Meine Geschichten
  Gefunden?
 
Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich unter dem Mond dahinflog, ohne etwas zu finden. Was hatte ich denn gedacht? Dass man sich einfach so zeigen würde? Bestimmt nicht. Langsam ging ich tiefer und landete im Hohen Gras. Nichts. Nicht ein Halm war geknickt worden.
Enttäuscht schaute ich mich um. Auch nach oben sah ich, auch wenn ich wusste, es war zwecklos. Hier war niemand außer mir. Der Mond hing schwer und voll über meinem Kopf und ich sah die Sterne in all dem Schwarz aufblinken. Erschöpft wollte ich mich ins Gras sinken lassen, als ich am Waldrand einen Schatten bemerkte. Etwas großes, Vierbeiniges streifte dort herum. Vorsichtig ging ich näher, auch wenn mich meine Instinkte warnten. Was tat ich denn da? Wenn das wirklich eines dieser wesen war, dann hatte ich schlechte Karten. Ich schluckte hart. Aber trotzdem schlich ich mich weiter vorwärts. Das fahle Mondlicht fiel auf die Kreatur und ich hörte mich selbst leise aufkeuchen. Das war eines Dieser… Nachtmahre! Nur…wo war der dazu gehörige Alb? Ich konnte ihn nirgendwo sehen. Ob er sich irgendwo versteckt hielt und nur darauf wartete, mich angreifen zu können? Der Nachtmahr drehte sich herum und seine blutroten Augen fixierten mich. Ein Schauer lief mir über die Schuppen, als sich seine Augen in meine zu bohren schienen. Wie versteinert blieb ich stehen.
Doch dann wandte der Mahr scheinbar desinteressiert den Kopf weg und zupfte an ein paar Halmen. Hieß es in den Geschichten nicht, sie könnten einem mit ihren Reißzähnen das Fleisch von den Knochen lösen? Ich schauderte. Diese Erfahrung wollte ich nicht machen. Ich kauerte mich noch tiefer ins Gras, als eine weitere Gestalt aus dem Wald kam. Das konnte definitiv kein Nachtmahr sein, denn das Tier war reinweiß mit einem langen, gedrehten silbernen Horn und es schien auch ohne das Mondlicht zu leuchten. In einem sanften, reinweißen Licht. Ein Einhorn! Ich hatte bisher noch keines gesehen, denn es hieß, diese Tiere wären sehr scheu. Das Einhorn ging zu dem Nachtmahr herüber. Ich wollte ihm etwas zurufen, es sollte davonlaufen, es konnte doch nicht… Aber dann sah ich, wie die beiden miteinander umgingen. So, als wären sie alte Freunde oder…ein Liebespaar? War das wirklich möglich? Wie verdorben waren diese Kreaturen denn?
Ich schüttelte angewidert den Kopf und schnaubte. Wohl etwas zu laut, denn sie schauten jetzt beide zu mir herüber. Wieder duckte ich mich in die dichten Halme um mich herum und hörte etwas näher kommen. Vorsichtig blickte ich auf und fauchte laut. Der Nachtmahr stand vor mir! Ich bleckte die Zähne und fauchte so drohend wie ich konnte, doch das Biest rührte sich nicht. Seine roten Augen fixierten mich einfach nur. Unsicher starrte ich zurück. Das Einhorn kam hinzu.
„Was hast du da gefunden, Nachtschatten?“ fragte es.
Dann sah sie mich. „Oh.! Wir haben einen Gast. Komm doch mit uns!“ sie lächelte mich freundlich an.
„Lass doch, Tindóme. Hat wahrscheinlich Schiss, so wie der Aussieht.“ Der Nachtmahr grinste mich an und ich knurrte noch ein bisschen lauter.
„Ich werde ganz bestimmt nicht mit einem Nachtmahr irgendwo hin gehen!“ zischte ich giftig und funkelte ihn an. Die Einhornstute wich vor mir zurück. „Wie redest du denn? Nachtschatten ist kein….“
Der Nachtmahr schüttelte nur den Kopf. „Du hast es am Anfang auch geglaubt, weißt du noch? Du hattest auch Angst vor mir. Ich kann das verstehen. Aber eins sage ich dir, Bursche. Ich bin kein Nachtmahr. Ich bin ein ganz normales Einhorn. So wie Tindóme hier. Auf den ersten Blick mag es so scheinen, aber bestimmt weißt du, das der Schein oft trügt.“ Er schnaubte und schüttelte die lange schwarze Mähne.
Jetzt sah ich, dass er Recht hatte. Auf den Ersten Blick schien er ein Nachtmahr zu sein, auf den zweiten bestimmt nicht mehr.
Sein Fell war so weiß wie das seiner Freundin, aber deine Mähne und sein Schweif waren schwarz wie die Nacht und seine Augen leuchteten rot. Das lange gedrehte Horn auf seiner Stirn war silbern wie ihres.
„ Falls du es wissen willst, mein Vater war ein Nachtmahr. Meine Mutter wollte nichts von ihm wissen, aber mit seinem Zauber hat er sie gefügig gemacht. Dann konnte er alles mit ihr machen.“
Ich wich ein Stück vor ihm zurück. „Du hast vor mir nichts zu befürchten. Ich werde dich nicht im Schlaf meucheln, wenn du das glaubst. Ich bin recht friedlich. Es sei denn… man reizt mich.“ Seine Augen funkelten und er entblößte eine Reihe weißer, kräftiger Schneidezähne. „Ich bin nicht der Stoff, aus dem deine Albträume sind. Aber andere sind es und du solltest aufpassen. Wer weiß, wann meine dunkle Seite wieder zuschlägt?“ wieder grinste er und wieherte heiser. Vorsichtig stand ich auf. Ich war genau so groß wie die beiden und hatte keine Angst mehr. Gut, meine Beine zitterten noch etwas, aber ich machte ein paar schnelle Schritte und stand wieder sicher.
„Willst du uns nicht begleiten? Du kannst bis zum Morgen bei uns blieben, wenn du magst.“ Ich nickte nur stumm und folgte den beiden in den Wald. Nachtschatten lief hinter mir. „Wie heißt du eigentlich, Kleiner?“ fragte er. Ich wandte den Kopf zurück.
„Aníro.“ Sagte ich leise. Er nickte einmal mit dem Kopf, und dann war es wieder still um uns herum.

Langsam hüllte uns der Schatten der Bäume ein. Der runde Mond schien ab und zu durch die Zweige und beleuchtete den Weg vor uns. Es schien ewig so weiter zu gehen. Ich wollte mich schon beschweren, da machten wir halt. Wir waren am Fluss und Nachtschatten ging hin, um ein paar Schlucke zu trinken. Jetzt merkte auch ich, dass ich durstig war und trank ebenfalls. Ich war müde und hungrig, beschwerte mich aber nicht. Die beiden Einhörner hatten sich schon zueinander gelegt und schliefen, Seite an Seite gekuschelt. Ich legte mich in einiger Entfernung dazu und war fast augenblicklich eingeschlafen.
Ich wurde er t wieder wach, als mich etwas leicht berührte und meinen Namen rief.
 
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