er und lächelte. Ich hielt sie mit einer Handbewegung auf.
„Nein, Mick. Geht nicht. Bleibt doch hier. So etwas schlimmes wird es schon nicht werden.“ sagte ich leicht unsicher und sah zu Sophia, die schmunzelnd auf dem Stuhl neben mir saß.
„Dann kennst du meine Mutter aber schlecht. Deine zukünftige Schwiegermutter kann ganz schön anstrengend sein.“ sagte sie und in dem Moment flog die Tür auf und Rebecca Diego stand im Türrahmen. Sie sah einigermaßen besänftigt aus, aber da war ein wütendes Funkeln, dass meinen scharfen Augen nicht entging.
„Josef! Mein Gott, Junge, was hast du denn gemacht?“ fragte sie geschockt und ich hob nichtssagend beide Arme. Wirklich mit den Schultern zucken konnte man im Liegen so schlecht. Mick musste über den „Jungen“ ziemlich grinsen, was ihm einen bösen Blick von drei Seiten einbrachte: von mir, Sophia und Beth, die immer noch neben ihm lehnte.

„Das ist wirklich schlimmer, als es aussieht.... äh, ich meine, nicht so schlimm wie es aussieht.“ murmelte ich und wurde rot. Wieso machte mich der Blick dieser Frau bloß so unglaublich nervös?
Vielleicht weil ich nicht genau wusste, was auf mich zu kommt.
Auch Sophia sah ihre Mutter mit einem Blick an, der denken ließ, die Frau könnte beim kleinsten Wort explodieren. „Setze dich doch, Mum.“ nuschelte sie und machte den Stuhl frei. Ihre Mutter ließ sich argwöhnisch darauf nieder und sah uns alle einen nach dem anderen an.
„Und jetzt will ich eine Erklärung, junge Frau.“ verlangte sie von Sophia, die schluckte, mich ansah und dann tief Luft holte.
„Also Mom... das ist so, Josef war.... er... also wir haben...“ ein Blick von ihr ließ sie verstummen und ich lächelte ihr zu.
„Lass mich das doch erklären.“ sagte ich sanft und sie schwieg. Rebecca wandte stattdessen ihre Aufmerksamkeit mir zu.
„Also, Rebecca. Ich darf doch Rebecca sagen?“ fragte ich und sie nickte stumm. „Nun, also gut. Was ich Ihnen jetzt gleich erzähle, muss unbedingt unter uns bleiben, verstanden? Niemand darf davon erfahren!“ sagte ich eindringlich und sie nickte. Als ich sicher war, dass nichts von dem, was ich zu sagen hatte, diesen Raum verlassen würde, sprach ich weiter.

„Nun gut. Ich falle nicht gerne mit der Tür ins Haus, aber... haben Sie jemals „Graf Dracula“ gesehen oder gelesen? Ich bin ein bisschen so wie er. Natürlich sperre ich keine Männer in Turmzimmer und ich sauge auch keine Jungfrauen aus, ganz besonders nicht Ihre Tochter, aber.... um es kurz zu sagen: ich bin ein Vampir.“ ich sah von meinen Händen auf zu Sophias Mutter, die mich mit kalkweißem Gesicht anstarrte und dann nickte, als erwarte sie noch mehr.
„Also... Ich habe Ihre Tochter gerettet, das hat sie Ihnen sicher schon erzählt.“ sagte ich vorsichtig und sah wieder zu ihr. Sie nickte, die Lippen fest zusammen gekniffen. Ein bisschen sah sie aus als wäre ihr schlecht. Ich holte noch einmal tief Luft und sagte dann etwas schneller:
„Und naja... seitdem sind wir zusammen und ich habe sie gerade gefragt, ob sie mich heiraten will und sie hat zugestimmt. Nun bin ich aber so erzogen worden, zuerst um Erlaubnis zu fragen, bevor ich eine Entscheidung fälle, mit der Sie nicht einverstanden sind. Ich möchte keinen Familienstreit heraufbeschwören, weil Sie mich für ungeeignet halten oder so, ich möchte einfach nur, dass Sophia glücklich und zufrieden ist. Ich werde alles dafür tun um das sicher zu stellen, das können Sie mir glauben.“

Rebecca hielt meinen Redefluss auf, indem sie die Hand hob. Sofort schwieg ich und wartete auf den großen Ausbruch ala Ich-gebe-meine-Tochter-keinem-Monster-zur-Frau. Was allerdings dann kam, überraschte mich. Kein Ausbruch. Keine Schimpftiraden gegen Sophia oder mich. Rebeccas Stimme war ganz ruhig, als sie sprach.
„Nun, wenn ihr das wollt, ist das vollkommen in Ordnung. Ich kann nicht für meinen Mann sprechen, aber ich denke er ist einverstanden. Unseren Segen habt ihr.“ mir fiel der Unterkiefer herunter und den anderen dreien ebenso. Wir hatten mit allem gerechnet, aber damit nicht.
„Ahm... Moment mal. Ich erzähle Ihnen hier gerade ich trinke Menschenblut und bin ein Monster, und alles was Sie sagen ist „es ist Okay“?“ fragte ich verdattert. Sie lächelte freundlich und nickte dann. „Ja. Wenn Sophia Sie liebt, was ich wohl annehme, dann ist es in Ordnung.“
Darauf wusste ich nichts mehr zu sagen. Sophia fand ebenso langsam ihre Stimme wieder.
Bevor sie jedoch etwas anderes sagen konnte, fuhr ihr ihre Mutter harsch über den Mund. Die ganze Freundlichkeit von vorhin war vergessen.

„Und jetzt will ich wissen,was es mit dem Toten und all dem Blut in deinem Schlafzimmer auf sich hat, Fräulein!“ fauchte sie und Sophia wurde unter ihrem Blick ein ganzes Stück kleiner.
„Also Mom, sieh mal. Das war... das ist schwer zu erklären...“ sie sah uns alle einen nach dem anderen hilfesuchend an, bis Mick ihr schließlich beisprang.
„Sehen Sie, es gibt eine Organisation, die gezielt Jagd auf uns Vampire macht.“ fing er langsam an. Dass er jedes einzelne Wort genau abwog, sah ich an seinem Gesichtsausdruck und an seiner Gestik. Rebecca schien erstaunt, gleich zwei Vampire vor sich zu haben.
„Sind Sie... sind Sie auch ein... Vampir?“ ich lächelte, weil das genau so klang, wie damals, als Sophia Mick gefragt hatte, ob ich auch ein Vampir sei.Er nickte und deutete eine Verbeugung an.
„Mick St. John, sehr erfreut.“ für einen Moment schien sie verwirrt, als dächte sie, Mick erlaube sich einen Scherz mit ihr, aber dann hatte sie sich wieder gefangen und ihr Blick huschte zu Beth. „Und Sie.... sind Sie auch...?“ fragte sie leise und Beth weitete erschrocken die Augen.
„Oh! Oh, nein, nein! Ich bin ein Mensch. So wie Sie und Sophia.“ sagte sie rasch und Mick lächelte ihr zu.

Rebecca wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Mick zu. „Nun, Mr. St. John... da ist doch sicher noch mehr zu erzählen, oder?“ fragte sie neugierig und er nickte.
„Diese Organisation macht es sich seit Anbeginn der Zeit der Vampire zur Aufgabe, uns zu Jagen. Nicht – zumindest normalerweise – aus Spaß, sondern um unsere Zeit gering zu halten. Wann immer Vampire zu ausschweifig wurden oder die Gefahr bestand, dass unsere Existenz verraten wurde, griffen sie ein. Manche von uns wurden in Kriegen getötet – oh ja, Kriege sind ein hervorragendes Mittel, unbemerkt hunderte oder Dutzende Vampire umzubringen – andere gezielt gejagt und gestellt. Nun ist es aber so, dass es eine Gruppe zu geben scheint, die sich vom Rest getrennt hat und die Vampire nur deshalb fängt, um sie zu töten und vorher noch mehr Informationen über den Aufenthalt anderer Vampire aus ihnen heraus zu pressen.
Josef wurde von ihnen gefangen und gefoltert, bis wir ihn befreien konnten. Nur passt ihnen das nicht in den Kram, und deswegen sind sie immer noch hinter ihm her. Heute erst haben sie wieder einen Attentat auf ihn verübt. Und auf ihn geschossen. Nur durch mein schnelles Eingreifen ist er jetzt noch am leben.“ schloss Mick seinen Bericht. „Das Blut auf dem Boden war Josefs und der Tote der Attentäter.“ Sophias Mutter sah wirklich aus, als sei ihr übel.

Sie atmete eine Male tief durch und versuchte dann ein aufmunterndes Lächeln, aber es entglitt ihr. Sie war noch zu aufgewühlt von dem, was Mick und ich ihr erzählt hatten.
„Also habt ihr den Mann umgebracht?“ fragte sie heiser und sah in die Runde. Mick nickte. „ich musste es tun. Hätte ich es nicht getan, wäre Josef jetzt tot.“ sagte er ernst und Sophias Mutter nickte nach dieser schockierenden Nachricht. „Ja, ich denke, in dem Fall...“ sie sah erst Sophia und dann mich an. „Ich denke, Josef, wenn du weiter so gut auf Sophia aufpasst, steht der ganzen Sache nichts mehr im Wege.“ sie erhob sich und ging zur Tür.  Die Hand schon auf der Türklinke sah sie uns noch einmal an.
„Ist da sonst noch etwas, dass ich wissen muss? Ich habe so das Gefühl...“ sie sah zu Mick, der versuchte, einen ruhigen, gelassenen Gesichtsausdruck zu bewahren, aber es gelang ihm nicht. Sein Gesicht verzog sich zu einem breiten Grinsen und wir alle starrten ihn an.
„Doch, es gibt schon noch etwas, dass Sie wissen sollten.“ er sah zwischen mir und Sophia hin und her. Ich verstand nicht, worauf er hinaus wollte.
„Sophia, ich dachte zuerst, ich lasse es dich selbst herausfinden, aber da dein Ehemann in spe scheinbar taub geworden ist über Nacht“ ich fletschte die Zähne und grollte, „Ich habe es schon länger gehört und ich denke Josef wird mir zustimmen, dass es uns kein Bein ausreißt, wenn ich einfach frei sage, was ich weiß...“
Gott, komm zum Punkt, dachte ich stöhnend.
„Sophia“, sagte er mit feierlicher Stimme, die so gar nicht zu ihm passte, „Ich glaube ich liege richtig, wenn ich sage: Du bist schwanger.“ sagte er unumwunden und ich dachte, mir würden die Augen ausfallen. Aber jetzt hörte ich es auch. Dumm-dumm-dumm machte Sophias herz und dahinter das kleine, hektische Flattern war ein zweites Herz.
 
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