Meine Geschichten
  Das Geschenk
 
Severus eilte so schnell wie möglich wieder zurück ins Schloss und in den Kerker, wo Slughorn über den Kessel gebeugte stand, das Buch neben sich aufgeschlagen und hinter den Dämpfen des Zaubertrankes fast nicht mehr zu sehen.
„Du kommst gerade rechtzeitig. Ich habe die letzte Zutat hinein gegeben und das ganze muss eine halbe Stunde köcheln, bevor wie die Zauber sprechen können.“ sagte er, als Snape die Tür hinter sich schloss. Der jüngere atmete erleichtert aus. „Gut.“ sagte er und warf sich in einen der Sessel.
Slughorn sah ihn über seine Lesebrille hinweg an. Dann fiel sein Blick auf die Schachtel Pralinen.
„Wo hast du die denn her?“ fragte er seinen ehemaligen Schüler streng. Severus sah unerschrocken zurück. „Die sind nicht zum essen, also lass deine Finger davon, verstanden? Ich habe damit etwas anderes vor.“ Slughorn sah ihn interessiert an, während er weiter im Zaubertrank rührte.
„Und was genau hast du damit vor?“ fragte er. Severus grinste verschwörerisch. Er ging in den Raum, in dem die Zaubertrankzutaten aufbewahrt wurden und holte eine Einmalspritze sowie ein kleines Gefäß hervor. Slughorn sah ihm interessiert dabei zu, wie er all das auf das Pult stelle und dann die Schachtel mit den Schokokesseln dazu stellte. Er nahm eine der Pralinen zwischen die Finger und stach mit der Spritze hinein, dann zog er den gesamten flüssigen Inhalt aus dem kleinen Stück Schokolade und entleerte die Spritze in das Gefäß. Das machte er mit allen Pralinen, dann legte er sie wieder in die Box zurück. Erwartungsvoll sah er zu seinem Kollegen auf. „Nun, Horace? Sollen wir dem Trank seinen letzten Schliff geben?“ fragte er immer noch grinsend und der ältere nickte. Zusammen richteten sie ihre Zauberstäbe auf den Kessel und sprachen die Formeln, die das Buch ihnen vorgab. Snape betete, das alles genau so lief wie gedacht, eine zweite Chance würden sie nicht bekommen. Nachdem der letzte Strahl hellen Lichts in den Trank eingetaucht war und den Kessel zum erglühen gebracht hatte, ließen sich die beiden erschöpft in die Sessel vor dem Kamin sinken. „ich hoffe nur, es hat funktioniert.“ meinte Horace und sprach damit aus, was Severus dachte. Der nickte nur und stand dann auf. Vorsichtig füllte er jede einzelne Praline mit dem Trank und verschloss die Schachtel wieder. Dann drehte er sich zu seinem Kollegen um. „Danke für die Hilfe, Horace.“ sagte er und schüttelte dessen Hand. „Keine Ursache, Junge.“ erwiderte der ältere und Snape machte sich wieder auf den Weg nach draußen. Als er sicher war, das er apparieren konnte, draußen vor dem Schloss, tat er genau das und apparierte zu seiner Wohnung, die er kurzfristig in London gemietet hatte. Er stellte die Pralinen weg, zog sich um und fiel ohne nachzudenken ins Bett. Auf der Stelle war er eingeschlafen und wachte erst spät am Morgen auf.

Als er am nächsten Morgen erwachte, war er draußen schon hell und die Vögel hatten ein lautstarkes Konzert vor seiner Tür angestimmt. Aufstöhnend fragte er sich, wie er bei all dem Lärm hatte schlafen können, stand auf, ging ins Bad und zog sich an. Die Schachtel Pralinen stand noch immer dort, wo er sie gestern Abend liegen gelassen hatte und nach dem Frühstück nahm er sie und apparierte in einige Entfernung zum Krankenhaus. Vorsichtig spähte er um die Hausecke, dann strich er seine Kleidung – er hatte sich für eine schwarze Jeans und einen grauen Rollkragenpullover samt Mantel entschieden – glatt und betrat das Krankenhaus. Vorher jedoch beschwor er einen Strauß Blumen aus dem Nichts hervor und ging dann durch die Eingangshalle. Sie war überfüllt mit Menschen, weil es ein ganz normaler Arbeitstag war und jede Menge Verletzte und Kranke eingeliefert wurden. Severus kümmerte sich gar nicht um sie alle, sondern steuerte sofort auf Harrys Zimmer zu, wo er gedämpft das Murmeln von Stimme hören konnte. Er klopfte kurz und trat dann ein. Für einen verwirrten Augenblick meinte er, sich in der Tür geirrt zu haben, denn Harrys Bett sah anders aus als sonst. Harry sah anders aus als sonst. Von seinen Unterarmen aus verliefen Schläuche zu zwei Plastikbeutel an einem Ständer neben seinem Bett und er war blasser als sonst schon, mit dunklen Schatten unter den Augen. Er ging zu seinem Bett herüber und Ginny stand auf, um ihn zu begrüßen. Er reichte ihr verlegen die Blumen. „Hier.“ sagte er und sah sie verlegen an. Sie lächelte nur und ihre Augen leuchteten. „Nichts falsches denken, ja? Das ist einfach nur weil... für alles, was ihr in den letzten Jahren für mich getan habt und das ich Weihnachten bei euch sein durfte.“ Ginny lachte. „Natürlich, Dummerchen. Hättest du Weihnachten in deiner Wohnung allein feiern sollen? Nein, das konnten wir doch nicht machen. Außerdem hast du ich mit deinen Weihnachtsgeschenken schon genug bedankt. Das Silberbesteck ist einfach zu schön, um es jeden Tag zu gebrauchen, aber wir benutzen es trotzdem irgendwann, wenn der richtige Anlass kommt.“ Harry lachte. „Spätestens morgen, wenn wir deinen Geburtstag feiern.“ sagte er und zwinkerte Severus zu. Der Sah ihm das erste Mal wirklich ins Gesicht. Er stellte die Pralinenschachtel auf den kleinen Nachtschrank und setzte sich auf den Stuhl, den Harry aus dem Nichts für ihn beschwor. „Harte Nacht gehabt?“ fragte er dann.
Der ehemalige Gryffindor nickte nur. „Ziemlich. Diese Therapie ist grauenvoll. Du kannst nicht schlafen, weil du total aufgekratzt bist, und wenn du schlafen kannst, wird dir schlecht. Ich habe die meiste Zeit der Nacht mit dem Kopf im Eimer verbracht.“ dann sah er sich Severus Profil näher an. „Du scheinst ja auch nicht gerade eine gute Nacht gehabt zu haben, oder? Wenn es meinetwegen war...“ Severus schüttelte nur den Kopf. „Es ist nichts. Mach dir um mich keine Sorgen, in Ordnung.“ Aus der Tasche seines Umhangs zog er mehrere kleine Glasfläschchen und gab eines davon Harry. „Ich dachte mir schon, das dir vielleicht schlecht werden würde. Hier hab ich was gegen Übelkeit, Kopfschmerzen, Müdigkeit... ein Schlafmittel.. ich glaube das waren alle. Aber nimm nicht zu viel, diese Tränke können dich Abhängig machen.“ sagte er streng und verstaute den Rest der Flaschen in Harrys Nachtschränkchen. Harry entkorkte die Flasche, die Severus ihm gegeben hatte und trank sie in einem Zug aus. Zufrieden schloss er die Augen.
„Das ist doch gar nicht so schlecht.“ lächelte er und wollte die Augen schließen, doch Severus lies ihn nicht. „Ich habe hier auch noch ein paar Pralinen, die du unbedingt essen solltest.“ sagte er und hielt die Schachtel hoch. Harry zog eine Augenbraue hoch. Dann grinste er, aber Severus war sich nicht sicher, ob es echt war oder gespielt. „Aaah, ich weiß nicht, Professor, nachdem Ron...“ Severus zog nun seinerseits eine Augenbraue hoch. „Glaubst du wirklich, ich würde dich vergiften, Harry?“ Harry musste kämpfen, um nicht zu lachen und versuchte eine ernste Miene aufzusetzen, was ihm misslang. „Naja, man weiß ja nie, bei einem Todesser....“ Severus knurrte leise. Er spielte das Spiel gerne mit, wenn er Harry damit fröhlich machte. „Pass auf was du sagst, Potter. Nachsitzen, Samstagabend, neun Uhr, mein Büro.“ jetzt grinste er und Harry lachte aus vollem Hals. Severus konnte nicht umhin, auch er lachte. Nur langsam beruhigten sie sich und Harry wischte sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel, dann nahm er die Pralinenschachtel. „Was ist so besonders daran?“ fragte er und hob eine der Pralinen aus ihrem Plastikbett, um sie ansehen zu können.
Severus beugte sich zu ihm und flüsterte ihm etwas ins Ohr und Harry starrte ihn an. Plötzlich hatte er Tränen in den Augen, und es waren keine Lachtränen. „Du hast das für mich getan? Severus... ich... danke. Danke für alles.“ Einem plötzlichen Impuls folgend umarmte er seinen ehemaligen Lehrer und der klopfte ihm lächelnd auf den Rücken. „Ich will nur, das du lebst. Ich will jeden Winter Schneeballschlachten mit dir und deinen Kindern machen, ich will jedes Fest feiern, das wir kennen und ich... ich möchte, das du mir verzeihst. Für alles.“ Er hob eine Hand, weil er sah, das Harry, der sich von ihm gelöst hatte, etwas sagen wollte. „Nein, Harry. Sag mir nicht, das du das schon getan hast. Ich weiß,das es stimmt und ich bin froh, aber ich möchte es noch einmal von dir hören.“
Harry löste seinen Blick von der Pralinenschachtel in seinem Schoß und richtete seinen Blick dann wieder auf Severus. „Ich verzeihe dir.“ der ehemalige Slytherin lächelte und nickte dann zu der Box. „Fang an.“ Harry sag sich die Box gründlich an und klappte den Deckel hoch. Er schluckte und sah sich den Inhalt der Box unsicher an.
„Alle?“ fragte er unsicher und der Tränkemeister nickte. „Alle.“ Und Harry fing an zu essen
 
  Heute waren schon 2 Besucher (2 Hits) hier!  
 
Diese Webseite wurde kostenlos mit Homepage-Baukasten.de erstellt. Willst du auch eine eigene Webseite?
Gratis anmelden