Meine Geschichten
  Gibt es noch einen Weg zurück?
 
Arthur sah Helen dabei zu, wie sie das Feuerzeug an die Holzscheite hielt bis das Feuer hoch loderte. Langsam kam auch Nick aus dem Zelt und ging zu ihnen herüber. Er sah Arthur nicht an und seine Miene wirkte hart, als er einen Baumstamm ans Feuer zog und sich darauf setzte. Die Hände hatte er im Schoß verschränkt und knetete sie, während seine Miene so hart blieb wie zuvor. Arthur sah aus dem Augenwinkel, wie Nick zu ihm herüber schielte, doch er tat, als hätte er es nicht gesehen und auch Nick sah rasch wieder in eine andere Richtung. Helen sah kurz von einem zum anderen, doch entweder war es ihr egal, was die beiden Männer bewegte, oder sie wollte sie nicht stören. Arthur wusste fast sicher, das es ersteres war.

Sie stand auf und klappte ihr Jagdmesser aus, dann ging sie etwas weiter weg, wo etwas am Boden lag, das Arthur nicht genau sehen konnte, denn es begann, dunkler zu werden um sie herum und auch kühler. Wieder sah Nick zu ihm herüber, als er sich den Hals verrenkte um zu sehen,was Helen dort machte. Er räusperte sich leise und Arthurs Kopf flog zu ihm herum. Seine Wirbel knackten bedenklich bei diesem Manöver, doch es interessierte ihn nicht. Er hatte seinen Blick auf Nicks Augen gerichtete, die ihn unsicher fixierten, fast als hätte der ältere Mann Angst vor ihm.

Dann jedoch senkte er den Blick wieder auf seine Hände, die er noch immer in seinem Schoß verschränkt hatte, so dicht, als wollte er sie nie wieder voneinander lösen. Arthur musste gegen seinen Willen leise lächeln. „Na komm, spucks aus, bevor du daran erstickst.“ sagte er und lächelte Nick dabei an. Der jedoch erwidert das Lächeln nicht, sondern starrte in die Flammen des Feuers, als gäbe es dort etwas besonderes zu sehen.
„Du hast mir dort in der Wüste das Leben gerettet.“ sagte er leise sodass Arthur ihn kaum verstand.
Der nickte nur, zu etwas anderem war er nicht fähig. „Ich konnte dich dort draußen nicht allein lassen. Ich meine, wer wirft schon seinen Freund den Raptoren zum Fraß vor?“ fragte er und lächelte. Nick grinste schwach zurück, aber es erreichte seine Augen nicht. Dann nickte er und senkte den Blick wieder auf die Hände.

„Hör mal, ich war gemein zu dir und das tut mir Leid. Ich wollte nur einfach nicht wahrhaben, dass...“ er sah sich in der Dunkelheit um, ob Helen auf dem Weg zurück war und fuhr dann leiser fort, „Dass sie es wirklich war, die mit Leek zusammen gearbeitet hat. Ich meine, ja, sie hat mein leben gerettet, aber da waren noch so viele andere Sachen, die sie getan hat...“ In diesem Moment kam Helen zurück und unterbrach Nicks Erklärungen.

In den Händen hielt sie etwas, das aussah wie ein schlecht gerupftes Huhn. Nick stand auf und ging zu ihr herüber. „Helen, du hast nicht wirklich...?“ fragte er heiser. Sie zog eine Augenbraue hoch.
„Doch. Weil ich nicht denke, das ihr euch von Tütensuppe ernähren wollt, solange wir hier sind, oder?“ fragte sie und nahm einen langen Ast, auf den sie das Wesen aufspießte. Es konnte nur ein Dinosaurier sein. Arthur wurde fast schlecht und Helen schien es ihm anzusehen.
„Zier dich nicht so, das schmeckt wie Hühnchen.“ sagte sie und hängte den Ast über das Feuer. Dann setzte sie sich Nick und ihm gegenüber.

Arthur sah zu Nick. „Das sagen irgendwie alle.“ flüsterte er und Nick lachte leise. Er hielt dem jüngeren die Hand hin. „Frieden?“ fragte er grinsend und Arthur schlug ein. „Frieden.“ Dann fiel ihm jedoch noch etwas anderes ein.
„Nick, du sagtest mir am Anfang, als wir herkamen, das wir in der Kreidezeit von 65-70 Millionen Jahren wären. Aber das kann nicht stimmen, oder wir sind nicht mehr in England. Kann eine Anomalie einen in einen anderen teil der erde spucken?“ Nick starrte eine volle Minuten nachdenklich in die Flammen, bevor er antwortete. „Ich bin mir nicht sicher. So genau wurde das noch nicht untersucht. Aber du hast recht, wir sind nicht in der zeit, in der ich dachte, das wir sind.“ sagte er und starrte Arthur an. Plötzlich schien ihm etwas zu dämmern und er schlug sich gegen die Stirn. Helen sah auf, denn auf der anderen Seite des Feuers hatte sie ihr Gewehr gereinigt und setzte es gerade wieder zusammen, und zog die Augenbraue hoch. „Das, was da durch die Anomalie gekommen ist, können keine Velociraptoren gewesen sein, denn erstens lebten die in der Mongolei, wo ich nicht denke, das wir sind, und zweitens wären die seit gut einer Million Jahren ausgestorben, wenn wir uns wirklich in der Kreidezeit befänden.“ Er packte den Ast, an dem der Dinosaurier hing und drehte ihn herum, sodass auch die andere Seite gebräunt werden konnte. Es duftete gar nicht schlecht, aber Arthur mochte nicht daran denken, was er gleich verspeisen würde.

„Aber was könnte das dann gewesen sein? Welche anderen Raptoren oder kleine Karnivoren leben zu dieser Zeit?“ Nick grinste ihn freudlos an. „Ich kann dir ein paar sehr große aufzählen. Auf einen kommst du auch selbst.“ er wartete ab, während er mit einem Stöckchen in den heißen Kohlen stocherte und selbiges zum Brennen brachte. Neben ihm zog Arthur erschrocken die Luft ein. „Du meinst doch nicht...?“ Er wagt es nicht auszusprechen, als würde er damit das Übel heraufbeschwören. Nick nickte grimmig. „Das ist genau seine Zeit. Aber es ist unwahrscheinlich, ihn am Rand einer Wüste anzutreffen. Die Wälder sind ein viel besserer Ort, um zu jagen.“ Arthur hatte inzwischen auch zu einem Stock gegriffen und es Nick gleich getan, in der Glut zu stochern.

„Dann gibt es da noch verschiedene Arten von Dromeosauriern, auch so eine Art Raptor. Und ich glaube auch, das war es, was uns angegriffen hat. Das Problem ist nur, das die nicht groß genug wurden, so wie die in der Kirche. Verzwickt.“ Er warf den Stock ins Feuer, das Funken sprühte und drehte den Dinosaurier auf seinem Ast noch einmal herum. Arthur drehte sich herum, weil er meinte, etwas vorbei huschen gesehen zu haben, doch da war nichts. Um sie herum waren nur ein paar vertrocknete Bäume und Sträucher, die kein gutes Versteck boten, falls irgendetwas versuchen würde, sie anzugreifen.
Er drehte sich wieder zu Nick herum, der gerade den Stock, an dem der kleine Saurier hing, aus dem Feuer nahm. Dann zog er sein Messer und schnitt erst sich, dann Helen und Arthur eine Portion ab.

Arthur nahm sein Stück mit sichtlichem Unbehagen in Empfang. Aber wer konnte schon von sich behaupten, einen Dinosaurier gegessen zu haben? Keiner, vermutlich. Vielleicht sollte er stolz sein, der einzige zu sein, der das getan hatte. Aber hatte Nick nicht gesagt, jedes Tier, das hier in dieser Zeit getötet wurde, könnte den Lauf der Gegenwart verändern? Doch wovon sollten sie leben wenn...

Wieder raschelte der Busch hinter ihm gefährlich und er fuhr herum. Diesmal hatte Nick es auch gehört und hielt zwischen zwei Bissen seines Stückes inne, um sich um zu sehen. Der Busch hinter Arthur zitterte und er drehte sich so, das sein Gesicht dem Strauch zugewandt war Er wollte schon sehen, was ihn an sprang und ihm sein Essen klaute. Nick zog den Stock, mit dem er vorhin noch in der Glut gestochert hatte, aus dem Feuer und erhob sich leise, den Finger auf den Lippen um den anderen zu bedeuten, nur ja kein Geräusch zu machen. Dann ging er auf den Strauch zu und stocherte mit dem Stock darin herum, bis unter schrillem Fauchen und Quietschen ein kleines, gefiedertes Wesen daraus hervor sprang. Wenn Arthur es nicht besser gewusst hätte, hätte er das Tier für einen Vogel gehalten, nur das es diese noch nicht gab, oder doch?

Er meinte zu wissen, das es am Ende der Kreidezeit schon Vögel gegeben hatte, aber dieses Tier hatte die Größe eines Schwans und selbst im Schein des Feuers sahen die Flügel nicht so aus, als könnte er damit besonders gut fliegen.

Das Wesen sprang Nick zischend an und schlug ihm die kleinen fedrigen Flügel ins Gesicht, sodass er  keine Chance hatte, ihn zu packen und ihn näher zu untersuchen. Er musste ihn fallen lassen und der kleine Raptor (so es denn einer war) rannte schrill zischend davon. Arthur, Helen und Nick starrte ihm verdutzt hinterher.
„Was war das?“ fragte Arthur verunsichert. Gerade als Nick ihm antworten wollte, hörten sie hinter sich das Stampfen schwerer Schritte und das Brechen der Äste, dann brüllte etwas welterschütternd und langsam, ganz langsam drehten sie sich zu der Quelle des Gebrülls um.

Hinter ihnen stand etwas, das geradewegs einem Alptraum entsprungen zu sein schien. Arthur schielte zu Nick, der ebenso versteinert da stand wie er, doch mit einem ungleich verzückteren Gesichtsausdruck. „Hast du nicht gesagt, der T-Rex jagt nicht am Rand der Wüste?“ zischte er ihm zu und er ältere nickte nur. Arthur seufzte leise, und das schien die Aufmerksamkeit des Tieres auf ihn zu ziehen, denn er wandte den Kopf und die mächtige Schnauze senkte sich tiefer und tiefer, bis sie fast Arthurs Nase berührte. Der junge Mann bewegte sich keinen Zentimeter von der Stelle.

„Rührt euch nicht! Er kann uns nicht sehen, wenn wir...“ Helen lachte leise auf und der Kopf des riesigen Tieres schwenkte zu ihr herum. Das lies sie verstummen.
„Wo hast du das denn gelesen?“ fragte Nick leise und Arthur grinste. „Naja, wenn man Alan Grant glauben darf, können diese Tiere einen nicht sehen, wenn man still steht.“
Nick stöhnte auf. „Jurassic Park ist wohl kaum die beste Quelle für wissenschaftliche Erklärungen zu Saurierverhalten. Sogar bei Wikipedia bekommst du bessere...“
Diesen Moment suchte sich der T-Rex aus um das Maul auf zu machen und seine mehrere Zentimeter langen und messerscharfen Zähne zu zeigen, bevor er ohrenbetäubend los brüllte und sie alle mit Spucke besprühte.

Das war zu viel für Arthurs Nerven. Langsam aber zielsicher ging er rückwärts. Da der T-Rex jetzt endlich etwas hatte, was er verfolgen konnte, ging er ihm langsam hinterher. Für jeden Schritt, den Der Saurier machte, musste Arthur drei machen, um nicht über den Haufen gelaufen zu werden.
Dann jedoch wandte er sich mit einem Schrei vollends ab und rannte um sein Leben.
Der T-Rex zögerte zwei Sekunden, wie um zu entscheiden, ob er dieser mickrigen Mahlzeit nachlaufen solle oder nicht, oder wie um Arthur einen größeren Vorsprung zu geben. Noch während der Saurier zögernd los lief, setzten sich auch Nick und Helen in Bewegung und rannten Arthur hinterher. Das endlich schien der Theropode als passable Jagd und Mahlzeit zu empfinden, denn mit einem letzten Brüllen setzte er den dreien nach und kam erschreckend schnell näher...
 
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