Meine Geschichten
  Im Krankenhaus
 
Es war noch früh am nächsten Morgen, als Abby sich hinter das Steuer ihres Mini setzte und zusammen mit Connor zum Krankenhaus fuhr. Sie war noch recht schläfrig, denn die halbe Nacht hatte sie wach gelegen und sich gefragt, wie all das hatte passieren können, aber sie hatte keine Antwort gefunden. Connor neben ihr sah einigermaßen ausgeruht aus, er hatte auch zwei Tassen Kaffee mehr intus als sie. An der nächsten roten Ampel konnte sie auch nur halten, weil Connor sie glücklicherweise darauf aufmerksam machte, sonst wäre sie wahrscheinlich in den Gegenverkehr gerast und ihr kleines Auto hätte nicht besser ausgesehen als das von Arthur, das immer noch im ARC stand, weil keiner von ihnen es über ich brachte, das arme Ding einem Schrotthändler zu verkaufen.

Am Krankenhaus angekommen stiegen sie aus und gingen durch die Eingangshalle und am Empfangstresen vorbei direkt zum Fahrstuhl.
Oben angekommen machten sie sich sofort auf den Weg zu Mels Zimmer. Kein Laut drang dort hinaus. Abby sah Connor fragend an, doch der zuckte nur die Schultern. Vielleicht schlief sie ja noch? Abby klopfte vorsichtig gegen die weiße Tür, doch immer noch rührte sich nichts. Vorsichtig drückte sie die Türklinke herunter und dann traten die Beiden durch die Tür. Das Bett war leer, sah aber auch nicht so aus, als wäre es gemacht worden, denn die Bettlaken waren zerwühlt und das Kissen lag neben dem Bett, so als wäre es herunter gefallen.

Abby sah Connor unsicher an. „Meinst du, man hat sie gestern Abend schnell verlegen müssen? Vielleicht geht es ihr schlechter oder...“ Ihr Stimme wurde vor Angst zwei Oktaven höher.
Connor legte ihr den Arm um die Schulter und führte sie zurück zum Fahrstuhl. „Sicher nicht.  Man hätte uns bestimmt gesagt, wenn etwas passiert wäre.“ Sie warteten auf den Fahrstuhl und fuhren wieder hinunter ins Erdgeschoss, wo sie an den Empfangsthresen traten. Die Dame dahinter musterte sie freundlich, auch wenn nur zu klar war, wie nervös und hysterisch Abby in diesem Moment war. Irgendetwas stimmte nicht, das fühlte sie instinktiv.
„Entschuldigen Sie bitte, aber wir suchen Mrs. Rigs. Sie wurde gestern hier eingeliefert, mit einem gebrochenen Arm und einer Gehirnerschütterung durch einen Verkehrsunfall. Wir wollten sie gerade besuchen, aber sie ist nicht auf ihrem Zimmer. Können Sie uns vielleicht sagen, ob man sie verlegt hat, oder ähnliches?“ Die Dame am Empfang nickte freundlich und tippte etwas in ihren Computer. Sekunden später schüttelte sie mit gerunzelter Stirn den Kopf.

„Mir liegt kein Eintrag vor, nach dem Mrs. Rigs verlegt worden sein sollte, tut mir Leid. Das Bett war leer, sagen Sie? Vielleicht ist Sie früh aufgestanden und schon zum Frühstück gegangen? Schauen Sie doch einmal in der Cafeteria vorbei, vielleicht ist sie schon dort.“
Abby schüttelte energisch den Kopf. „Ich glaube nicht, das man mit einer Gehirnerschütterung viel herumlaufen sollte, oder nicht? Nein, wenn sie nicht verlegt wurde... hat sie sich vielleicht selbst entlassen?“
Wieder sah die Dame in ihrem Computer nach. „Nein“, sagte sie dann leicht verzweifelt. „Aber vielleicht reden Sie mal mit ihrem behandelnden Arzt, vielleicht kann der Ihnen...“

Doch Abby hatte Connor schon wieder am Ärmel gepackt und nach draußen geschleift, bevor die Dame den Satz zu ende sprechen konnte.
„Wir müssen Lester Bescheid sagen. Irgendwas stimmt da nicht“, sagte sie, während sie zum Auto gingen und einstiegen. „Sie hat sich nicht selbst entlassen und ist auch nicht verlegt worden.“murmelte sie mehr an sich als an Connor gewandt und parkte aus. Wenige Sekunden später waren die beiden schon wieder auf der Autobahn unterwegs Richtung ARC.
„Ich verstehe das nicht! Irgendwer muss doch wissen, was mit ihr passiert ist!“ sagte sie panisch und grub die Fingernägel in die Gummierung des Lenkrades.

Connor wollte ihr beruhigend die Hand auf den Arm legen, doch sie schüttelte sie unwirsch ab.
„Vielleicht ist sie auch gegangen, ohne etwas zu sagen, Abby. Vielleicht hat sie es nicht mehr ausgehalten dort drin.“ Abby sah ihn funkensprühend an.
„Als ob du der große Experte in Sachen Gefühlen wärst!“ zischte sie giftig und er lies die Hand fallen, die er erneut auf ihren Arm hatte legen wollen und sah starr aus dem Fenster, die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen gepresst.
Abby sah aus der Windschutzscheibe und bog dann auf den Parkplatz des ARC ab.
Nachdem sie den Sicherheitsgurt gelöst und die Autotür geöffnet hatte, sah sie ihn noch einmal an.

„Es tut mir Leid, Connor. Ich bin nur so schrecklich angespannt und...“ Er nickte nur, sah aber immer noch aus dem Seitenfenster. Abby seufzte und stieg aus. Erst als sie die Tür hinter sich geschlossen und sich schon ein wenig vom Auto entfernt hatte, stieg er aus und ging ihr hinterher.
Sie drehte sich zu ihm um und sah ihn entschuldigend an, bevor sie durch die Tür in die Eingangshalle des ARC trat.

Lester kam ihnen schon auf der Rampe entgegen. Er sah sie stirnrunzelnd an und sah dann auf die Uhr. „Miss Maitland, Mr. Temple, ich hatte Sie erst in einer Stunde erwartet. Wollten Sie nicht Mrs. Rigs im Krankenhaus besuchen?“ fragte er argwöhnisch und blieb mit vor der Brust verschränkten Armen vor ihnen stehen.
Abby seufzte innerlich auf, während Connor unsicher zu ihr herüber sah. Nach Abbys Meinung könnte er ruhig etwas mehr sagen, wenn es um solche Sachen ging, aber das tat er nicht. Das tat er nie.
„Ja, das wollten wir auch, Mr. Lester, aber Mel ist nicht mehr im Krankenhaus. Sie ist nicht in ihrem Zimmer gewesen, als wir dort waren und verlegt wurde sie nicht.“ sagte Abby und sah zu Boden. Lester strich sich nachdenklich übers Kinn. „Und selbst entlassen hat sie sich auch nicht? Auch nicht, ohne das es jemand gemerkt haben kann?“ Abby schüttelte den Kopf.

Lester nickte stumm, dann sah er Abby an. „Ich möchte, das Sie zu Mr. Rigs fahren und sehen, was er weiß. Vielleicht ist sie bei ihm. Mr. Temple, Sie bleiben bei mir. Ich möchte den Detektor nicht aus den Augen lassen und Sie sind der Einzige, der sich damit auskennt.“ Connor nickte nur, sah Abby aber immer noch nicht richtig an. Sie selbst drehte sich um, lächelte ihm noch einmal zu und verschwand dann wieder den Weg entlang, den sie gekommen war.

Connor setzte sich auf den Stuhl vor dem Detektor und fuhr das gerät hoch. Schon nach wenigen Sekunden erwachten die Monitore zum Leben und das Programm startete. Aber im Moment war alles ruhig, keine Anomalie schien dort irgendwo zu sein. Während Lester wieder hinauf in sein Büro ging, blieb Connor gelangweilt vor dem Detektor sitzen und wartete. Er hoffte, das sich eine Anomalie öffnen würde, durch die Nick und Arthur wieder nach Hause kamen, damit der ganze Stress ein Ende hätte. Er unterbrach seine Arbeit nur einmal, um sich an einem der Automaten draußen in der Halle einen Becher Kaffee zu ziehen. Den Detektor würde er über die Lautsprecher überall im Gebäude hören und hätte auch dann noch genug Zeit, heraus zu finden, wo die Anomalie war, sollte es je dazu kommen. Doch alles war still.

Er setzte sich wieder, nippte an seinem Kaffee und starrte auf den Bildschirm, ohne das etwas nennenswertes passierte. Bis plötzlich die roten Alarmlichter über seinem Kopf blinkten und einen Bruchteil einer Sekunde später die Sirenen ein schrilles und andauerndes Heulen von sich gaben.
 
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