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  Zwischenspiel
 
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Ein Lichtblitz, so grell, das Harry geblendet die Augen schloss, erreichte ihn. Das monotone Piepsen, das vorher noch in seinen Ohren gedröhnt hatte, setzte aus. Sekunden später war es wieder da, und das Gefühl, von Wärme umfangen zu werden, schob sich in sein Bewusstsein waren keine Schmerzen mehr, nirgendwo tat etwas weh. Wie konnte das sein, fragte er sich, denn er erinnerte sich noch zu deutlich, mit voller Wucht auf dem Boden aufgeschlagen zu sein.
Ah, dann war es vorbei, und das schrille Piepen in seinen Ohren kündete allen in seiner Umgebung von seinem Tod. Tot. Er war tot. Plötzlich konnte er auch wieder etwas sehen. Unter ihm erstreckte sich das Zimmer, der OP, in den man ihn gebracht hatte, und ein Arzt stand mit zwei merkwürdig aussehenden Geräten an seinem Bett, eines in jeder Hand. Zuerst wusste Harry nicht, was er davon halten sollte, doch dann wusste er, was der Muggelarzt dort in den Händen hielt. Defibrilatoren.
Nein, wollte er rufen, lasst mich gehen! Doch natürlich konnte er es nicht. Der Arzt rieb die beiden Gegenstände aneinander und drückte sie ihm dann auf den Brustkorb. Harry konnte von dort aus, wo er über dem Geschehen schwebte sehen, wie sich sein Körper unter dem Stromstoß von der Matratze hob und sein lebloser Körper den Rücken durch drückte. Sein Kopf rollte von einer Seite auf die andere, bevor er wieder auf die Matratze zurück fiel und die Kurve am Überwachungsmonitor einmal ausschlug und wieder eine flache Linie bildete. Es war nicht genug gewesen, um ihn wieder in seinen Körper zu ziehen, doch er flog wieder näher Richtung Bett, dann schwebte er wieder davon.
Der Arzt rieb die beiden Defibrilatoren wieder aneinander und drückte sie ihm erneut gegen die Brust. Wieder hob der ganze Körper von der Matratze, stärker als zuvor, denn auch der Stromstoß war stärker gewesen als der vorige. Diesmal reichte es, um ihn wieder in seinen Körper rutschen zu lassen, und Harry machte sich bereit für einen harten Aufprall, doch der kam nicht. Fast schon anmutig flog er zurück in seinen Körper und die Enge darin machte ihn fast wahnsinnig. Er war frei gewesen, für einen Moment, hatte allen platz der Welt gehabt, und jetzt musst er sich wieder in eine enge Hülle zwängen, nur weil diese Narren keine Ahnung hatten, wann Schluss war? Sein Körper nahm ihm die Entscheidung ab. So schnell wie er wieder in seinen Körper gekommen war, so schnell hatte er ihn auch wieder verlassen und das gleiche, vertraute Piepen war da und mit ihm die Freiheit.
„Gebt mir mehr Strom!“ verlangte der Arzt barsch von einem seiner Assistenten, der ihn erschrocken und traurig zugleich anstarrte.
„Das war die Höchste Dosis, die möglich ist, Doktor.“ erwidert der Schüler bedauernd und der Doktor warf ihm noch einen Blick zu, bevor er den Strom des Gerätes abschaltete und zur Tür ging.

Als Harry erwachte, lag er auf etwas weichem. Hatte er es am ende wirklich geschafft, war er tot? Er hatte es sich nicht gewünscht, und doch hatte er gewusst, das es so kommen musste. Er öffnete die Augen und merkte, das er bäuchlings auf etwas weichem, weißem lag. Er stemmte sich hoch und sah, das es etwas wie Watte war, aber bei seiner Berührung zerfloss es zwischen seinen Händen, wie Rauch. Wolken? Konnten das Wolken sein? Er stand vollkommen auf und sah sich um. Es war eine Wolke, auf der er jetzt stand. Er ging von ihr herunter und  weites grünes Gras erstreckte sich unter ihm. In der Ferne konnte er die Tribünen und Torpfosten eines gigantischen Quidditchfeldes erkennen, Fahnen wehten im Wind. Er sah an sich herunter und erschrak. Nicht so sehr, weil er keine Knochenbrüche mehr hatte oder nicht mehr so dünn und blass war, aber... er hatte nichts an. Er war nackt, komplett.
„Harry! Es ist so lang her!“ sagte eine tiefe Stimme hinter ihm und er drehte sich um, den Kopf gesenkt. In seinem ganzen Dasein hatte er sich noch nicht so geschämt, und jetzt konnte er den Blick nicht heben und den Mann ansehen, der vor ihm stand. Er hörte ein sanftes Lachen. „Schüchtern, Harry? Du wurdest nackt geboren und du stirbst nackt. Wozu brauchst du im Himmel Kleidung, wenn du nicht frierst?“ fragte der alte Mann, den Harry noch immer nicht genauer ansehen wollte. „Wenn... wenn Sie das sagen, Sir.“ stotterte er und Dumbledore lachte. Eine Hand schob sich unter sein Kinn und hob es sanft, aber bestimmt hoch. Er sah einem viel jüngeren Dumbledore ins Gesicht. Und er wollte nicht mehr sehen als das Gesicht. Es war frei von Falten, der Bart war sehr viel kürzer und auch nicht weiß, sondern braun. „Wir alle sterben und kommen hier an auf der Höhe unsere geistigen und körperlichen Kraft.“ sagte Dumbledore und in seiner Hand hielt er ein Bündel Stoff.
„Das vorhin war nicht ganz ernst gemeint, Harry. Natürlich tragen wir Kleidung. Für jeden, der neu hier an kommt, ist es im ersten Moment schwer, sich zu orientieren und mit den Gegebenheiten klar zu kommen, aber du wirst es schaffen.“ sagte er und gab ihm die Kleidung. Harry schlüpfte hinein und sah sich jetzt auch Dumbledore an. Der war in dunkelblaue Roben gehüllt und lächelte ihn fröhlich an.  Um ihn herum lösten sich jetzt andere Gestalten wie aus dem nichts aus der Luft und kamen auf ihn zu. Harry hätte heulen können vor Freude, denn sie waren alle da, Remus und Tonks, Fred, seine Eltern, Sirius, alle die er liebte und die er so vermisst hatte, waren bei ihm. Er konnte nicht anders, er warf sich ihnen einer nach dem anderen in die arme und jetzt weinte er, weinte vor Freude, sie alle wieder zu sehen. Zuletzt blieb er bei Dumbledore stehen.
„Sir, ich....“ er schluckte. Dumbledore lächelte ihm zu, Tränen glitzerten in seinen Augen hinter den  halbmondförmigen Gläsern. „Ich weiß, was du denkst, Harry. Überwinde dich und tue, was dein Herz für richtig hält.“ sagte er und breitete die Arme aus. Harry lachte erstickt und warf sich hinein, mit so viel Freude, das Dumbledore fast umgekippt wäre. Er erwiderte die Umarmung mit nicht weniger Kraft und Freude. Er hätte sich nie wieder von ihm lösen wollen, doch ein Schrei, von weit weit weg ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren, wenn noch welches darin gewesen wäre. Er kannte die Stimme sofort, auch wenn sie unendlich weit fort war.
„Ginny.“ flüsterte er heiser und ein schweres Gewicht schien ihn zu Boden zu ziehen. Er wusste, er hörte die Stimme nur in seinem Kopf, aber es war, als würde es lauter und lauter mit jeder Sekunde, die er zuhörte. Es riss ihn in kleine Fetzen, sie so schreien zu hören, ein Geräusch, das er noch nie gehört hatte und das langsam in lautes Schluchzen überging. Er kauerte sich am Boden zusammen, die Hände auf die Ohren gepresst.
„Bitte....hör auf, ich will das nicht...lass es aufhören, bitte...“ wimmerte er leise und fühlte einmal mehr das vertraute Gewicht einer Hand auf seiner Schulter.
„Harry...“ Dumbledore war zum ersten Mal, seit Harry ihn kannte, nicht im Stande, etwas zu sagen. Alle Fröhlichkeit von vorhin war dahin.
„Bitte, lasst mich zu ihr....“ flüsterte er erstickt und schluchzte hart, den Kopf noch immer gegen den Boden gepresst. Jemand drehte ihn herum und zog ihn an sich. Er konnte spüren, das es seine Mutter war, an deren Schulter er sich jetzt ausweinte. Es dauerte lange, bis das Schluchzen abebbte, aber schließlich war es vorbei. Seine Mutter strich ihm immer noch beruhigend über den Rücken, etwas, nach dem er sich immer gesehnt hatte, und er verbarg das Gesicht an ihrem Hals und atmete ihren Duft ein.
„Severus ist bei ihr. Er wird auf sie acht geben. Er ist ein guter Mann.“ sagte sie leise in sein Ohr. Und er konnte sich nicht helfen, er nickte stumm, denn sie hatte Recht.

Und wieder ist hier noch nicht Schicht im Schacht! freut euch auf mehr.
 
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