Meine Geschichten
  Eine ganz besondere Nacht
 
Für Arthur waren die nächsten Wochen die schönsten seines Lebens. Er unternahm zwar nicht mehr so viel mit Mel, denn sie musste noch das Kleid aussuchen und dabei durfte er ihr nicht helfen, aber zusammen mit Connor ging er die Ringe aussuchen, die er schön fand und von denen er sicher war, das sie Mel mindestens ebenso gut gefallen würden. Mels Mutter war der Ansicht gewesen, wo sein Vater jetzt allein lebte und ihr Mann in den Staaten lebte und sie von ihm geschieden war, täte ihm eine neue Beziehung gut. Zum Glück war John Rigs anderer Meinung gewesen.

Weil er immer noch an Mums Tod zu knabbern hat. dachte Arthur bedrückt, als sie aus dem Juwelierladen schlenderten. Es war ein heißer Junitag und es blieb nicht mehr viel Zeit bis zum vierten Juli, an dem sie heiraten wollten.

"Wie man am Independence Day heiraten kann, ist mir ein Rätsel." hatte Mels Mutter gesagt, sich aber dennoch in die Vorbereitungen gestürzt, die ihrer Tochter und ihrem Schwiegersohn in spe so einige Zahnschmerzen bereitet hatten. Arthur hatte es schlicht haben wollen, nur ein paar Freunde und einige seiner Arbeitskollegen und natürlich die Familie. An den Streit, den das heraufbeschworen hatte mit Mels Mutter, konnte er sich noch genau so gut erinnern.

"Du willst jemanden zu deinem Trauzeugen machen, den du erst ein paar Wochen kennst? Wieso nimmst du nicht einen deiner Freunde aus der Uni oder fragst einen deiner Cousins?" hatte sie gefragt und ihn prüfend angesehen. Er hatte geseufzt und dem Drang widerstanden, die Augen zu verdrehen.

"Weil Nick genau der Richtige dafür ist. Er weiß es nur noch nicht." hatte er gesagt und sofort mit seinem Freund telefoniert. Nick war ganz aus dem Häuschen gewesen und hatte sofort zugestimmt. Dabei ignorierten sie beide geflissentlich die Tatsache, das Nick nicht einmal zu seiner eigenen Hochzeit rechtzeitig erschienen war. Gut, vielleicht war das Zufall gewesen.

Und dann die Gästeliste. Arthur schauderte jetzt noch, wenn er daran dachte. Er und Mel waren sich einig gewesen, nur den engsten Bekanntenkreis und die engste Familie einzuladen. Was sich laut Mels Mutter mit der Tatsache widersprach, das er seine Arbeitskollegen erst so kurz kannte. Erlebtes schweißt Menschen zusammen. dachte Arthur. Wenn die wüsste, was wir alles zusammen durchgestanden haben, während wir uns kennen....Schade nur, das man das niemandem erzählen darf.
Connor stupste ihn zwischen die Schulterblätter und Arthur drehte sich um. "Hast du Lust auf ein Eis? Es ist wirklich verdammt warm heute, und ich denke, wir waren genug shoppen. Schließlich kann nicht jeder die Ausdauer in so etwas haben, wie sie uns die Frauen immer präsentieren." sagte Connor lächelnd und zusammen gingen sie zu einem Eiscafé in der Nähe. Es tat gut, unter einem Sonnenschirm zu sitzen und einen Rieseneisbecher zu verdrücken, fand Arthur. Das lenkte ihn von den Problemen ab und von der nagenden Panik, die sich langsam in seinem Bauch ausbreitete und mit jedem Tag schlimmer wurde.

Er hatte es im Gefühl, das etwas passieren würde. Aber das war lächerlich, seine Angst DAS etwas passieren könnte, brachte ihn aus der Fassung, das war alles. Arthur bezahlte und gab dem Kellner Trinkgeld, dann gingen die beiden die kurze Strecke zur Uni zurück, wo Mel und Abby schon auf sie warteten.

"Und, alles besorgt?" fragte Arthur und küsste Mel. Sie grinste in den Kuss hinein und nickte gegen seinen Hals. "Hat gar nicht so lang gedauert, wie ich gedacht hatte. Warte, bis du das Kleid siehst, du fällst in Ohnmacht, das sag ich dir." Er lächelte und sah zu der Riesentüte, die sie sich unter den Arm geklemmt hatte. "Bringt es nicht Unglück, das Kleid vor der Hochzeit zu sehen?" fragte er und legte ihr einen Arm um die Schulter. Zusammen gingen sie zu den Treppen vor der Uni und setzten sich. "Nein, es bringt nur Unglück, die Braut in dem Kleid zu sehen, nicht aber das Kleid selbst. Aber ich finde, dir die Überraschung zu verderben wäre mehr als unfair. Und deswegen habe ich gerade beschlossen, das du mich erst an unserem Hochzeitstag darin sehen wirst." Arthur stützte die Arme auf den Stufen hinter sich ab und blickte mit zusammen gekniffenen Augen hoch zur Sonne, die erbarmungslos vom Himmel brannte.
"Aber du kannst es nicht ewig vor mir verstecken. Wer weiß, vielleicht stolpere ich aus versehen beim Öffnen des Schrankes darüber, und dann wars das mit der Überraschung." Sie sah ihn milde entrüstet an.

"Arthur John Rigs, glaubst du allen Ernstes, ich würde das Kleid in unserem gemeinsamen Schrank aufbewahren? Ich verstecke es gut verwahrt irgendwo, wo selbst du nicht freiwillig nachschauen würdest, Saurierbezwinger." Sie zwinkerte ihm zu und zog dann seinen Kopf zu sich herunter, was ihn fast die Stufen herunter fallen lies und küsste ihn wieder. "Lass uns mal nach Hause fahren. Ich glaube, wir hatten noch etwas anderes vor heute Abend, oder? Connor, Abby, ihr entschuldigt uns? Wir haben noch etwas anderes vor." Die beiden nickten nur und Mel und er liefen zu Arthurs Smart, der nur eine Ecke weiter geparkt stand. Wenig später waren sie bei Arthurs Wohnung angekommen und gingen hinein. Mel lugte vorsichtig um alle Ecken.

"Mr. Rigs? Sind Sie zu Hause?" rief sie und hörte schon von weitem das Rascheln der Zeitung im Wohnzimmer. "Hier drüben." Sie trat durch die Tür und John Rigs legte die Zeitung weg. "Mr. Rigs, kann ich Sie etwas -"

Er sah sie streng an und stand auf. "Wie oft hab ich dir gesagt, das du John oder Dad zu mir sagen sollst, Mädchen?" Dann jedoch lächelte er. "Was gibt es denn so dringendes?" Arthur verschwand derweil in seinem Zimmer, mit einem Feuerzeug und einer ganzen Packung Teelichter. Mel sah zum Glück nicht, was er sah und was er sich dabei dachte. Wieder musste er grinsen.

"Naja, also... ich habe heute das Brautkleid gekauft und da Arthur es noch nicht sehen soll... wäre es denkbar, das ich es in Ihrem... in deinem Kleiderschrank deponiere, bis ich es zu mir nach Hause schaffen kann? Arthur soll es auf keinen Fall jetzt schon sehen." Er nahm sie beim Arm und führte sie in das Zimmer gegenüber dem von Arthur, wo er durch die angelehnte Tür das Leuchten der Kerzen sehen konnte. "Hier." er machte den geräumigen Schrank auf, der wohl mal für zwei Personen gedacht gewesen war und die ganze rechte Wand einnahm. "Hier ist noch ein bisschen Platz für das gute Stück." meinte er und schob seine Anzüge zur Seite. Sie nahm das Kleid aus der Tüte, lies es aber in seiner Verpackung und hängte es mit dem Bügel in den Kleiderschrank. John schloss die Tür und drehte den Schlüssel herum, dann sah er sich im Zimmer um.

Mel tat es ihm gleich. An der Wand neben der Tür stand ein Doppelbett, die eine Seite war gemacht, aber sie verschwand fast unter Wissenschaftsmagazinen und zwei Jacken sowie einem Rucksack, und die andere Seite sah frisch benutzt aus, die Bettdecken zurückgeschlagen und das Laken zerwühlt. Sie musste traurig lächeln und John sah es ihr an. "Ja", meinte er gedämpft, "Ich kann mir einfach kein anderes Bett kaufen, ein Einzelbett, weißt du. In diesem Bett haben Cynthia und ich unsere Hochzeitsnacht verbracht. So viele schöne Erinnerungen sind damit verbunden... Hier wäre Arthur damals fast zur Welt gekommen, aber wir haben es noch rechtzeitig ins Krankenhaus geschafft. Weißt du, ich war kaum älter als er jetzt ist. Und deswegen möchte ich dir noch einen Rat geben. Geht es langsam an. Ich will nicht sagen, das es damals ein Fehler war, ihn zu bekommen, gar nicht, aber vielleicht ging es ein bisschen schnell. Ich habe nicht immer alles richtig gemacht bei ihm, vielleicht merkt man das ab und zu." Er seufzte und räumte ein paar der Dinge zur Seite, die auf der unbenutzten Bettseite lagen, um sich zu setzen.

"Wusstest du, das er eigentlich noch einen Bruder hätte haben sollen?" fragte er dann aber er sah sie dabei nicht an. Sie schüttelte nur stumm den Kopf und er seufzte wieder. Aus dem Zimmer gegenüber konnten sie Arthur leise pfeifen hören. Er schlug die Tür zu und sie hörten ihn die Treppe heruntergehen.

"Dad, kann ich den Strauß Rosen haben, den du vorgestern mitgebracht hast?" rief er nach oben und John gluckste leise. "Klar Kleiner. Aber wenn dein Zimmer abfackelt, bezahlst du den Feuerwehreinsatz." Sie hörten Arthur im Wohnzimmer leise lachen und dann fiel etwas zu Boden und zerbrach klirrend. "Dad, mochtest du die Vase von Tante May sehr?" kam es zögerlich von unten. John stöhnte auf. Er stand auf und legte Mel eine Hand auf die Schulter. "Geh zu deinem Romeo, während ich die Scherben aufsammele." sagte er und schob sich an ihr vorbei durch die Tür. Mel wartete vor Arthurs Zimmer, denn er hatte die Tür abgeschlossen und so konnte sie nicht hinein.

Er kam die Treppe herauf gelaufen und starrte sie an. "Du musst leider noch ein wenig draußen warten, bis ich fertig bin." sagte er und verschwand durch die Tür. Sie hörte in drinnen die selbe Melodie summen wie schon vorhin. War das ein Hochzeitsmarsch?
Wenig später jedoch ging die Tür wieder auf und Arthur grinste sie anzüglich an. "Bereit? Mach die Augen zu und folge mir." Er führte sie drei Schitt in den Raum hinein, bevor er die Tür hinter ihr schloss und den Schlüssel herumdrehte. "Okay, Augen auf." Sie tat, was sie sollte und es verschlug ihr fast den Atem. Auf den Boden lagen überall Rosenblüten verstreut, die verführerisch dufteten und in der Mitte des Zimmers waren Teelichter zu einem Herz geformt worden. Auf dem Nachtschränkchen neben dem Bett stand eine Schale mit Erdbeeren und eine Flasche Sekt sowie zwei Gläser. "Wie hast du..." Sie konnte den Satz nicht zu Ende sprechen, die Schönheit des Raumes nahm ihr den Atem. Er hatte die dunklen Vorhänge vor seinem Fenster zu gezogen und das Licht gelöscht, sodass die Kerzen die einzige Lichtquelle bildeten.

"Wenn du sowas schon jetzt machst, was wird dann erst in unserer Hochzeitsnacht passieren?" fragte sie außer Atem, weil er zu ihr herüber gekommen war und sie innig geküsst hatte, sodass sie für einen Augenblick keine Luft mehr bekam. Er grinste sie an. "Eins habe ich noch vergessen." sagte er und griff in die Tasche seiner Jeans, aus der er sein Handy hervorzog. Mit einer einzigen Bewegung schaltete er es aus und legte es weg, dann zog er sie zum Bett herüber.

"Vielleicht sollten wir mal Erdbeeren mit Sekt probieren, was hältst du davon?" fragte er, während er aus seiner Hose stieg und sie lachte.
 
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