Meine Geschichten
  Die sache mit den Namen
 
Ein Paar Wochen später durfte Arthur schon wieder das Bett verlassen und auf Krücken seinen eigenen Weg gehen. Nick kam fast täglich vorbei, um zu sehen, wie es ihm ging, und auch die anderen kamen oft genug, sodass Mel mehr mit kochen beschäftigt war als mit irgendetwas anderem. Eines Mittags nahm Nick ihr kurzentschlossen die Töpfe und Pfannen aus den Händen und schickte sie ins Bett. „Ich löse dich hier mal ab. Du sollst dich hier nicht für uns zuschande schuften. Setze dich hin, ich koche.“ sagte er bestimmt und die anderen warfen sich vielsagende Blicke zu. Nick war nicht gerade für seine Kochkunst bekannt, aber mit ein bisschen Hilfe von Abby und Jenny schaffte er es dann doch, das die Nudeln nicht zu einem Klumpen zusammenklebten und die Soße nicht anbrannte. Mel setzte sich derweil auf einen Stuhl und sah sich das ganze an. Arthur saß rechts von ihr und Lester links, und wie alle anderen warteten sie ungeduldig auf das Essen, auch wenn keiner davon so recht etwas wollte, auch wenn Abby und Jenny geholfen hatten. Und der arme Connor musste als Vorkoster herhalten. Zu aller Überraschung kippte er nicht tot vom Stuhl, wonach sich auch die anderen etwas nahmen und zulangten, als hätten sie seit Wochen nichts gegessen.

Minutenlang hörte man nur das Klappern des Geschirrs und das gelegentliche Schlürfen der Nudeln. Schließlich legte Arthur die Gabel weg und sah Mel von der Seite an, dann räusperte er sich und alle sahen zu ihm auf. „Also, wir würden gerne etwas mit euch allen besprechen. Wie ihr ja wisst, sind wir bald zu dritt, und wir tun uns etwas schwer mit der Namensfindung. Also wollten wir mal eure Vorschläge hören.“ Er sah in die Runde. „Wisst ihr denn schon, was es wird?“ fragte Abby aufgeregt und Arthur schüttelte den Kopf. „Wir wollten uns überraschen lassen, also sind Namen für beide Geschlechter erwünscht. Also, Nick, fangen wir bei dir an. Hast du einen zweiten Vornamen?“

Nick grinste ihn an und wischte sich den Mund an der Serviette ab, bevor er den Kopf schüttelte. „Nein, leider nicht.“ Arthur grübelte eine Weile. „Okay... Name deiner Mutter?“ Er sah, wie Nick errötete und sprang zu Abby über. „Okay Abby, hast du einen zweiten Vornamen?“ Abby warf Connor aus dem Augenwinkel einen forschen Blick zu, dann sagte sie: „Ja, habe ich. Mein Zweitname ist Sarah.“ Mel notierte es sich auf eine Liste, die vor ihr lag. Dann nickte sie. „Gut, Connor?“ Der trank sein Wasserglas leer, bevor er den Kopf schüttelte. „Nope. Aber fragt mal Lester.“ meinte er grinsend. Arthur drehte sich zu Lester, der neben Mel saß und jetzt rot im Gesicht wurde. Arthur und Nick grinsten sich an. „Nun, Mr. Lester, wenn ich bitten dürfte?“ Doch Lester sagte nichts, er starrte auf seinen Teller, als gäbe es dort etwas interessantes zu sehen. „Uh, James, ich würde es ihnen sagen, wenn ich Sie wäre.“ meinte Nick und konnte sich sein Grinsen immer noch nicht verkneifen, es wurde sogar breiter.

Lester funkelte ihn an. „Sind Sie aber nicht. Und ich verbiete Ihnen....“ Mel sah ihn an. „Was kann an einem Namen so schlimm sein?“ Lester rollte nur die Augen und Nick lachte los. „Ihr könnt ja mal raten, für was das P steht, das seinen Zweitnamen anführt.“ Jenny stand auf und räumte das Geschirr ab, dabei bedeutete sie Mel, sitzen zu bleiben. „Hm.. Peter?“ fragte Abby nachdenklich und Nick und Lester schüttelten den Kopf. „Okay... Phil? Pascal? Paul? Preston? Percy?“ riet Mel, doch jedes mal schüttelte die Beiden die Köpfe, auch wenn Lester das eher zögerlich tat und bei jedem Namen noch röter wurde.

Auf Nicks Gesicht zeigte sich ein wölfisches Grinsen, als er Arthur zu sich winkte und ihm etwas ins Ohr flüsterte. Der wieherte los. „Das ist nicht dein Ernst! Du meinst wie einer von diesen kleinen...“ jetzt bekam er sich gar nicht mehr ein und Lester sank in seinem Stuhl zusammen. Dann setzte er sich mit einem Ruck auf und bereitete der Heiterkeit ein ende.
„Ich darf Sie daran erinnern, das es genau so gut „Wanderer“ heißen könnte? Wenn man ein bisschen Latein... Oh, schon gut.“ Jetzt hatten auch die anderen den Witz begriffen und der ganze Raum bebte vor Gelächter. „Ich glaube nicht,“, japste Mel, als sie sich ein bisschen erholt hatten, „das mein Kind nach einer Figur aus einem Film oder Buch heißen sollte.“ Lester sah aus, als freue ihn das ungemein, schwieg aber. Nick drehte sein Messer zwischen den Händen hin und her.

„was haltet ihr von... Aaron, wenns ein Junge wird, und... Alea, für ein Mädchen?“ fragte er dann und sah den beiden ins Gesicht. „Alea klingt gut.“ meinte Mel und notierte sich den Namen auf der Liste. „Oder Alexis?“ fragte Abby. Sie sah die verblüfften Gesichter um sich herum. „Was denn? Ich finde den Namen schön.“ verteidigte sie sich. Mel sah sie unsicher an. „Erinnert dich das nicht zu sehr an Lex?“ fragte sie und Arthur nickte. Jenny fragte von der Spüle, wo sie die Teller wusch: „Und was haltete ihr von Cora? Oder Leandra, das klingt doch auch schön.“ Mel überlegte eine Sekunde, dann drehte sie sich zu Arthur, den Stift nur Zentimeter über dem Papier. „Cora Leandra, was hältst du davon?“ Er nickte, denn der Name klang wirklich schön. Sie notierte auch das und umrandete es dick mit dem Kugelschreiber.

„Und wenn es ein junge wird?“ fragte Arthur grinsend. Eigentlich war es ihm egal, aber an musste ja alle Möglichkeiten bedenken. Er räumte die Gläser von allen in die Geschirrspülmaschine und startete sie.
„Was haltete ihr von Nathan?“ fragte Abby und lehnte sich gegen den Kühlschrank. Arthur nahm aus dem Obstkorb auf der Anrichte ein paar Äpfel und warf jedem von ihnen einen zu.
„Klingt schon mal nicht schlecht.“ meinte er kauend und auch dieser Name wurde notiert. „Oder Ryan?“ fragte Connor und biss krachend in seinen Apfel.
„Ich fände ja noch Pablo schön. Oder Vincent.“ sagte auf einmal Lester zur Überraschung aller. Er drehte seinen Apfel in den Händen, bevor er hinein biss. Mel notierte sich alles und rief dann aus: „Ich bin für Cora Leandra und Nathan Vincent.“ Sie sah unsicher zu Arthur herüber. „Wenn das okay ist.“ Arthur warf den Rest seines Apfels in den Mülleimer, dann nickte er. „Das klingt doch super.“

Er streckte sich und kam an den Tisch zurück, setzte sich und stützte die Ellbogen auf die Tischplatte. „So, und jetzt kommen wir zu den unangenehmeren Dingen. Lester weiß schon Bescheid, deswegen müsst nur noch ihr drei eingeweiht werden.“ sagte er und sah dabei Nick, Connor und Abby an. Er seufzte und holte dann tief Luft. „Ich kündige.“ sagte er dann sehr leise. Nick jedenfalls war sich sicher, er hätte sich verhört. „Bitte was? Ich dachte, du hättest gesagt, das du kündigst?“ Arthur nickte stumm. „Du hast dich nicht verhört. Ich... ich kann das einfach nicht mehr. Ich wäre bei den Einsätzen zweimal fast ums Leben gekommen. Die Sache mit Stephen damals hat mir klar gemacht, wie schnell es vorbei sein kann. Er hatte noch alles vor sich, und das möchte ich auch noch haben. Ich könnte mir nicht verzeihen, wenn mir oder Mel etwas passieren würde, und nur deshalb gehe ich. Wir hatten eine schöne Zeit zusammen, das stimmt. Und es hat auch wirklich Spaß gemacht, aber ich muss an meine Familie denken. Ich... es tut mir Leid, ich hätte euch das alles schon viel früher sagen sollen.“ Nick, Abby und Connor sahen sich einfach nur mit offenem Mund an. Dann wandte sich Nick wütend an Lester. „Sie haben es gewusst! Sie haben es die ganze Zeit gewusst, und uns kein Sterbenswörtchen gesagt! Ich dachte, wir wären ein Team!“ er warf seinen Apfelrest auf den Teller und starrte Lester mit hochrotem Kopf an, der so gelassen war wie immer. „Ja, natürlich habe ich es gewusst. Aber ich habe es Arthur überlassen, wann er es Ihnen sagen wollte, denn schließlich ist es seine Kündigung.“Arthur wollte Nick die Hand auf den Arm legen, doch der schüttelte ihn wütend ab. „Du schleichst dich einfach so davon! Wie kannst du,nach allem, was wir durchgemacht haben? Nach der Sache in der Wüste? Ich dachte, wir wären Partner, ein Team! Ich dachte, wir wären Freunde.“ Arthur ließ den Kopf sinken und stöhnte auf. So schwierig hatte er sich das ganze nicht vorgestellt. „Nick, das sind wir doch auch! Nur weil wir nicht mehr zusammen arbeiten, heißt das doch nicht...“ Nick stand auf, er schob den Stuhl so heftig nach hinten, das er in die Anrichte krachte. „Doch, genau das heißt es!“ mit diesen Worten stürmte er aus dem Raum und schlug die Vordertür krachend hinter sich zu. Arthur stützte den Kopf schwer in die Hände und seufzte. Dann sah er unsicher von Abby zu Connor und wieder zurück. „Ihr versteht mich doch, oder?“ fragte er leise, zweifelnd. Die beiden nickten synchron. „Wir können verstehen, was in dir vorgeht. Aber jetzt müssen wir leider auch gehen. Mach dir keinen Kopf um Nick, der kriegt sich schon wieder ein. Und mit euch zu tun haben wird er noch oft genug. Das... hat ihn nur ein bisschen geschockt.“ meinte Abby mitfühlend und sie, Connor und Lester standen auf und verabschiedeten sich. Arthur blieb allein zurück, während Mel ins Wohnzimmer ging.

Ich hatte noch nie bessere Freunde, aber ich war auch noch nie so allein wie in diesem Moment. Dachte er verbittert und folgte Mel ins Wohnzimmer.


Ende
 
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