Meine Geschichten
  Begegnungen
 


Stimmengeflüster um ihn her. Das Ticken einer Uhr, irgendwo an der Wand und dann klirrte etwas.
„Ron, pass doch auf!“ wieder murmelte jemand etwas und die Stimmen wurden lauter.
„Ruhe!“ Das war eindeutig Severus. Er hatte nicht gezischt, war nicht laut geworden, er sprach das Wort einfach nur aus, mit einer solchen eisigen Ruhe, das man gezwungen war, seinem Willen zu gehorchen. Vorsichtig schlug Harry die Augen auf. Er nahm nur verschwommen war, was um ihn herum geschah, denn er hatte seine Brille nicht auf. Er lies die Lider wider sinken und tastete blind nach rechts wo er den Nachttisch vermutete. Plötzlich jedoch schloss sich etwas mit stählernen Klauen um sein Handgelenk und hielt ihn fest. Er riss die Augen auf und sah sich um Neben sich erkannte er Severus, der ihn erbost anstarrte, auf seiner anderen Seite saßen Hermine, Ron und Ginny, alle waren blass um die Nase und sahen ihn besorgt an. „Lass mich los.“ murmelte Harry und war überrascht, wie kräftig seine Stimme klang, denn er fühlte sich nicht in der Lage, seine Hand aus Severus` Griff zu entwinden. Der jedoch fuhr nur fort, ihn über seine Hakennase hinweg anzusehen und Harry hatte das unangenehme Gefühl, er würde seine Gedanken lesen. Dann jedoch lies er ihn los und Harry setzte seine Brille auf. „Wofür war das denn bitte?“ fragte er erbost und setzte sich etwas aufrechter hin.
„Das war dafür, das du uns allen so einen Schock versetzte hast.“ sagte Severus ruhig, aber Harry konnte seine Augen wütend funkeln sehen und er sah an die decke. „Aber es ist doch nichts passiert. Oder?“ fragte er zur decke hin.
„Nein, es ist nichts passiert. Du bist nur mal eben die Treppe ins Erdgeschoss herunter gesegelt, wahrscheinlich mit Absicht. Und wahrscheinlich hast du dir dabei auch mit Absicht eine Gehirnerschütterung geholt, weil das ja so wundervoll ist.“ sagte Severus sarkastisch.
Harry schloss die Augen wieder, die Decke über ihm drehte sich merkwürdig und er hatte Kopfschmerzen. „Der Arzt kommt gleich und gibt dir etwas gegen die schmerzen und all das... und eine Chemotherapie wirst du auch machen müssen.“ Harry schlug die Augen wieder auf, mit einem Mal war er hellwach. Dann sah er sich um. Es sah nicht nach dem St. Mungo aus und Hermine schien seine Gedanken eben so gut lesen zu können wie Severus. „Wir mussten dich in ein Muggelkrankenhaus bringen, Harry. Weil, weißt du.... in der magischen Welt kennt man Leukämie gar nicht und kann so nichts dagegen unternehmen. Hier können sie dir viel besser helfen.“ Harry fuhr fort, an die Decke zu starren. „Was ist mit den Kindern?“ fragte er leise. Hermine legte ihm eine Hand auf den Arm.
„Ginny hat sie zu Molly gebracht, bevor wir alle zusammen los sind. Wir...“ In diesem Moment ging die Tür auf und ein Mann im weißen Kittel, der vielleicht Anfang bis Mitte dreißig war, betrat zusammen mit einer Stationsschwester den Raum.  Er trat zu Harry heran und schüttelte seine Hand, bevor er etwas auf seinem Klemmbrett studierte und sich räusperte. Harry fühlte sich für eine Sekunde an Umbridge erinnert, aber die Erinnerung verschwand eben so schnell, wie sie gekommen war. „Nun, Mr. Potter, ich werde Ihnen jetzt einmal erklären, wie wir vorgehen, und sie dann untersuchen, während ihre Familie bitte solange draußen wartet, wäre das möglich?“ fragte er mit einem Blick um das Bett und alle bis auf Severus erhoben sich. Der Arzt hob eine Augenbraue. „Sie gehören doch zur Familie?“ fragte er und musterte Severus. „Nicht direkt. Ich bin bloß ein... alter Bekannter von Mr. Potter. Ich würde gern bleiben, wenn ich darf um zu sehen wie Mug- wie ihre Heilmethoden aussehen.“ Die Augenbraue des Arztes wanderte noch höher. „Nun, wenn Sie nicht zur Familie gehören, muss ich sie dennoch bitten, draußen zu warten. Severus sah Harry an, der langsam den Kopf schüttelte, so, das der Arzt es nicht sah und Severus verschwand durch die Tür.
Der Arzt machte sich eine notiz auf seinem Klemmbrett und mehr sah Severus nicht, denn dann schloss sich die Tür komplett und er war draußen mit den anderen.

So vergingen fast zwei Wochen, bis das Ende der Weihnachtsferien da war und Harry sich von seinen Kindern verabschiedete, die von Ron und Hermine zum Hogwarts-Express gebracht wurden. Die üblichen Ermahnungen flogen umher, nur severus sagte nichts. Er saß mit übereinander geschlagenen Beinen auf einem Plastikstuhl, ein Buch in den blassen Händen.
„Du könntest wenigstens versuchen, dich aus Schwierigkeiten herauszuhalten.“ sagte Harry gerade zu James, der auf dem Bettrand saß.
Sein Ältester rollte die Augen. „Will ich ja, aber wenn Scorpius sich noch einmal...“ Harry hob eine Augenbraue. „Aber du solltest es ihm nicht zu leicht machen. Er ist immerhin nur ein Slytherin und die sind nunmal... nicht normal.“ meinte er und schielte in die ecke herüber, in der Severus saß, das gesicht hinter dem Buch verborgen. Eine Reaktion blieb nicht aus, der ehemalige Lehrer räusperte sich gefährlich leise, aber Harry wusste, das es nur gespielt war.
Harry lachte. „Ich glaube, ihr geht besser. Sonst fährt der Zug ohne euch und ihr müsst euch Rons Wagen leihen.“ meinte er zwinkernd und alle bis auf Severus erhoben sich. Harry drückte seine Kinder an sich und sah ihnen zu, wie sie nach draußen verschwanden. Dann lehnte er den Kopf gegen das obere Ende seines Bettes und schloss die Augen. Mit einem Mal fühlte er sich schwach; tiefe Schatten lagen unter seinen Augen. „Glaubst du, das war überzeugend genug?“ Endlich legte der Tränkemeister das Buch zur Seite und sah ihn an.
„Überzeugend? Du solltest nicht zum Theater gehen, die nehmen dich nicht, so schlecht wie du schauspielerst.“ schnaubte er und rückte seinen Stuhl näher an das Bett. Doch kaum hatte er sich gesetzt, kam auch schon wieder das Ärzteteam hereingerauscht und er musste Platz machen.
„Wir nehmen Mr. Potter jetzt mit zur Chemotherapie.“ meinte einer von ihnen lächelnd, als wäre das ein spaßiger Ausflug in den Zoo. Severus schnaubte und rollte die Augen und Harry grinste.
„Du könntest mir in der zeit in der ich weg bin einen Gefallen tun.“ sagte er, während Severus seinen Mantel zu machte. „Gehst du für mich in die Bücherei? Ich habe nichts anständiges mehr zu lesen. Und wenn du kurz im Supermarkt vorbeigehen könntest, die Krankenhauskosten ist grauenvoll, dann...“  meinte er hoffnungsvoll, während sie sein Bett durch die Tür auf den Gang rollten. Severus nickte nur und folgte ihm hinaus.

Draußen in der Kälte des Januarmorgens schob er die Hände tief in die Taschen seines Mantels und zog den Kopf zwischen die Schultern. Er hatte Harry gar nicht fragen können, was genau er haben wollte, ob aus der Bücherei oder dem Supermarkt. Wollte er etwas von ihnen oder etwas von denen? Severus entschied sich für einen Abstecher in die Winkelgasse und betrat den ersten Zauberersupermarkt, den er fand. Er hatte keine Ahnung, was Harry eigentlich gern aß, auch wenn er ihn noch so lange kannte und beobachtet hatte. Kurzerhand entschied er sich für eine Schachtel Bertie Botts Bohnen jeder Geschmacksrichtung und zwei Flaschen Kürbissaft, ging zur Kasse, bezahlte und lies sich eine Tüte geben, dann verschwand er wieder nach draußen und bahnte sich seinen Weg durch die Menschenmenge zu Flourish & Blotts. Er zog die Kapuze seines Umhangs tiefer ins Gesicht und vergrub die Hände noch tiefer in den Taschen. Seine rechte schloss sich automatisch um den Zauberstab. Er stieß de Tür des Ladens auf und beachtete den Verkäufer gar nicht, der auf ihn zugeeilt kam und ihm anscheinend behilflich sein wollte, sondern suchte sich selbst seinen Weg durch die Regale. Was Harry gern las wusste er auch nicht. Vielleicht etwas über Quidditch. Aber woher wusste Severus, was er schon besaß und was nicht? Oder vielleicht ein Buch über Zaubertränke? Nein, Harry hatte das Fach gehasst und Snape musste sich daran erinnern, das er hier kein Buch für sich selbst erstand, sondern für ihn. Vielleicht doch ein Krimi, oder ein Abenteuerroman? Ihm fiel zum ersten Mal auf, wie viel Auswahl dieser Laden doch hatte und wie schwer es war, etwas passendes zu finden. Kurzerhand entschied er sich für ein Buch über Quidditch und zwei Krimis, das sollte ihn eine zeit lang versorgen. Er ging auch hier wieder zur Kasse und bezahlte, dann packte er die Bücher in die Tüte mit den anderen Einkäufen und zog sich die Kapuze wieder ins Gesicht, bevor er nach draußen ging, wo es wieder angefangen hatte zu schneien.
Auf dem Rückweg war er mehr in Gedanken und passte nicht recht auf. Er wurde mehr als einmal an gerempelt, aber es störte ihn nicht. Erst als ein besonders heftiger Stoß ihn fast umwarf, sah er hoch. Der Mann vor ihm (oder war es eine Frau?) trug einen ähnlichen Mantel wie er, auch diese Person hatte die Kapuze tief ins Gesicht gezogen und wenn Severus nicht die Schuhe gesehen hätte, die am unteren Ende des Umhangs hervorschauten, hätte er sein gegenüber leicht für einen Dementor gehalten. Seine Kapuze rutschte ihm vom Kopf und er dachte nicht daran, sie wieder aufzusetzen. Die Person vor ihm keuchte erstaunt auf. „Wie kann das sein, das du...“ Severus griff blitzschnell nach vorn und zog dem Mann die Kapuze vom Kopf. Auch er erstarrte in seiner Bewegung.
„Draco?“ flüsterte er heiser und traute seinen Augen nicht. Sein ehemaliger Schüler blickte ihn an. Verblüffung las er in dessen blassem, spitzem Gesicht, der eine Sekunde später hatte er sich das blonde Haar aus der Stirn gestrichen und packte ihn am Revers seines Mantels.
„Wie kann es sein, das du noch lebst?“ zischte Draco durch die Zähne und drückte ihn in den Schatten einer Hauswand. Severus zog spöttisch eine Augenbraue hoch.
„Oh was denn, kein `ich bin so froh dich zu sehen, schön, das du nicht tot bist`? Was machst du hier, wenn ich fragen darf?“ sagte er und löste Dracos Finger von seinem Mantel. Draco sah ihn gehässig an. „Ich wüsste nicht, was dich das angeht.“ sagte er kalt, dann fiel sein blick auf die Tasche, die Severus immer noch in der linken Hand hielt. „Was hast du da?“ bevor er antworten konnte, hatte Draco ihm die Tasche entrissen, etwas, das er sich früher nie getraut hätte. „Seit wann liest du Krimis?“ fragte er naserümpfend. „Aha. Kürbissaft. Wirst du langsam senil?“ Snape machte ein leises, zischendes Geräusch und Draco starrte ihn an. Er riss die Tüte wieder an sich.
„Ich kann meine Gewohnheiten ändern, wenn ich Lust dazu habe, Draco. Und wenn es dich interessiert, wie ich nicht gestorben bin, dann sollten wir uns irgendwo hinsetzten, denn ich habe keine Lust, mir deinetwegen den Hintern abzufrieren. Und ich habe auch noch andere Sachen zu tun.“ Er  wollte ihn zur Seite schieben, doch der junge Mann wich keine Handbreit zur Seite.
„Ich habe dich gesehen. Du hast Potter deine ach so väterlichen Gefühle gezeigt.“ er machte ein Geräusch als würde er sich übergeben. „Es war einfach genug für dich, die Seiten zu wechseln, oder? Du hast den dunklen Lord im Stich gelassen, als er dich am Nötigsten gebraucht hätte! Dumbledores Schoßtier, in der Tat.“ Er spuckte Snape vor die Füße.
Sein gegenüber zog die Oberlippe hoch, ganz wenig nur, und zeigte die Zähne. Wieder war da dieses Zischen, das aus seinem Mund kam.
Draco starrte ihn immer noch an.
„Komm, wir setzten uns in den nächsten Pub und dann kann ich dir gerne erzählen, was passiert ist, in Ordnung?“ fragte Snape beherrschter und legte einen Arm um die Schulter seines ehemaligen Schülers, bevor er ihn in den tropfenden Kessel zog.
Sie setzten sich an einen Tisch und der Wirt kam, um ihre Bestellung aufzunehmen.  Sie bestellten, Severus einen Tee und Draco einen Feuerwhisky, mit dem komischen Gefühl, das er nach dieser Sache noch mehr davon brauchen würde. Snape sah ihm tief in die Augen und seufzte.
„Also, alles hat angefangen mit....“

Es war dunkel,  als der Zug in Hogsmeade anhielt und James stieg als erster aus. „Es ist komisch, wieder hier zu sein. Ich meine, was, wenn ihm etwas passiert, wenn wir nicht zu Hause sind und wir erfahren es erst Tage später per Eule?“ Er sah sich zu den anderen dreien um. Rose legte ihm eine Hand auf die Schulter und sah ihn an.
„Das wird nicht passieren.“ Jemand hinter ihnen lachte, und sie brauchten sich nicht herumdrehen, sie wussten ohnehin, wer es war. James ganze Haltung versteifte sich, er umklammerte den Zauberstab fester.
„Was willst du, Scorpius?“ fragte er durch zusammen gebissene Zähne.
„Wisst ihr, ich habe eine Wette mit meinem Vater laufen. Er sagt, dein Vater hält keine zwei Wochen in diesem Muggelkrankenhaus durch. Ich war anderer Meinung. Ich bin sicher, es ist nicht mal eine.“ James flog herum, sein Zauberstab fiel zu Boden, doch er brauchte ihn nicht. Er würde ihn mit seinen eigenen Händen umbringen. Er wollte sich gerade auf ihn werfen, als eine riesige Hand aus dem Nichts hervor geschnellt km und ihn zurückhielt. Hagrid hielt ihn am Kragen gepackt und hielt gleichzeitig Scorpius mit der anderen auf Abstand.
Er beugte sich zu ihm herunter.
„Ich weiß, was du jetzt gerne tun würdest, aber er isses nich wert. Lass nicht zu, das se dir schon vorher  Punkte abziehn, nich?“ fragte er rau und gab ihm seinen Zauberstab zurück.
Immer noch rauchend vor Zorn riss James sich los und ging mit schnellen Schritten zu der Kutsche, in der seine Freunde schon auf ihn warteten.
Am Schloss angekommen wurde er von Professor McGonagall aufgehalten. „Potter, kommen Sie auf in Wort mit in mein Büro. Sie anderen können schon in Ihre Schlafsäle gehen.“ fügte sie mit einem Blick auf seine Freunde hinzu, die ihr hatten folgen wollen. James war unsicher. Konnte sie so schnell von dem Streit zwischen ihm und Malfoy erfahren haben? Sicherlich nicht.
Dennoch setzte er sich gehorsam in den Stuhl, den sie ihm wenig später in ihrem Büro anbot.
„Nun, Mr. Potter, ich habe Gerüchte über ihren Vater gehört, die mich.... besorgt stimmen. Ich wüsste gern, ob Sie mir etwas darüber erzählen könnten? Ist alles in Ordnung?“ hakte sie nach und James bemerkte zu spät, das ihm Tränen über die Wangen liefen.
„Nein“, flüsterte er, „nichts ist in Ordnung.“

*

„So, jetzt weißt du alles.“ sagte Severus in die Stille hinein, die nach seiner Erzählung folgte.
Draco sah ihn immer noch unverwandt an und trank mittlerweile seinen zweiten Feuerwhisky.
„Heißt das... man kann gar nichts für ihn tun? Er wird sterben? Weiß er das?“ fragte der ehemalige Slytherin nach. Severus schüttelte den Kopf.
„Nein, er weiß es nicht. Die Krankheit ist in der Zaubererwelt kaum bekannt, deswegen hat man keine Heilmethode. Aber in dem Muggelkrankenhaus, in dem er jetzt untergebracht ist, ist es auch nicht viel besser. Die Krankheit ist zu weit fortgeschritten, als das man ihm noch helfen könnte, aber die Ärzte sagen es ihm nicht. Vielleicht weil sie hoffen, das er selbst darauf kommt. Man hat ihm das letzte mal schon gesagt, das er vielleicht noch ein halbes bis Dreivierteljahr zu leben hat, sollte die Krankheit wieder ausbrechen. Ein guter Teil dieser Frist ist jetzt verstrichen und natürlich tun wir alle, was wir können, um ihm die letzte Zeit...“ er brach ab und sah zu Draco. Und zuckte zurück vor dem Hass, der ihm von dort entgegen strömte.
„Du hilfst ihm? Du...all diese Sachen... sind für ihn, damit er es etwas bequemer hat?“ fragte er eisig.
Snape sah ihn hilflos an. „Er hat dein leben gerettet, Draco, zwei Mal! Er hat mein leben gerettet!“ rief er außer sich. „ich wusste, du würdest mich nicht verstehen.“ sagte er, als er aufstand, so eisig wie sonst selten. Er warf zwei Galleonen auf den Tisch, sich nicht darum kümmernd, ob es zu viel war oder zu wenig, und rauschte aus dem Pub, einen rauchenden Draco hinter sich lassend.
Draußen auf der Straße hielt er an, wie vom Blitz getroffen. „Natürlich! Das ich daran nicht selbst gedacht habe!“ sagte er und apparierte davon.

Als sich seine Umwelt wieder normalisierte, stand er auf dem Bahnhof von Hogsmeade, genau dort, wo er hin gewollt hatte. Er beeilte sich, hoch zum Schloss zu kommen und öffnete das Portal zu den Schlossgründen mit einem komplizierten zauber. Die Tore schwangen zurück und ließen ihn passieren. Er zog sich die Kapuze wieder ins Gesicht und machte sich auf den Weg hoch zum Schloss, wo schon eine Menge Schüler unterwegs waren. Er bahnte sich einen Weg durch ihre menge, nicht darauf achtend, wen er zur Seite rempelte. Er stieß die Portale zur Eingangshalle auf, unter den verdutzten Blicken sämtlicher Schüler. Er war froh um die Kapuze, sonst hätte es peinliche Fragen geben können. Zuerst musste er hoch in den Krankenflügel und dann hinunter in seinen Kerker, wen auch immer er dort antreffen würde.
Er klopfte nicht einmal und er hörte die Tür zum Büro auffliegen. „Wer ist da?“ rief eine verschlafene Madam Pomfrey. Sie hatte den Zauberstab auf ihn gerichtet. Langsam hob er die Hände und streifte sich die Kapuze vom Gesicht. Er hörte, wie sie geschockt die Luft einsog.
„Das kann nicht sein! Du bist tot!“ flüsterte sie ängstlich. Er trat zu ihr und fasste sie an den Schultern, um ihr zu zeigen, das er das nicht war.
„Nein, Poppy, bin ich nicht. Und ich brauche dringend deine Hilfe, also bitte, es ist wirklich wichtig!“
Sie starrte ihn noch für zwei weitere Sekunden an, dann fing sie sich wieder. „Gut, was brauchst du?“
Er sah sie an. „Was weißt du über Leukämie?“ fragte er dann leise und sie runzelte die Stirn. „Nicht viel. Immerhin kommt es in unserer Welt kaum vor und es gibt nicht viele Heilmethoden, außer denen, die die Muggel kennen. Aber wieso fragst du mich das? Wer...?“
Er schloss die Augen und atmete einmal tief aus. „Harry.“ sagte er nur und hörte, wie sie geschockt aufkeuchte. „Harry? Sicherlich nicht Harry Potter, Severus? Wie... ich meine... oh mein Gott...der arme Junge...“ Severus schnaubte. „So ein armer kleiner Junge ist er gar nicht mehr. Und ja, leider spreche ich gerade von ihm. Und es ist nicht das erste mal, sondern das Zweite. Beim letzten Mal konnte ich ihm helfen, indem ich Knochenmark für ihn gespendet hatte, aber das ist jetzt nicht mehr möglich. Die Muggel machen zwar eine Chemotherapie mit ihm, aber ich hatte gehofft, das du mir helfen kannst, mit Magie etwas dagegen zu unternehmen. Bitte, Poppy. Du weißt, ich bitte nicht oft jemanden um etwas, aber wenn, dann ist es wirklich wichtig. In diesem Fall besonders.“ Sie sah ihn noch eine Weile mit gerunzelter Stirn an, dann sagte sie: „Schön, Severus. Ich werde meine Bücher für dich wälzen und du schaust, ob du in der Bücherei etwas finden kannst. Aber sei gewarnt, die alte Fledermaus hat immer noch verdammt gute Ohren.“ sagte sie und zwinkerte ihm zu. Er lächelte schief. „Alte Fledermaus, war ich das sonst nicht immer?“ Sie lachte. „Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Gib mir eine halbe Stunde, dann treffen wir uns wieder hier, in Ordnung?“ Er nickte nur und verschwand durch dir Tür. Mit leisen Schritten machte er sich auf den Weg in die Bibliothek.
 
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