Meine Geschichten
  Ein letzter Wunsch
 
Sie saßen noch lange zusammen, bis es draußen dunkel wurde und die Nachtschwester kam. „Ich muss Sie jetzt bitten, zu gehen. Mr. Potter braucht seine Ruhe.“ Sie alle erhoben sich, doch Severus blieb sitzen. „Sollte nicht jemand hier bleiben, wenn etwas passiert?“ fragte er und sah zu Ginny, die mit Ron und Hermine schon an der Tür stand. Die Schwester zog die Augenbraue hoch.
„Glauben Sie mir, Mr -“ sie sah ihn fragend an.
„Snape.“
„Nun, Mr. Snape, seien Sie versichert, das meine Kollegen alles tun werden, damit Mr. Potter gut versorgt ist. Sollte sich sein Zustand ändern, was ich für unwahrscheinlich halte, ist dort immer noch der Notknopf neben seinem Bett, und schon wird eine Schwester und wenig später ein Arzt zur Stelle sein, der gut auf ihn achten wird, glauben Sie mir.“ Sie zog die Vorhänge vor den Fenstern zu. Severus rutschte auf seinem Stuhl herum, etwas, das Harry ihn noch nie hatte tun sehen. Es musste ihm sehr ernst sein.
„Nun, aber ich denke, jemand der sich gut genug auskennt....“ es war hoffnungslos. Die füllige Krankenschwester baute sich vor ihm auf, stemmte die Hände in die Hüften und fixierte ihn. „Glauben Sie allen Ernstes, Mr. Snape, Sie verstünden mehr von Medizin als unser Personal? Mit Verlaub, Sie sehen mir nicht sonderlich gebildet aus.“ Harry hätte um ein Haar laut aufgelacht, er konnte das Lachen jedoch in seinem Kissen ersticken und kicherte hilflos, seine Schultern zuckten und Hermine, Ginny und Ron machten, das sie aus der Tür kamen, bevor sie lachend auf dem Korridor standen. Harry konnte sie durch die Tür hindurch hören, und es förderte seine Ernsthaftigkeit nicht gerade. Severus verengte die Augen zu Schlitzen und grummelte etwas, erhob sich aber. Er beugte sich noch einmal zu Harry, umarmte ihn und murmelte: „ich schleiche mich nachher wieder rein, wenn die hexe weg ist.“

Es war immer noch dunkel, ein paar Minuten vor Mitternacht, als die Schlafsaaltür aufging und Severus herein glitt. Zu seinem Glück hatte Harry das einzige belegte Bett in diesem Saal.
Er setzte sich neben ihn in einen Stuhl und nahm seine Hand zwischen seine eigenen. Sie war merkwürdig kalt.
Er beobachtete ihn eine Weile so in seinem Bett, bis Harry sich regte. Er wachte nicht auf, er warf sich nur unruhig hin und her, als hätte er einen Alptraum. Dabei kam kein laut über seine Lippen, er wand sich nur unruhig hin und her. Severus beugte sich über ihn, drückte ihn in die Matratze und schüttelte ihn leicht. „Harry! Wach auf, du träumst nur -“ Aus dem ziellosen Umherwerfen wurde schlagartig etwas anderes. Harrys Augenlider flogen auf, doch er sah Severus nicht. Plötzlich kippten seine Augäpfel weg, rollten in ihren Höhlen nach oben in den Schädel hinein, während sein Körper unkontrolliert zuckte.
Severus wurde gleichzeitig heiß und kalt, sein Gehirn stand unter Schock und er konnte nichts tun, außer Harry anzustarren, der fort fuhr sich herumzuwerfen und unbewusst gegen den harten Griff ankämpfte, den Severus auf seine arme gelegt hatte. Tue was, du Idiot!
Zischte eine Stimme in seinem Kopf und er lies Harry los, um nach dem Alarmschalter zu greifen und ihn zu drücken. Man hörte keine Geräusch, doch Sekunden später stürzte die Nachtschwester hinein, gefolgt von einem Arzt.
„Was ist passiert?“ verlangte der scharf zu wissen. Severus sah ihn hilflos an. „Ich war hier bei ihm und plötzlich hat er wie verrückt angefangen zu zucken....“ Der Arzt nickte nur und schob ihn zur Seite, dann setzte er Harry in rascher Reihenfolge ein paar Spritzen und langsam hörte der Körper auf, zu zucken und kam zur Ruhe.

Er wusste nicht, wie lange er dort saß, als der Schwarzhaarige endlich wieder die Augen öffnete. Stille. Niemand sprach ein Wort.
„Severus?“ flüsterte Harry heiser. Snape wandte sich zu ihm. „Ja?“ Er rückte seinen Stuhl dichter an das Bett heran, um Harry besser verstehen zu können.
„Wir... sind doch Freunde, oder?“ Diese Worte kamen so zögerlich, als müsste Harry jedes einzelne genau abwägen. Auch Severus dachte genau nach, bevor er sprach. „Ja, ja, ich denke schon.“ erwiderte er. Die grünen Augen fixierten ihn trüb. „Als Freund... würdest du mir einen Gefallen tun?“ Severus dachte nicht nach, als er sprach und hätte sich im Nachhinein selbst verfluchen mögen.
„Jeden den ich im Stande bin, dir zu erfüllen.“ Er tastete nach seiner Hand und drückte sie vorsichtig. „Dann... erfülle mir einen letzten Wunsch. Bitte. Es ist... sehr wichtig für mich.“
Severus war geschockt. Was konnte er von ihm wollen? „Ich.... möchte noch ein letztes Mal Quidditch spielen, bevor...“ er konnte nicht weiter sprechen, doch das musste er nicht.
Severus packte seine Hand noch fester. „Das lasse ich nicht zu. Das du.... stirbst, meine ich. Doch deinen Wunsch will ich erfüllen. Und es wird gewiss nicht dein letzter gewesen sein.“
Harry nickte. „Gut. Dann brauche ich mir keine sorgen mehr zu machen.“
Er wandte für ein paar Augenblicke den Blick zur Decke. „Du weißt nicht zufällig, wann England noch einmal spielt, oder?“ fragte er halb im Scherz.
Severus schüttelt den Kopf, langsam, bedächtig. „Nein. Aber wir könnten Ron fragen, er...“
„Nein, sag Ron nichts!“ rief Harry aus. „Er darf es nicht erfahren, er würde mich nicht gehen lassen. Aus gutem Grund. Warum tust du es?“
Snape sah ihn nicht an, als er sprach. „Weil ich muss. Ich habe geschworen, dich zu beschützen. Auch wenn du es all die Jahre kaum wahrgenommen hast. Und jetzt... ich habe deiner Mutter versprochen, das ich alles tun würde, damit du am Leben bleibst. Und ich muss meine Schuld vom letzten Herbst noch tilgen.“ Er warf ihm einen langen, abschätzenden Blick zu und sah fast wieder aus wie der Professor, den Harry kennen gelernt hatte. „Du willst nicht nur als Zuschauer dabei sein, oder? Du willst wirklich mitspielen? In deinem Zustand?“ fragte er. Harry nickte.
„Es ist vielleicht meine letzte Chance. Ich habe Ron versprochen, für England zu spielen. Versprechen muss man einhalten, wie du gesagt hast. Du hältst dein versprechen, und ich halte meines. Daran ist nichts falsches.“
Severus seufzte. „Nein, falsch ist es nicht. Aber dann würde ich mein versprechen deiner Mutter gegenüber...“ Harry sah ihn an und Severus schreckte vor diesem Blick zurück. Etwas wie schlecht unterdrückte Wut lag darin.
„Meine Mutter ist tot, Sev. Tot, verstehst du? Ich habe nie gewusst, was sie wollen würde und was nicht, ob sie stolz war auf mich oder nicht!“
Jedes einzelne Wort war wie ein Peitschenhieb, ein Messerstich, ein gut gezielter Todesfluch für Snapes verkümmerte Seele.
„Glaubst du, das weiß ich nicht? Wie oft haben wir darüber gesprochen, Harry? Habe ich dir nicht gesagt, dass der Tod deiner Mutter mich vielleicht ebenso getroffen hat wie dich? Ich habe sie geliebt, und ich tue es immer noch, naiv wie ich bin.“ Er lachte, leise und verbittert. „Schön, dann werde ich in Erfahrung bringen, wann England das nächste Mal spielt und dich irgendwie dort hinein schmuggeln, und wenn es das letzte ist, was ich tue.“ Damit verschwand er mit wehendem Umhang aus dem Krankenzimmer und machte Harrys Familie Platz, die sich um ihn scharrte.

Erst drei tage später, am Wochenende, lies er sich wieder bei Harry blicken. „Ich habe dir etwas mitgebracht.“ sagte Snape und warf etwas auf Harrys Bett. Er griff danach und fühlte den vertrauten wassergleichen Stoff zwischen seinen Fingern. „Severus, du bist...“ Harry stockte und Severus sah ihn an. „Ja? Was bin ich?“ fragte er und grinste. „Meine Rettung!“ schloss Harry lahm, und dem Tränkemeister war nur zu klar, das er eigentlich etwas anderes hatte sagen wollen. „Wie bist du da dran gekommen? Musstest du bei mir einbrechen oder hat Ginny dich...“ sein Lächeln erstarb ihm auf den Lippen, als der ältere ihm auswich. „Oh nein... das hast du nicht wirklich getan!“
Severus hüstelte. „Naja... ich selbst habe keinen und da dachte ich.... Es ist doch auch egal, oder?“ schnaubte er, fast wieder der Alte. „Los, lass mich dir helfen.“ sagte er. Er wollte Harry aus dem Bett helfen, als dieser mit einem Schmerzensschrei wieder zurück sank.
„Was ist? Was hab ich falsch gemacht?“ fragte Der zaubertranklehrer leicht panisch.
Harry stöhnte auf. „Die Schläuche! Ich müsste sie mir aus dem Körper reißen, um hier weg zu kommen.“ Eine entschlossene Miene trat in Snapes Züge. „Schön, das könnte natürlich weh tun.“ Er krempelte Harrys schlafanzugärmel hoch.
„Bist du wahnsinnig?“ zischte Harry und schrie auf, als Severus ihm den ersten Schlauch samt Nadel aus dem Handgelenk riss. Er hielt seinen Zauberstab auf die blutende Wunde, murmelte „Episkey“, und die Verletzung verheilte sofort.
„Wo ist der Rest? Das war doch nicht der einzige Schlauch, oder? Muggel sind solche Barbaren.“ flüsterte Severus, als sich auf dem Gang schritte näherten.
Sie hielten den Atem an, doch die schritte entfernten sich weiter und weiter von ihrer Tür.
Severus atmete auf. „Gut. Dann können wir ja jetzt.“ sagte er, nachdem er Harry auch den letzten Schlauch gezogen hatte und auch diese Wunde hatte heilen lassen. Er half ihm auf und stütze ihn, dann warf er ihnen beiden den Tarnumhang über und sie apparierten bis vor das Stadion.

Vor dem Stadion zog Snape Harry in eine Mauernische des Stadions, dann riss er ihnen den Umhang herunter. Harry klammerte sich immer noch an seinen Arm, als fürchte er, gleich zu fallen. Was er wohl auch tun würde, würde Severus ihn nicht stützen.
„Harry, das ist Wahnsinn. Das überlebst du nie!“ meinte der Tränkemeister zu seinem Schützling, der sich gegen die Mauer lehnte.
„Gut erkannt.“ meinte er schwer atmend und stützte sich ab, bis er schwankend stand. „Das ist es also, was du willst? Beim spielen sterben, ja?“ zischte der Ältere wütend. Harry nickte nur. Severus atmete tief durch, dann zog er ein Glasfläschchen aus der Innenseite seines Umhangs. Er hielt es Harry hin. „Austrinken!“ befahl er leise und funkelte ihn wütend an. „Was ist das?“ fragte Harry kalt zurück und Severus schnaubte. „Vielsafttrank. Jordan Cooper hat sich das Bein gebrochen und kann nicht spielen, also wirst du das tun. Der Trank enthält eins seiner Haare, damit es echt wirkt. Und jetzt geh, die anderen gehen schon rein. Ich werde dich von der Tribüne aus beobachten, und wenn du irgendwelche Mätzchen machst, hole ich dich eigenhändig aus der Luft!“ versprach der Tränkemeister düster, dann ging er mit der Schar der Besucher ins Stadion, während Harry das Glas in einem Zug leerte und es dann fort warf.
Er kannte das Gefühl, das sich jetzt in ihm ausbreitete, nur zu gut. Er zog sich weiter in den Schatten des riesigen Stadions zurück, doch die Besucher, die durch das Tor strömten, achteten gar nicht auf ihn. Aus dem nichts war plötzlich ein Besen neben ihm aufgetaucht, den er ergriff, dann ging er zu den Mannschaftsumkleiden davon. Ron und die anderen waren schon fertig und warteten auf ihn.
„Hey Jordan. Ich dachte, du kommst gar nicht mehr.“ meinte Ron grinsend und schlug ihm auf die Schulter. „Ja, ich auch nicht.“ murmelte Harry zerstreut und betrachtete sich im Spiegel seines Spindes. Kurze dunkelblonde Haare bedeckten seinen Schädel, sein Gesicht wirkte merkwürdig spitz und seine Augen waren nicht mehr grün, sondern blau. „Schön, dann... lasst uns mal gehen.“ meinte der Mannschaftskapitän und lächelte ihnen aufmunternd zu. „Wir werden sie platt machen! Nicht wahr Jordan? Du fängst den Schnatz in Null Komma nichts und der Sieg gehört uns!“ rief er strahlend zu Harry hinüber, der nur nickte, etwas anderes bracht er nicht fertig. Severus hatte ihn gewarnt, das die Verwandlung ihn zusätzlich schwächen, vielleicht töten konnte, und doch war er das Risiko eingegangen. Jetzt war sich Harry gar nicht mehr so sicher, ob er das durchstehen würde. Die Verwandlung hatte zwar sein Äußeres geändert, aber nicht die Krankheit von ihm genommen. Das Blut rauschte unnatürlich laut in seinen Ohren und er zitterte.
„Hey Jo, alles klar bei dir?“ Ron sah ihn besorgt an. „Ja, schon okay, ich komme schon klar, mach dir mal keine Sorgen ist nur die Aufregung.“ murmelte Harry mit merkwürdig tiefer Stimme, die so gar nicht zu dem kleinen blonden Mann passen wollte, in dessen Haut er gerade steckte. Er bestieg wie die anderen den Besen und stieß sich mehr schlecht als recht vom Boden ab. Die Kommentare des Stadionsprechers hörte er schon gar nicht mehr, er genoss es viel zu sehr, wieder – vielleicht zum allerletzten mal – zu fliegen. Er lies seinen Blick über die Tribünen schweifen, auf der suche nach Snape und fand ihn auch. Er sah ihn unverwandt an, lächelte leicht und reckte dann einen Daumen nach oben, die andere Hand lag verkrampft in seinem Schoß.
Dann machte Harry sich auf die Suche nach dem Schnatz. Er tauchte durch die Wolkendecke hinunter auf das Spielfeld und hoffte, Ron würde sich soweit gebessert haben, das er keinen Quaffel durch lies, andernfalls würde seine Mannschaft Probleme bekommen, wenn Harry früher ausschied, wenn er nicht vorher den Schnatz fangen konnte...
Da, dicht über dem Boden glitzerte etwas und Harry schoss darauf zu. Er wusste nicht, wie viele Punkte sie schon gewonnen oder verloren hatten, er hörte nur das rauschen seines eigenen Blutes in den Ohren und den Wind, der heulte und pfiff, wie um ihn zu verhöhnen... und da war schon der Sucher der gegnerischen Mannschaft dicht an ihm dran...Harry kannte seinen Namen nicht, doch es war egal, er musste als erster dort sein, er musste einfach.... der Schnatz machte eine Kursänderung um neunzig Grad, geradewegs gen Himmel und Harry spurtete ihm hinterher... es war so wundervoll, so schön, den Wind um sich herum zu hören, das Gebrüll der Menge, das leiser und leiser wurde, je weiter er senkrecht nach oben schoss.... seine Hand streckte sich, griff nach dem Schnatz, der andere Sucher war gleich auf, beide hatten jetzt die Hand ausgestreckt.... er wusste nicht, wie lange sie schon steil nach oben flogen, doch es war ihm egal.... er musste den Schnatz fangen... und in dem Moment, als sich seine Hand um das kühle Metall des Balls schloss, als die kleinen Flügel verzweifelt gegen seine Hand schlugen um ihm wieder zu entkommen, in diesem Moment war es, als hätte jemand den Ton abgedreht und er stürzte wie ein Stein zu Boden.

Er wusste nicht, wie lange er fiel, wusste aber, das er kein bisschen langsamer wurde, und der Boden, auf den er aufschlug, war trocken und Hart, trotz oder gerade wegen der Tatsache, das es erst Januar war. Severus saß stocksteif auf der Tribüne, er hatte Harry bremsen wollen, doch er kam zu spät. Ein Sturz aus dieser Höhe konnte niemand überlebt haben.
Er eilte über den Rasen des Stadions, war einer der ersten bei ihm. Hinter sich hörte er die anderen Mitglieder des Teams landen, Ron trat neben ihn. „Was machen Sie hier?“ fragte er und vergaß für eine Sekunde die Sorge um seinen Mannschaftskameraden. Snape funkelte ihn an. „Darf ich mir kein Quidditch-Spiel ansehen, wenn ich das möchte, Weasley?“ fragte er forsch zurück und kniete sich neben Harry. Unauffällig tastete seine Hand nach dem Puls, der noch da war, schwach und ungleichmäßig, kaum zu ertasten. Sein Körper lag merkwürdig verdreht da, fast sämtliche Knochen schienen gebrochen zu sein, und doch hatte er noch einen Puls, wie konnte das sein? Andere Menschen wären gestorben, und er lebte, obwohl er ohnehin schon in einem sehr schlechten Zustand war.  Snape beschwor eine Trage neben dem Verletzten herauf und legte Harry vorsichtig darauf ab. Selbst durch den Stoff der Quidditchkleidung hindurch konnte er die Knochenfragmente und -splitter fühlen. Er würde sterben, das wusste Severus sicher. „Ich bringe ihn ins Krankenhaus.“ erbot er sich und Ron nickte nur. Dann jedoch sah er noch einmal zu seinem Mannschaftskameraden und keuchte entsetzt auf.
„Was bei Merlin...“ Severus sah auf die Gestalt auf der Trage hinab. Die eine Stunde schien um zu sein, denn langsam verwandelte sich Jordan Cooper vor ihrer aller Augen wieder zurück in Harry.
„Nein....nein, das kann nicht.... was geht hier vor, ich verstehe nicht ganz...“ Severus sah ihn an. „Das müssen Sie nicht. Es reicht, wenn ich es tue. Und jetzt sollten wir uns beeilen.“ Ron hielt ihn fest. „Wo bringen Sie ihn hin?“ fragte er und sah immer noch auf die reglose Gestalt seines Freundes.
„In das nächstgelegene Krankenhaus. Um zum St. Mungo zu kommen, ist es zu spät.“ sagte er leise und wandte sich ab, wollte davon gehen und lies Harry neben sich her schweben. „Was soll das heißen?“ brüllte Ron ihm hinterher, doch Severus achtete nicht auf ihn. Sekunden später war er verschwunden.

Severus brachte ihn zurück in das Krankenhaus, aus dem sie gekommen waren. Vor dem Gebäude nahm er Harry von der Trage und lies sie verschwinden, dann hob er ihn auf und trug ihn ins Krankenhaus. Die Dame am Tresen sah ihm alarmiert entgegen. „Was zur Hölle...“
„Hören Sie auf, dumme Fragen zu stellen und holen Sie jemanden, der ihm hilft!“ raunzte er und setzte sich mit seiner last auf einen bereitstehenden Stuhl. Sekunden später kam ein ganzes Team um die ecke gefegt und nahmen ihm Harry ab. Sie legten ihn auf eine Trage und niemand sagte ein Wort. Snapes Gehirn schien unter einem Schockzauber zu stehen, so wenig nahm er von seiner Umgebung war. Niemand fragte ihn, wieso Harry diese merkwürdige Kleidung trug, wo er her kam, und warum er nicht auf seinem Zimmer war, aber es gab Leute, das wusste Severus, die würden ihn das fragen. Nur zu bald.
Sobald die Mediziner um die ecke verschwunden waren, legte Severus den Kopf in den Nacken und starrte zur decke, bevor er die Augen schloss. Es ist deine schuld, wenn er stirbt. Flüsterte eine Stimme in seinem Kopf. Nein, dachte er, er wollte es selbst so, er hat es mir gesagt.
Du hättest ihn aufhalten müssen. Es wäre deine Pflicht gewesen.
„Severus? Was machst du denn hier?“ fragte eine besorgte Stimme und Snape öffnete die Augen.
Oh Merlin, nein.
Ginny und Hermine standen vor ihm und sahen ihn an.
„Wir wollten gerade Harry besuchen, hast du nicht Lust, mit zu kommen? Ich glaube er würde ich freuen, wenn du...“ Er schüttelte langsam, fast mechanisch den Kopf. „Nein, ich glaube, das würde er nicht.“
Ginny lachte, aber es klang nicht sehr überzeugt. „Doch, natürlich würde er das. Er freut sich jedes Mal, wenn du...was ist?“ Severus war aufgestanden und ging langsam den weg entlang, den das Ärzteteam eingeschlagen hatte.
„Severus? Severus, wo willst du hin? Harrys Zimmer ist doch...“ Ratlos blickte sie Hermine an, die nur den Kopf schüttelte. Dann liefen sie ihm hinterher, bis zu dem Fenster, durch das es Angehörigen gestattet war, den Patienten während der OP zu sehen. „Severus, was willst du noch hier, komm schon wir gehen...“ Dann sah auch sie durch das Fenster in den OP und wurde weiß wie die wand.
„Severus, sag mir nicht, das da ist...“ wieder nickte er nur. Er traute seiner Stimme nicht.
„Wie kann das sein?  Wenn man ihn heute schon operieren würde, hätte man uns das doch gesagt!“
Er drehte sich zu ihr um, das Gesicht zu einer Maske verzerrt.
„Das liegt daran das er nicht wegen seiner Krankheit operiert wird, sondern...“ Der Rest seines Satzes ging in einem Trommelfell zerfetzenden Brüllen unter, die Tür flog auf und etwas ließ ihn mit voller Wucht gegen die Wand krachen, das ihm die Luft aus den Lungen gedrückt wurde.
„Ron! Was soll das, lass ihn los!“ hörte er Ginny kreischen, doch es war ihm egal. Er spürte, wie eine Faust seine Kehle zudrückte, ihn immer noch gegen die wand presste und gleichzeitig den Zauberstab auf ihn richtete.
„Er soll uns sagen, was das alles soll!“ zischte Ron wütend.
„Was was soll? Ron?“ fragte Hermine vorsichtig nach. Snape hatte den Zauberstab gezogen und hielt ihn Ron ins Gesicht. „Lassen Sie mich runter, sonst...“ zischte er und funkelte ihn an. Widerstrebend ließ Ron ihn fallen und steckte den Zauberstab wieder weg.
„Er soll uns erklären, wie Harry in das Quidditchstadion kommen konnte, obwohl er eigentlich hier in seinem Zimmer liegen müsste.“ sagte Ron durch zusammengebissene Zähne und funkelte Severus seinerseits an.
Hermine und Ginny starrten sie an. Severus ließ sich auf einen Stuhl sinken und stützte das Gesicht in die Hände.
„Er wollte es so.“ murmelte er zu deinen Schuhen. „Er... er hat mich gefragt, ob ich ihm einen Gefallen tun würde. Erst wollte er mir nicht sagen, was, aber als ich ihm es schon versprochen hatte... sagte er, er wollte noch einmal Quidditch spielen. Ich wollte ihn“, er nickte zu Ron hinüber, der ihn mit schlecht unterdrücktem Zorn anstarrte, „fragen wann England das nächste Spiel hat, aber hat gesagt, ich dürfe ihm nichts sagen, es sollte doch eine Überraschung sein. Ich hatte ihm mein versprechen schon gegeben, was sollte ich also machen?“ er sah sie alle einen nach dem anderen an.
„Du hättest ihm sagen sollen, das das nicht geht, das er dabei sterben könnte, in seinem Zustand, das... DU HÄTTEST ES VERHINDERN MÜSSEN!“ schrie Ginny jetzt außer sich.
Snape funkelte sie an. „Was glaubst du, was ich gemacht hab? Ich habe ihm gesagt, das es Wahnsinn ist! Er wollte nicht hören, und mein Versprechen wollte ich nicht brechen, ich.... es war sein letzter Wunsch, versteht ihr? Ich habe drei tage darüber nachgedacht, wie ich es machen könnte, ohne das jemand Verdacht schöpft. Ich habe den Sucher von Rons Mannschaft aufgesucht, der mit einem Beinbruch im St. Mungo lag, und ihm heimlich eins seiner Haare ausgerupft. Dann bin ich zu eurem Haus, weil ich wusste, das er noch James Tarnumhang hat, den ich geholt habe. Ich habe ihn von den Geräten losgemacht und bin mit ihm unter dem Tarnumhang bis vor das Stadion appariert, wo ich ihm den Vielsafttrank gegeben habe und er sich in Jordan Cooper verwandelte. Dann hab ich mich auf die Tribünen gesetzt und gewartet.“ Er atmete tief aus. Ron sah ihn stirnrunzelnd an.
„Deswegen machte er so einen schlechten Eindruck. Ich hab mich noch gewundert warum Jordan so blass war und gezittert hat. Ich wusste nicht, das der echte Jordan im Krankenhaus lag. Ich hatte keine Ahnung....“ Er sank an der wand herunter und sah zu Snape auf.
„Nun, ich habe ihm dabei zugesehen, wie er mit dem anderen Sucher um den Schnatz gekämpft hat, er konnte ihn fangen und dann muss er wohl ohnmächtig geworden sein und ist abgestürzt. Ich weiß nicht, wie viele Meter er gefallen ist, aber es müssen mindestens dreißig gewesen sein, und der Boden war gefroren und steinhart.“ er schauerte und Ginny schluchzte unterdrückt. Hermine legte ihr den Arm um die Schulter und zog sie zu sich heran.
„Wie kommt es dann, das er noch lebt?“ fragte sie zitternd. Snape hob die Schultern und lies sie dann erschöpft sinken.
„ich weiß es nicht. Er hat sich fast sämtliche Knochen gebrochen, was ich so gefühlt hab, als ich ihn hoch gehoben hab.“ Er schüttelte den Kopf und seufzte tief. In dem Moment ging die Tür auf und der Arzt eilte heraus auf sie zu. Seine Miene sagte mehr als Worte vermocht hätten.
Er blieb vor ihnen stehen und sah Ginny tief in die Augen. Sie alle hielten den Atem an und in Severus regte sich ein törichter Funke auf Hoffnung. Vielleicht wenn man Glück hatte...
„Ich fürchte, es sieht nicht gut aus. Ihr Mann hat sich fast sämtliche Knochen des Rückens und der Extremitäten sowie den Schädel gebrochen. Es ist mir ehrlich gesagt ein Rätsel, das er noch lebt. Ich sehe, so Leid mir das für Sie tut, keine Möglichkeit, ihn noch zu retten. Im Moment ist er noch an die Maschinen angeschlossen, aber das rettet ihn nicht mehr. Selbst wenn die gebrochenen Knochen nicht wären, ist seine Krankheit zu weit fortgeschritten. Es tut mir Leid, das die Therapie nicht angeschlagen hat.“ Severus ließ sich wieder auf den Stuhl sinken und vergrub das Gesicht in den Händen. Weinen konnte er nicht. Aber es war, als hätte ihn gerade etwas wichtiges verlassen.
Ginny schluckte hart und kämpfte um Fassung.
„Schalten Sie die Geräte ab.“ sagte sie dann mit zitternder Stimme. In der Sekunde, als das schrille Piepen der abgeschalteten Maschinen den Herzstillstand ausrief, brach sie weinen am Boden zusammen.
All ihre Hoffnung war dahin.
 
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