Meine Geschichten
  Die ganze Wahrheit
 
Als Arthur wieder erwachte, lag er immer noch an der selben Stelle. Langsam wurde ihm klar, das das Wasser war, in dem Er lag und gierig nahm er ein paar Züge. Es schmeckte sandig und warm, aber es war Flüssigkeit. Moment, wie war er hier her gekommen? Er war mit Nick bei der Hochzeit durch die Anomalie gegangen und dann.... Irgendwer hatte ihnen geholfen, denn er konnte sich noch an eine Stimme erinnern, aber dann wurde alles schwarz. Wie lange lag er schon hier? Wo war Nick?

Vorsichtig richtete er sich auf und spritzte sich noch einmal Wasser ins Gesicht, bevor er unsicher und schwankend aufstand. Da stand ein Zelt mitten in der Wüste! Also hatte er Recht gehabt, jemand hatte ihn gerettet und Nick dazu. Langsam ging er darauf zu, aber kurz vor dem Eingang blieb er stehen, die Fingerspitzen nur wenige Millimeter von der Zeltplane entfernt, bereit, sie aufzureißen. Aber etwas lies ihn zögern.

„Komm rein.“ sagte die Stimme einer Frau, und jetzt konnte er ihre Umrisse hinter der Zeltplane ausmachen. Er zog die Zeltplane zur Seite und trat ein. „Wir wollen doch nicht, das dich ein Dinosaurier frisst, oder?“ Nick saß in einer Ecke des Zeltes auf einem Stuhl, einen Verband um den Oberarm und einen Becher in der Hand. Es klirrte leise, Eis schwamm darin herum. Die Frau, die mit dem Rücken zu ihm gestanden und in einer Reisetasche herumgekramt hatte, drehte sich jetzt zu ihm herum. Ihre Kleidung war eng anliegend und arg zerrissen, das kurze dunkle Haar stand ihr in allen Richtungen vom Kopf ab und ihre Augen funkelten ihn neugierig an.

Für einen Augenblick wusste er nichts zu sagen, bis Nick in seiner Ecke leise lachte und noch einen Schluck von seinem Getränk mit Eis nahm. „Schau nicht so. Hast du noch nie eine Frau gesehen?“ fragte sie und erst jetzt sah er, das sie ein Jagdmesser in den Händen drehte. Nick stellte seine Tasse geräuschvoll auf dem Boden des Zeltes ab. „Arthur, das ist Helen, meine ... Exfrau.“
Sie sah zu Nick herüber und zog die Augenbraue hoch, sagte aber nichts. „Sehr erfreut.“ murmelte Arthur und lies sich am Boden des Zeltes nieder. Helen drückte ihm einen Becher in die Hand, ganz ähnlich dem von Nick. Wasser war darin, mit Eiswürfeln.

Er sah zu Helen auf. „Eiswürfel in einer Wüste. Ich bin beeindruckt.“ meinte er sarkastisch und sie lächelte. „Das waren die letzten. Ab jetzt müsst ihr warmes Wasser trinken, etwas anderes kann ich euch nicht anbieten.“ Sie warf ihm ein Quadratisches Päckchen aus silberner Folie zu. „Und etwas anderes als Trockennahrung kann ich euch auch nicht anbieten, denn alles andere würde hier in die Hitze zu schnell verderben. Das zeug hält sich Jahrzehnte.“

Arthur besah sich die Packung. Fleischbrühe. Er zog die Augenbraue hoch. „Soll das ein Witz sein?“ fragte er. Helen lachte, aber es klang nicht fröhlich. „Durchaus nicht.“ Sie drehte sich zu einer Seite des Zeltes um, wo, wie Arthur jetzt sah, ein langläufiges Gewehr lehnte. Sie hob es auf und legt es sich über die Schulter, dann schlug sie die Zeltplane zur Seite und trat ins Freie.

„ich gehe etwas zu essen besorgen, bis später.“ sagte sie noch über die Schulter, dann war sie verschwunden. Arthur starrte ihr ungläubig hinterher, dann sah er sich zu Nick um.
„Das ist also die Frau, die dir das Leben gerettet hat, ja?“ fragte er spöttisch. Nick sah ihn an und lächelte. „Ja, ist sie. Wieso?“ fragte er dann und trank den Rest aus seiner Tasse.

Arthur steckte sich eins der verbliebenen Eisklümpchen zwischen die Zähne und lutschte es.
„Naja, weil sie dich ins Zelt gelassen hat und ich draußen hätte gefressen werden können.“ Er stellte die Tasse weg und setzte sich neben Nick, der ihn weiterhin an sah.“ Ich bin nur ganz kurz vor dir wach geworden. Sie wollte dich gerade rein holen, als du selbst gekommen bist. Was kann sie dafür, das du schneller gewesen bist?“ fragte er angriffslustig zurück. Arthur stand auf und lief im Zelt umher, so weit das auf dem engen Raum möglich war.

„Nick, verstehst du nicht? Sie taucht immer dann auf, wenn du in Schwierigkeiten bist und kaum geht es dir wieder besser, verzeiht sie sich, als hätte es sie nie gegeben. Macht dich das nicht stutzig? Was, wenn sie uns hier allein lässt, hm? Was machen wir dann?“ fragte er aufgebracht. Nick stand jetzt ebenfalls auf und trat so dicht an ihn heran, das sich ihre Nasen fast berührten. Arthur wich keinen Millimeter von der Stelle.
„Das wird nicht passieren!“ flüsterte Nick drohend, dann ging auch er nach draußen. „He! Wo willst du hin?“ rief Arthur ihm hinterher. „Aufs Klo!“ ertönte es sauer von draußen, und dann war es still.

Arthur sah sich im Zelt um. Da stand immer noch die Reisetasche neben der Koje, und er ging darauf zu. Es musste doch etwas geben, um sie zu überführen oder wenigstens etwas über sie in Erfahrung zu bringen. Er durchsuchte die Tasche, bis er auf einen länglichen, harten Gegenstand stieß. Ein Handy! Er zog es heraus und klappte es auf. Da waren Videodateien und Audiofiles gespeichert. Eine davon war mit dem Namen „Gespräch-leek2007.wav“ betitelt und Arthur wollte sie gerade öffnen, als die Zeltplane zurück geschlagen wurde und Nick hindurch trat.

Als er Arthur mit dem Handy in der Hand sah, kam er zornig zu ihm herüber. „Was machst du da?“ fragte er misstrauisch. Genau in diesem Augenblick drückte Arthur auf „Abspielen“.
... „Natürlich. Der Tod so vieler Menschen war nicht geplant. Das ist ein Schaden, für den ich nicht aufkommen werde. Das war Ihre Idee, also beseitigen Sie auch den Dreck, den Sie hinterlassen haben.“ ....„Habe ich. Kann ich ahnen, das wirklich so ein Tier durch die Anomalie kommt, das eigentlich gar nicht existieren dürfte? Das dabei so viele Menschen sterben, tut mir sehr Leid.“ ...
Arthur starrte das Handy in seiner Hand an, dann ah er zu Nick. „Sie hat ein Gespräch mit geschnitten, das sie mit diesem Handy mit Leek geführt hat. Schade, das man Leek nicht hört.“ sagte er und klappte das Handy zu. Nick riss es ihm aus der Hand.

„Gib es her.“ sagte er mit vor Zorn gerötetem Gesicht. Arthur beobachtete ihn misstrauisch, aber triumphierend, wie er das Handy wieder an seinen Platz legte und sich dann wieder auf seinen Stuhl setzte. „Weißt du, was ich denke?“ fragte Arthur listig und kannte die Antwort schon. „Nein, und ich will es auch nicht wissen.“ sagte Nick kalt und wandte den Kopf ab.
Arthur spürte das Stechen hinter seinen geschlossenen Augenlidern. Heiße Tränen pulsierten dahinter, als ihn die Wahrheit erreichte.

„Nein? Willst du nicht?“ schrie er Nick an. „Ich sage dir, was passiert ist! Leek hat nicht nur den Jäger auf Lester gehetzt und uns gefangen gehalten, er hat auch eine Drachenatrappe dazu benutzt, das Flugzeug zum Absturz zu bringen, in dem meine Freundin ums leben gekommen ist! Und als dann der echter Drache kam, da musste dein kleines Frauchen ganz schnell verschwinden, nicht wahr? Nein, den Tod so vieler Menschen wollte sie nicht, das kann ich mir gar nicht -“ Etwas traf ihn seitlich am Kopf und lies ihn in die Zeltwand fliegen, zeitgleich explodierte ein durchdringender Schmerz an seiner Schläfe und für ein paar Sekunden sah er Nick doppelt, der sich drohend über ihn beugte. „Halt's Maul!“ brüllte der ihn an, das Gesicht rot angelaufen und die Fäuste geballt.

Jetzt sah Arthur auch, was ihn am Kopf getroffen hatte. Nick hatte seinen Becher nach ihm geschleudert und auch getroffen. Mit brummendem Schädel setzte er sich auf. „Es ist die Wahrheit. Du wirst ihr früher oder später ins Augen sehen müssen. Fragen wir doch deine Frau, was sie dazu sagt!“ Die Zeltplane wurde ein weiteres Mal zur Seite geschlagen und Helen trat durch die Öffnung.
„Zu was soll ich etwas sagen?“

*

Arthur ging zu ihr herüber. „Zum Beispiel zu den Aufzeichnungen, die wir in deinem Handy gefunden haben. Das Gespräch mit Leek zum Beispiel. Sie haben doch das Flugzeug mit ihrer komischen Attrappe zum Absturz gebracht!“ rief er wütend und umkreiste sie dabei. Helen jedoch blieb still an ihrem Platz stehen und auch Nick sah sie misstrauisch an. „Es war nicht meine Attrappe, die das Flugzeug zum Absturz gebracht hat und der Absturz war auch keineswegs geplant. Konnte ich ahnen, das Drachen wirklich existieren? Und das einer durch die Anomalie kommt? Nein. Es tut mir Leid, dass deine Freundin dabei ums Leben gekommen ist, aber es war nicht meine Idee. Und das habe ich Leek auch gesagt. Sie ist seinen machtgierigen Intrigen zum opfer gefallen, nicht meinen. Ich habe nur getan, was Leek mir gesagt hat.“

Sie drehte sich zu ihm um und behielt ihn im Auge, während er weiter im Zelt umher ging. „Und nebenbei war ich es, die Nick vor dem sicheren Erstickungstod gerettet hat.“ Arthur schnaubte nur und sah dann wieder zu ihr herüber. „Ja, großartig. Soll ich jetzt vor Dankbarkeit auf die Knie fallen? Mich haben Sie ja nicht gerettet, oder ich hätte dort nicht wer weiß wie lange draußen in der Wüste gelegen und im ARC hat mir anscheinend auch -“

Helen gebot ihm mit einer Handbewegung zu schweigen. „Du warst bewusstlos,du kannst gar nicht mitbekommen haben, wie dich jemand davon getragen hat. Ich bin später noch einmal wieder zurück gekommen und habe dich und Nick da raus geholt. Das ich Stephen nicht helfen konnte... Und was kann ich dafür, das du schneller aufwachst, als ich dich ins Zelt ziehen kann?“

Sie ging wieder nach draußen, ohne ihn antworten zu lassen. „Und ich weiß, das ich Recht habe.“ knurrte Arthur zwischen den Zähnen und ging dann nach draußen, um zu sehen, was Helen dort wohl machte. Sie sammelte von einigen vertrockneten Bäumen, die hier standen, etwas Holz auf und schichtete es zu einem großen Haufen. Er stand schweigend dabei und sah ihr zu, machte keine Anstalten, ihr zu helfen.

Sie sah sich nicht nach ihm um, als sie wieder zum Zelt zurück ging und wenig später mit alter Zeitung und einem Feuerzeug wieder kam. Jetzt dämmerte es ihm, was das sollte. Sie wollte ein Feuer machen, mitten in der Wüste.
„Du brauchst gar nicht so zu schauen. Oder willst du dein Fleisch roh essen?“ fragte sie, ohne ihn an zu sehen. Er legte den Kopf schief und zog eine Augenbraue hoch, während sie Zeitungspapier in die Lücken zwischen dem Holz stopfte und das Feuerzeug daran hielt, bis das Feuer loderte.
„Wird das keine wilden Tiere anlocken?“ fragte er skeptisch. Sie drehte sich um und lächelte ihm zähneblitzend zu.
„Vielleicht wird es das.“
 
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