Meine Geschichten
  Ist es die Richtige?
 
Abby stand langsam auf. Der Alarm schrillte ihnen allen in den Ohren, aber sie hatte nur Augen für Mel, die langsam auf die zu ging, wie in Trance. Abby ging ihr entgegen und fasste sie an der Schulter. „Mel, was zum Teufel machst du hier? Wie bist du hier her gekommen? Du solltest nicht einmal wissen, wo das ARC liegt!“ Mel riss sich von ihr los.
„Ich musste hier sein, Abby. Die Adresse hatte Arthur noch in seinem Navi gespeichert, so war es mehr als einfach zu euch zu kommen. Ich musste einfach. Ich muss dabei sein, wenn er wiederkommt!“ sagte sie verzweifelt. Lester kam aus seinem Büro und der Detektor schrillte immer noch. „Wo ist die Anomalie?“ fragte er von oben herab und Connor studierte den Bildschirm genau.

„In einem Wald, vielleicht zwanzig Kilometer westlich von hier.“ Lester kam die Rampe herunter, die zum Foyer führte. „Gut“, sagte er, als er neben dem ADD stand. „Miss Maitland, Mr. Temple, Sie holen sich Waffen und Ausrüstung, sie wissen, wo. Ich verständige das Einsatzteam.“ Damit drehte er sich um und kam auf Mel zu, während Connor und Abby die Ausrüstung holten.
„Sie glauben nicht wirklich, ich würde sie mitfahren lassen, oder?“ fragte er mit hochgezogenen Augenbrauen, als er vor ihr stand. Sie funkelte ihn zornig an.
„Was macht Sie so sicher, es mir verbieten zu können?“ fragte sie giftig zurück. Die Augenbrauen wanderten noch höher.

„Sie werden hier bleiben, es ist zu Ihrer...“
„Was? Zu meiner eigenen Sicherheit? Kommen Sie mir nicht so. Ich komme mit, daran können Sie mich sicher nicht hindern. Notfalls fahre ich ihnen auf eigene Faust hinterher. Ich kenne den Wald dort sehr gut, mich zurecht zu finden wird kein Problem sein.“ sagte sie wütend und Lester seufzte.
„Sie und Mr. Rigs geben ein gutes Pärchen ab. Also schön, gehen Sie zu Ihrem Wagen. Wenn wir dort sind, steigen Sie unter keinen Umständen aus, haben Sie mich verstanden?“

Mel nickte dankbar und machte sich auf den Weg zu ihrem Auto. Kurze Zeit später fuhr das Auto vor ihr aus der Parklücke und sie setzte ihm nach. Bald kann ich ihn wieder in die Arme schließen, dachte sie glücklich und gab Gas.
*
Aber an der Anomalie angekommen war nichts von irgendwelchen Menschen oder anderen Lebewesen zu sehen. Mel saß reglos hinter dem Steuer, ganz gefangen von dem Anblick der Anomalie. Die anderen Wagen parkten um sie herum und ein ganzer Trupp Sicherheitsleute stieg aus, die Gewehre im Anschlag.
Sie war gerade versucht auszusteigen und Lesters Befehl in den Wind zu schießen, als sie von Fern ein lautes Röhren vernahm. Binnen eines Lidschlags überlegte sie es sich anders. Sie wollte lieber von hier aus verfolgen, was vor sich ging.

Durch das Leuchten der Anomalie trat ein Wesen, das Mel noch nie gesehen hatte. Connor fielen fast die Augen aus dem Kopf. „Ein Ankylosaurus!“ murmelte er ehrfürchtig. Lester drehte sich genervt zu ihm um. „Das weiß ich selbst, Sie Witzfigur.“ knurrte er, schwieg aber sofort wieder. Der Saurier sah sich zwei Sekunden lang verwundert um, dann schüttelte er den Kopf und brüllte.
Und dann griff er an.
Mel konnte sich nicht rühren. Wie festgefroren saß sie hinter dem Steuer, als der Dinosaurier zwischen den Bäumen hindurchbrach und die Keule an seinem Schwanz wild hin und her pendelte. Teilweise schlug sie in Bäume und hinterließ mächtige Dellen, was den Pflanzenfresser noch mehr zu verärgern schien. Wild röhrend kam er auf Mels Wagen zu gestampft und ließ seine Keule von einer Seite zur anderen schlagen, sodass das Team hastig ausweichen musste. Bäume wurden umgerissen und einige der Leute feuerten auf das Tier, doch die Kugeln prallten an der dicken Panzerung einfach ab.

„Fahren Sie da weg, verdammt noch mal!“ brüllt ihr Lester über den Lärm hinweg zu, doch sie konnte nicht. Sie war wie paralysiert. Das mächtige Tier stand jetzt genau neben dem Wagen, den Kopf weit vor ihr,und holte mit der Keule aus. Es krachte, Glas splitterte, Metall dellte sich ein wie von einer Riesenfaust getroffen und Mel schrie in Panik. Wieder schossen die Soldaten auf das große Tier, doch das schien es nicht einmal zu spüren, denn wieder holte die Keule aus und krachte an genau die selbe Stelle. Der ganze Wagen zitterte, Metall kreischte protestierend auf und der Wagen schaukelte gefährlich auf seinen Reifen. Ein weiterer Schlag dellte die Fahrertür ein und Mel wurde hart zur anderen Seite geschleudert. „Verdammt tun Sie doch irgendwas!“ rief Lester so laut er konnte, und wieder krachten Schüsse. Der große Saurier schüttelte den Kopf und brüllte wieder.
Bevor die knöcherne Keule ein weiteres Mal ausholen konnte, durchschnitt ein durchdringender Pfiff den Tumult auf der Waldlichtung. Abby stand seitlich hinter der Anomalie und pfiff wieder, um die Aufmerksamkeit des Tiers zu bekommen. Der Saurier wandte den massigen Kopf und stapfte dann auf sie zu. Sekunden später lief er durch die Anomalie die sich hinter ihm schloss.

Lester lehnte sich leicht gegen den Wagen, vor dem er stand, bevor er zu Mel und dem völlig verbeulten Smart herüber ging. Der Kofferraum war von den Schlägen eingedellt, ebenso wie die Fahrertür, die so verzogen war, das Lester sie nicht allein auf bekam. Er ging zur Beifahrerseite und spähte durchs Fenster. Mel war bewusstlos in ihrem Sitz zusammengesunken, zumindest betete Lester, das sie nur ohnmächtig war. Blut lief ihr aus einer Platzwunde an der Stirn ins Gesicht und einer ihrer Arme schien gebrochen, denn er wirkte merkwürdig verdreht. Er riss die Beifahrertür auf und kletterte ins Innere des Wagens, dann löste er ihren Gurt und zog sie so vorsichtig wie möglich aus dem Wrack. Abby verständigte schon den Krankenwagen. Zusammen schoben sie das verbeulte Wrack aus dem Wald an die Straße zu einem Baum und Lester setzte sich mit Mel in den Armen daneben. Jetzt sah es so aus, als hätte es hier einen Verkehrsunfall gegeben.
Ja, dachte Lester zynisch, einen Unfall mit einem Lastwagen. Ha ha.

Den Wagen schleppten sie mehr schlecht als Recht zurück zum ARC. Dort angekommen wurde erst einmal Krisensitzung gehalten. Sie trafen sich alle in Lesters Büro.
Der stand wie immer, wenn er sauer war oder ihn etwas bedrückte, mit dem Rücken zu ihnen und besah sich eingehend die breite Fensterfront.
„Das hätte nicht passieren dürfen.“ sagte er klar und deutlich für alle. „Aber ich weiß, wenn Sie in jemandem die Schuld suchen, dann in mir. Ich hätte nicht nachgeben dürfen.“ Sie hatten noch nie gehört, das Lester sich selbst für irgendetwas die Schuld gab, sonst waren es immer die anderen, die Schuld hatten. Aber jetzt... Abby wollte etwas sagen, doch er brachte sie mit einer Handbewegung zum Schweigen. „Ich weiß, das sie uns wahrscheinlich ohnehin hinterher gefahren wäre, miss Maitland. Ich hätte ihr keine Hoffnungen machen dürfen.“

Aber das hatte er doch gar nicht, oder? Er hatte sie doch gewarnt, das die Anomalie gar nicht zu Arthur und Nick führen könnte. Hatte sie ja dann auch nicht. Er wandte sich zu ihnen um.
„Miss Maitland, wären Sie so freundlich, ins Krankenhaus zu fahren, um zu sehen, wie es Mrs. Rigs geht? Ich weiß, es ist schon spät, aber ich möchte doch wissen, wie es ihr geht. Mr. Temple kann Sie begleiten.“sagte er und Abby nickte. Zusammen mit Connor ging sie nach draußen zu ihrem Mini.
„Schon hart, was passiert ist, oder?“ fragte Connor, während Abby den Motor startete. Sie nickte nur.
„Warum ist sie nicht weggefahren, als der Saurier auf sie zu kam? Sie hatte genug Zeit. Das Tier war ja nun wirklich nicht schnell. Sie hätte so leicht -“ Abby rollte die Augen und schickte Connor von der Seite einen Blick, der ihn zum Verstummen brachte.
„Connor, hattest du schon einmal Todesangst? So richtig?“ fragte sie, als würde sie einem begriffsstutzigen zweijährigen etwas sehr schweres erklären. Er sah sie empört an.

„Ja, verdammt. Als der Jäger mich im Auto angegriffen hat zum Beispiel. Oder als sich der Wurm über mich gestülpt hat. Oder als -“
„Siehst du. Du kannst dich einfach nicht rühren. Und so ging es ihr auch. Sie hat ihrem Tod ins Auge gesehen und konnte nichts dagegen machen.“ sagte Abby philosophisch. Sie wartete an einer roten Ampel.
„Abby“, machte Connor beklommen, „Als diese Mers dich fressen wollten, hatte ich auch Todesangst. Aber nicht um mich.“ sagte er und schielte zu ihr herüber, um zu sehen, wie sie das aufnahm. Sie lächelte versonnen. „Ja, damals hast du mir gesagt, das du mich liebst. Das gilt doch noch, oder?“ fragte sie und lächelte ihm zu. Wieder sah er sie empört an. „Ja, verdammt.“ sagte er laut und Abby lachte. Die Ampel sprang auf grün um und sie gab Gas. „Dann lass uns dafür sorgen, das Arthur und Mel sich das noch oft sagen können, in Ordnung?“

*

Im Krankenhaus war Mels Zimmer leicht zu finden. Blumen hatten Abby und Connor keine mehr besorgen können, dazu war es schon zu spät, aber lange würde Mel hier ohnehin nicht bleiben müssen. Nur eine oder zwei Nächte zur Überwachung, denn sie hatte sich eine ziemliche Gehirnerschütterung geholt. Als Connor und Abby in ihr zimmer traten, hatte sie die Augen geschlossen und schlief, doch sobald sich Abby auf den Bettrand setzte und Abby sich auf den Stuhl neben ihrem Bett fallen ließ, schlug sie die Augen auf und lächelte die beiden an.
Abby nahm ihre nicht verbundene Hand, die andere steckte bis zur Schulter in einem weißen Gips.
„Na du. Du hast uns ganz schön geschockt, weißt du das?“ fragte sie und lächelte ihre Freundin an. Mel lächelte zurück, aber sie hatte Tränen in den Augen. „Ja. Ich konnte mich einfach nicht rühren, als dieses Tier auf mich zu kam. Gut das die sonst ausgestorben sind. So etwas möchte ich nicht noch einmal durchmachen müssen.“ sagte sie. Abby ließ ihre Hand los und kreuzte die Beine auf dem Stuhl.

„Wie geht es dir?“ fragte sie besorgt nach. Mel sah auf ihren bandagierten Arm. „Naja bis auf das hier und die Gehirnerschütterung ganz gut.“ Abby warf ihr einen Verschwörerblick zu. „Und mit... Du-weißt-schon-was? Ist da alles in Ordnung? Du bist doch durch den Schlag auf den Kopf nicht auf dumme Gedanken gekommen, oder?“ fragte sie streng.
Mel wurde rot, schüttelte den Kopf. „Nein, durch den Unfall ist nichts passiert, und ich habe den Ärzten nicht gesagt, das sie daran etwas ändern sollen.“ Sie schloss müde die Augen.
„Vielleicht könnt ihr mich jetzt allein lassen? Ich möchte ein bisschen schlafen.“
Abby nickte und stand auf. Connor folgte ihrem Beispiel und die beiden traten auf den Flur des Krankenhauses.

„Was war das denn gerade?“ fragte Connor, der kein bisschen verstand, was gerade zwischen den beiden Frauen vor gegangen war.
„Ein Geheimnis unter Freundinnen, nichts für die Ohren von Männern. Los, komm, Lester wartet bestimmt noch auf uns.“ sagte sie und zog ihn nach draußen.
 
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