Meine Geschichten
  Gute und schlechte nachrichten
 
Mel konnte es nicht verstehen. Wieso kamen Nick und Arthur nicht wieder? Abby und Connor kamen aus der Kirche, bespritzt mit Blut und die Kleidung zerrissen, sehr zum Horror sämtlicher Gäste. Mel nahm Abby beiseite.

"Kannst du mir mal erklären, was hier los ist? Was ist da drin passiert und wieso kommen mein Mann und sein Freund nicht mit euch aus der Kirche?" fragte sie scharf. Abby und Connor gingen zu dem Brunnen in der mitte des Kirchplatzes und wuschen das Blut ab, so gut es möglich war. Mel und John folgten ihnen und blieben neben dem Brunnen stehen. John war kalkweiß im Gesicht. "Also?" wollte Mel wissen. Abby ließ sich auf die Umrandung des Brunnens sinken und vergrub den Kopf in den Händen.

Sie atmete tief durch und sah dann wieder hoch. "Also schön. Mel, du weißt ja, was letzten Winter passiert ist im ARC als..." John unterbrach sie. Er sah aus, als würde er jeden Moment ohnmächtig. "Was soll das heißen? Was ist passiert? Mein Sohn hatte einen Arbeitsunfall, aber was hat das hiermit zu tun?" Abby wusste, es würde nicht leicht werden.

"Ja, einen Arbeitsunfall könnte man es nennen. Okay, passen Sie auf. Ich mache es kurz und schmerzlos für Sie. Das, was sie dort in der Kirche gesehen haben, nennt man Anomalie. Diese Anomalien führen in andere Zeiten, wie das Perm oder die Kreidezeit. Und ihr Sohn und sein Freund sind jetzt in einer anderen Zeit gefangen, weil das Tor zu dieser Zeit, also die Anomalie, sich geschlossen hat. Wir wissen nicht, ob sich eine weitere Anomalie öffnen wird, die die beiden wieder hier her zurück kommen lässt. Das kann in ein paar Minuten sein, es kann in ein paar Tagen sein, oder es passiert gar nicht. Nach allem, was ich weiß, ist die Lage jedoch recht ernst. Ohne Wasser und Nahrung stehen die Chancen sehr schlecht für die beiden. Und man darf auch nicht vergessen, was für Tiere sich in dieser Zeit herumtreiben."

John Rigs sah sie an, als habe sie den Verstand verloren. "Tiere? was für Tiere sollen das sein?" fragte er leise nach. Abby biss sich zögernd auf die Unterlippe. "Naja, was da durch die Anomalie kam, waren Raptoren. Große, zweibeinige Fleischfresser. Und das werden nicht die einzigen gewesen sein, also... Aber die beiden haben ihre Waffen dabei und sicherlich wird sich bald eine Anomalie öffnen, die die beiden wieder frei gibt." sagte sie beschwichtigend.
John sah keineswegs beschwichtigt aus. "Was sollen wir den anderen sagen? Die Gäste werden Fragen stellen und ohne den Bräutigam können wir kein Fest feiern." Abby dachte ein paar Sekunden lang nach. "Schön. Mel, du und Connor, ihr geht zu dem Transporter, der hier irgendwo steht, Connor weiß wo." sie gab dem jungen Mann die Schlüssel und nickte Mel aufmunternd zu. "Das hätte eigentlich der schönste Tag deines Lebens werden sollen, aber leider ist es so nicht gekommen. Also macht euch jetzt aus dem Staub. Am besten ihr fahrt zu Arthurs Wohnung und wartet dort auf Mr. Rigs und mich. Danach fahren Connor und ich mit Lester zum ARC. Wir werden den Anomalie-Detektor überwachen, und falls sich eine Anomalie zeigt, fahren wir hin und schauen, was durch kommt. Also fahrt jetzt, wir lenken die anderen Gäste ab, stornieren die Buchung im Lokal und kommen dann sofort zu euch."

Mel wandte sich um und ging gemeinsam mit Connor zu dem schwarzen Transporter mit den getönten Scheiben. Er half ihr auf ihren Sitz, was mit dem Kleid gar nicht so einfach war und stieg dann hinter das Steuer. Mel tippte in das Navigationssystem ihre Adresse ein und wenig später waren sie auf dem Weg zu Arthurs Wohnung.
Ihr schien es wie im Traum, denn sie merkte nicht einmal richtig, wie sie fuhren, sie starrte einfach nur vor sich hin. Ich wollte es ihm nach dem Essen sagen... dachte sie. Aber dazu würde es jetzt nicht mehr kommen. Wie in Trance stieg sie aus und schloss die Tür auf. Sie ging noch einmal in Arthurs Zimmer um das Kleid gegen bequemere Kleidung zu tauschen, während Connor unten Tee kochte und wahrscheinlich den Kuchen anschnitt, den ihre Mutter heute morgen vorbeigebracht hatte, bevor sie sich alle zusammen zur Kirche aufgemacht hatten.

Sie ging zurück die Treppe herunter und in die Küche. Connor zuckte ertappt zusammen und versuchte erfolglos, den Kuchen samt Messer hinter seinem Rücken verschwinden zu lassen. Sie lächelte nur müde.

"Ist schon gut. Er ist ja zum Essen da." sagte sie und griff sich ein Stück. Doch dann betrachtete sie es und legte es mit zitternden Lippen wieder zurück auf den Teller. "Verzeihung." murmelte sie, während sie ein Stück aus der Zewa-Rolle riss, die neben dem Herd stand, um sich die Augen zu betupfen. Aber der Sturzflut an Tränen war selbst das saugstarke Küchentuch nicht gewachsen. Sie schluchzte hilflos auf und wäre in die Knie gegangen, hätte Connor sie nicht fest gehalten. Er wusste nicht, was er tun sollte. Sie klammerte sich an ihn wie ein Ertrinkender an einen Rettungsring und weinte sich die Seele aus dem Leib wegen ihrem Mann, der wahrscheinlich nie wieder kommen würde.

Stell dir vor das ist Abby, dachte er wenig überzeugend. Nicht, das er etwas dagegen hatte, eine Frau im Arm zu halten, aber das war die Frau seines besten Freundes, verdammt noch mal! Hilflos strich er ihr mit einer Hand über den Rücken, bis sie sich ein wenig gefangen hatte.

Schließlich lies sie ihn los und wandte das Gesicht ab. Sie hickste noch zwei Mal, dann verschwand sie ohne ein weiteres Wort die Treppe hinauf und eine Tür schlug zu. Dann klingelte es an der Haustür und Connor ging, um auf zu machen. Dort standen Abby und Lester, zusammen mit Arthurs Vater. Connor starrte die drei sekundenlang an, dann ließ er sie herein. Abby blieb bei ihm stehen, während John und Lester ins Wohnzimmer gingen. "Wo ist Mel?" fragte sie gedämpft und er schloss die Tür hinter ihr. Er nickte zur Treppe hinüber und Abby nahm den Weg nach oben, während Connor ins Wohnzimmer ging.

*

Abby klopfte an die angelehnte Tür zu ihrer rechten und trat ein, als sie keine Antwort erhielt. Mel saß auf dem großen Bett, das dort an der Wand stand und drehte etwas, das wie ein Thermometer aussah, in den Händen. Abby setzte sich vorsichtig zu ihr und sah sich im Zimmer um.

"Ein schönes Zimmer hat er hier." sagte sie im Plauderton. "Hattet ihr viele schöne Stunden ... " der Rest des Satzes blieb ihr in der Kehle stecken, als ihr Blick auf den Gegenstand in Mels Händen fiel. Ein Schwangerschaftstest. "Oh." machte Abby nur und Mels Lippen zitterten.

"Ich... ich hatte schon seit ein paar Tagen so eine Ahnung, aber seit gerade eben bin ich mir ganz sicher. Und jetzt... jetzt weiß ich nicht einmal ob sein Vater jemals wieder kommt. Vielleicht sollte ich... es einfach weg machen lassen. Ich will nicht, das es ohne seinen Vater aufwächst." Abby starrte sie geschockt an und fasste nach ihrer Hand.

"Das darfst du nicht tun, Mel! Arthur wird wieder kommen, und dann muss er erfahren, das er ein Kind hat! Das kannst du ihm nicht nehmen! Hörst du, er wieder zurückkommen!" sagte sie eindringlich und strich sich eine Strähne ihres blonden Haares hinter die Ohren.
Mel nickte unsicher. "Ich denke noch einmal darüber nach." meinte sie lächelnd.
 
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