Meine Geschichten
  Epilog - Zwei Gräber
 
Ein paar Tage später

Es regnete nicht, auch wenn der Himmel grau verhangen war und es so aussah, als bedürfe es nur eines Wortes, einer Regung, und der Himmel würde seine Schleusen öffnen. Aber das geschah nicht, als sie alle dort versammelt standen, auf dem Friedhof.
Lex stand rechts von Arthur, Mel links. Nach allem, was passiert war, standen sie heute nicht nur vor einem Grab, was schlimm genug gewesen wäre, sondern vor zweien.
Arthur starrte regungslos hinunter in die dunkle Grube, neben der die Särge standen. Warum man die beiden unbedingt nebeneinander begraben wollte, hatte er immer noch nicht verstanden. Sie hatten sich nicht gekannt, hatten sich nie gesehen und doch... Vielleicht weil es so einfacher war, die Trauerfeierlichkeiten abzuhalten.
Er ließ das monotone Reden des Pastors über sich ergehen, während der Himmel nun doch aufriss, aber nicht, um der Sonne Platz zu machen, sondern dem Regen. Eiligst wurden um ihn herum Schirme aufgespannt und er stand mit Mel unter einem, Abby hatte einen anderen aufgespannt und drängte sich nun mit Connor und Lex darunter, um nicht nass zu werden. Aus den Augenwinkeln konnte Arthur sehen, wie Connor Lex fast schon angriffslustig musterte und musste sich ein Lächeln verbeißen. Das hier war nicht der richtige Ort, um zu lächeln.
„So nehmen wir heute Abschied von zwei wunderbaren Menschen, die unsere Mitte verlassen haben, um ihre letzte Ruhe bei Gott zu finden. Auf das wir sie ewig im Herzen und im Gedächtnis gleichermaßen behalten und ihr Andenken nie verblassen lassen. Amen.“
Ein Murmeln erhob sich, als vielleicht dreißig Leute gleichzeitig „Amen.“ raunten. Arthur sah sich um, währen die Totengräber die leeren Särge in das Doppelgrab senkten, erst Abbys, und dann den von Stephen. Was mit Leek war, kümmerte niemanden.
Etwas abseits entdeckte Arthur Lester, der aussah, als würde hier eine Dienstbesprechung abgehalten und keine Trauerfeier. Ein Mann im dunklen Anzug beugte sich zu ihm und flüsterte ihm etwas ins Ohr, das Arthur auf die Entfernung nicht hören konnte. Lester nickte nur leicht und ging dann den anderen hinterher, denn die Gesellschaft zerstreute sich bereits, kaum, das die Totengräber die letzte Schaufel Erde auf jedes Grab geworfen und festgestampft hatten. Plötzlich fühlte Arthur eine Hand auf seiner Schulter und drehte sich um.
Sein Vater lächelte ihn an und hielt seinen Schirm über sie beide, da Mel noch zurückgeblieben war, um mit Abby und Connor zu reden.
„Du hast was vergessen.“ meinte sein Vater lächelnd und drückte ihm eine kleine Schachtel aus schwarzem Samt in die Hand. Dann zerzauste er ihm noch einmal das Haar, bevor er weiter den weg entlang ging und Arthur stehen ließ. Er hatte ihn noch etwas fragen wollen, doch da war er schon weg.
Er drehte sich wieder um und ging zu Mel herüber. Abby und Connor standen ein Stück entfernt, als Nick an ihnen vorbeiging.
„Wir müssen wieder los. Neue Anomalie.“ sagte er im Vorbeigehen und zog Abby und Connor mit sich.
„Arthur kommst du? Wir müssen los!“ rief Abby über die Schulter. „Ich komme sofort, einen Augenblick noch.“ rief er zurück. Jetzt stand er genau vor Mel und sie drehte sich um.
Sie hielt den Schirm über sie beide und sah ihn an.
Er wurde rot. „Also, ich weiß, das hier nicht gerade der ideale Ort für so was ist aber....“ er zog das kleine Kästchen aus der Tasche seines Mantels. Sie schlug die Hände vor den Mund und ließ den Schirm fallen. Er landete hinter ihr im Dreck.
Er wusste auch, das er sich sicherlich mit einem Kniefall im Dreck seine beste Hose ruinieren würde, doch es war ihm egal. Es war ihm auch egal, das alle, aber auch wirklich alle, zu ihnen herüber starrten.
Arthur sank vor Mel auf die Knie und öffnete mit zitternden Finger das Kästchen.
Dann räusperte er sich. Mittlerweile regnete es noch stärker und der feuchte Schlamm fühlte sich unangenehm kalt an.
„Also, ich frage dich das jetzt einfach mal. Ich habe keinerlei Ahnung wie so was richtig geht und in den Filmen macht man es doch immer so. Also... Melanie, willst du mich heiraten?“
Sie zitterte genau so wie er, als sie ihm das Kästchen aus der Hand nahm und ihm in die Arme fiel. Fast wäre er nach hinten übergekippt, doch er konnte es gerade noch verhindern.
Sie ließ ihn los und er stand auf. „Ja, ich will.“ flüsterte sie und er steckte ihr den Ring an den Finger.

„Und? Was hat sie gesagt?“ fragte Abby gespannt, als sie schon im Auto saßen. Arthur grinste sie an. „Was soll sie schon gesagt haben. Ja natürlich.“
In diesem Moment fühlte er sich bereit, es mit allem und jedem aufnehmen zu können. Er war sicher, er würde gewinnen.
 
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