Meine Geschichten
  Einige einfache Worte
 
Nur ein paar einfache Worte. War es wirklich so schwer? So unsagbar schwer? Ja. Ja, da war sich Severus sicher. Es war schwer. Was sagte man zu jemandem, den man all die Jahre vorgetäuschte Abneigung hatte spüren lassen und der einem sein Leben verdankte? Unschlüssig stand er vor der Haustür in dieser winterlichen Kälte und fror sich die Zehen ab. Sein Finger schwebte über dem Klingelknopf und fast hätte er ihn wieder zurückgezogen. Er konnte es nicht. Er konnte nicht einfach zum Tee vorbei schneien, obwohl sie beide, Harry und Ginny, es ausdrücklich gewünscht hatten. Und diese Narbe würde ihn immer an die Schuld erinnern, die er beglichen hatte. Und er hatte keine Gegenleistung gefordert. Wie töricht war er doch gewesen. Kannst du dein Leben einfach so umkrempeln, nach all den Jahren? Willst du das überhaupt? Zischte eine Stimme in seinem Kopf. Natürlich wollte er das.
Entschlossen streckte er die Hand aus und drückte auf den Klingelknopf.
Fast augenblicklich hörte er Schritte hinter der Tür. Das leise klack, klack, klack klang nach hohen Absätzen eines Damenschuhs. Zögernd und leise öffnete sich die Tür.
„Severus! Mit dir hatten wir gar nicht gerechnet, mitten in den Weihnachtsferien!“ Ginny sah ihn verblüfft an.
„Ich…kann auch wieder gehen, wenn ich ungelegen…“
Sie packte ihn am Arm und zog ihn durch den Türspalt. „Nein, du kommst rein. Harry wird sich freuen!“ sagte sie und nahm ihm den Mantel ab. „Geh doch schon durch, er sitzt im Wohnzimmer.“ sagte sie munter und hängte den Mantel auf einen Kleiderbügel.

Severus tat, wie ihm geheißen und trat durch den Flur ins Wohnzimmer. Harry saß da umgeben von seinen Kindern, die auf dem Teppich zu seinen Füßen saßen und an seinen Lippen hingen.
„… und er küsste die Prinzessin und sie erwachte aus ihrem Schlaf. Und wenn sie nicht gestorben sind dann leben sie noch heute, glücklich und…“ Er sah auf. Da war kein Lächeln, noch nicht. „Kinder, würdet ihr bitte auf eure Zimmer gehen?“ Jetzt sahen die drei sich um. Schock, ja fast schon Horror, stand ihnen in die Gesichter geschrieben. „Was haben wir…. Das mit dem Toilettendeckel letzte Woche war nicht ich, Dad!“ flüsterte ein schwarzhaariger Junge furchtsam. Harry sah ihn an. „Ich weiß, Jamie. Jetzt geht bitte. Wir haben etwas zu besprechen.“
Nur widerwillig verließen die drei den Raum, taten aber dann doch, wie ihnen geheißen. Severus blieb in einiger Entfernung von Harry stehen, der aufstand. „Sie sehen nicht….du siehst nicht sonderlich gut aus.“ War das erste, was Snape über die Lippen brachte. Es war schwer, die alte Angewohnheit, jemanden zu siezen, abzulegen. Aber er sprach die Wahrheit. Harry war wirklich nicht das Ebenbild der Gesundheit. Er war blass, tiefe Schatten lagen unter seinen Augen, so als habe er tagelang nicht geschlafen und er wirkte dünn, fast schon mager.
Harry konnte nicht anders, er musste grinsen.
„Wundert mich, das dich das interessiert, Severus.“ Sein Gegenüber schnaubte durch die Nasenflügel. „Hatten wir uns nicht entschieden, das Gehabe sein zu lassen? Hatten wir nicht damit abgeschlossen?“ fragte er, fast wieder ganz der Alte.
Harry zog eine Augenbraue nach oben. „Wieso bist du hier?“ fragte er dann.
„Nun, ich denke, dass ihr mich eingeladen habt, so war es doch? Ich kann wieder gehen, wenn ich hie nicht erwünscht bin, aber ich denke, dann werde ich deine Frau nicht mehr los. Sie hat mich mit Dank überschüttet, kaum das ich nach der Operation die Augen aufgemacht habe. Und sie hat nicht eher Ruhe gegeben, bis ich ihr versichert habe, dass wirklich alles in Ordnung ist. Aber wie ich schon sagte, du siehst wirklich nicht gut aus.“ Er musterte ihn von Kopf bis Fuß und Harry sank zurück auf das Sofa, als wäre er zu schwach, um noch länger zu stehen.
„Du hast Recht, wenn du das sagst. Ich fühle mich schlecht. Ich…“ Er vergrub das Gesicht in den Händen und als er weiter sprach, klang seine Stimme gedämpft und erstickt. „Ich… habe manchmal ohne ersichtlichen Grund Nasenbluten und so starke Kopfschmerzen…es ist wie damals als…“ Er machte eine ausholende Bewegung mit seiner Hand, und Severus wusste genau, was er meinte.“ Aber vielleicht ist es nur…eine Grippe oder so was? Schläfst du genug?“ fragte er und klang fast besorgt. Besorgt, er und besorgt! Soweit kam es noch, das er… aber es war jetzt anders. Dieser Mann verdankte ihm sein Leben und umgekehrt.
„Du klingst schon wie Ginny, weißt du das?“ fragte Harry leise und hob den Kopf von den Armen. Ein kleines, zittriges Lachen entschlüpfte ihm.
„Nein, ich schlafe nicht genug. Ich…ich kann nicht… ich wache teilweise nachts auf und bin schweißgebadet, weiß aber nicht warum. Dann wieder…hab ich diese Träume… ich dachte, es wäre vorbei, aber…“ Er schluchzte hilflos auf wie ein kleines Kind und Severus konnte nicht anders, er konnte den Impuls nicht unterdrücken. Vorsichtig setzte er sich neben Harry und umfasste seine Schultern mit einer Hand. Harry versteifte sich für einen Moment, dann aber lies er ihn gewähren. „Ich…ich hab einfach nur solche Angst das… das es wieder passiert, verstehst du? Das es wieder kommt… und ich diesmal nicht das Glück habe, einen Spender zu finden und…“ Er brach abrupt ab. Ginny stand in der Tür, ihre Augen waren voller Tränen und Severus ließ Harry abrupt los, so als habe er sich verbrannt. Harry wurde rot und sah weg.
„Wie lange hörst du schon zu?“ fragte er dann harsch. Severus zuckte bei seinen Worten unangenehm berührt zusammen und sah ebenfalls weg.
„Ich…oh Gott, Harry…wieso hast du mir nicht…“ sie brach ab und stürzte aus dem Raum. Sie hörten sie eine Treppe hochpoltern, dann krachte eine Tür ins Schloss und es wurde still. Unangenehm still.
„Nun…“ sagte Severus und räusperte sich, „nun…ich denke, ich gehe wohl besser.“ Er sprang vom Sofa auf und lief aus dem Haus. Sekunden später hörte man ein fernes Plopp! Und er war auf und davon.
 
  Heute waren schon 4 Besucher (5 Hits) hier!  
 
Diese Webseite wurde kostenlos mit Homepage-Baukasten.de erstellt. Willst du auch eine eigene Webseite?
Gratis anmelden