Meine Geschichten
  Das Finale
 
„Was wollen sie damit sagen, sie waren nicht gesichert?“ fragte Nick geschockt. Lester wand sich unbehaglich. Jetzt war er in einer völlig verkehrten Situation. Er musste sich vor jemandem rechtfertigen, nicht die anderen. „Nun ja, sie hatten das System noch nicht implantiert, mit dem wir sie kontrollieren. Ich versichere Ihnen, Leek hätte alles getan, um...“
Nick stöhnte auf. „Heißt das wir können sie nicht kontrollieren? Leek hätte genau das getan, James! Er hat sie absichtlich ohne Kontrollsystem gelassen, da gehe ich jede wette ein.“
Lester wurde kreidebleich.
„Aber...Dann hätte er sich doch selbst in Gefahr gebracht, oder nicht? Bedenken Sie doch, wenn die Jäger hier im ARC... oder vielleicht sogar außerhalb... nicht auszudenken, was...“
Er sackte entkräftet gegen die nächste wand. Nick starrte ihn grimmig an.
„Genau. Denken Sie nicht, handeln Sie! James, es handelt sich vielleicht noch um Minuten, und wie wollen Sie den Leuten erklären,was gerade ihren Hund oder Sohn oder was auch immer gefressen hat?“
Lester sah unsicher zu ihm hoch.
„Wollen Sie ein komplettes Einsatzteam? Sie bekommen, was immer Sie wollen, ich...“ Nick streckte die Hand aus und zog ihn auf die Füße.
„Halten Sie Leek da raus, das ist alles, was ich will. Niemand, der nicht unbedingt in den Fall mit hinein gezogen werden muss, wird uneingeweiht gelassen. Starten Sie bitte keine Massenpanik, weder im ARC, noch draußen. Es läuft alles so ab wie sonst auch. Nur ist jetzt das Risiko größer.“
Er sah auf seine Armbanduhr und dann wieder zu Lester.
„Ich arbeite nur mit meinen Leuten. Arthur, Abby, Connor und Stephen. Mehr brauche ich nicht. Halten Sie uns die Öffentlichkeit vom Hals, ich denke, Jenny kümmert sich um alles weitere. Sie kann wahrscheinlich besser mit Menschen umgehen als ich.“ Er lachte, aber es klang nicht freundlich.
„Hätten die Jäger das System schon eingepflanzt bekommen, könnten wir sie jetzt orten, sofern sie sich schon aus dem ARC entfernt haben, was ich wohl denke, denn so viel beute können sie hier nicht machen. Jetzt jedoch... besteht diese Möglichkeit nicht, was es für uns unnötig schwer macht. Vielleicht sollten Sie Ihrem Lakaien mal klar machen, wie wichtig die Sicherheit auf diesem Gebiet ist. Vielleicht haben Sie alle beide den Beruf verfehlt.“
Lester konnte nicht anders, er starrte ihm mit offenem Mund hinterher. Bevor er sich gefangen hatte und etwas erwidern konnte, hatte Nick schon das ARC verlassen.

Eine halbe Stunde später war er wieder da, zusammen mit dem Rest des Teams.
Nick stellte sich vor die anderen.
„Gut. Wir wissen nicht mit Sicherheit, ob die Jäger das ARC schon verlassen haben, deswegen suchen wir hier zuerst.
Connor, hast du den Oszillographen dabei? Sehr gut. Den brauchen wir jetzt.“ Er sah sich einmal um, so als fürchte er, sie könnten belauscht werden.
„Ihr wisst, worauf ihr zu achten habt? Für Arthur erkläre ich es noch einmal. Du hältst dich am besten an mich oder Stephen. Wir bleiben aber besser alle zusammen, zumal wir nicht wissen, wie viele Jäger sich hier herumtreiben.“ Er sah Arthur an.
„Was... sind denn diese Jäger?“ fragte Arthur. In Nicks Augen glomm ein Funke Belustigung auf, doch er konnte den Ernst darin nicht ganz verdrängen.
„Komisch, das du fragst.“ sagte er grinsend, wurde aber sofort wieder ernst.
„Wenn du erst einmal einen gesehen hast,wirst du ihn für deinen wahrscheinlich schlimmsten Albtraum halten. Es ist ein Tier aus der Zukunft. Ähnlich wie eine Fledermaus, auf allen Vieren vielleicht 1,80 bis 2 Meter hoch, sieht nicht wirklich, riecht und hört aber um so besser, findet seine Opfer mit Hilfe von Sonar. Es bewegt sich blitzschnell, so schnell, das es unsichtbar wird, wenn es das will. Und es ist natürlich hoch intelligent, brutal, kurz, nichts, wo mit man sich einen Raum teilen möchte. Normalerweise werden sie mit Systemen kontrolliert, die ihre brutalen Instinkte weitgehend ausschalten und sie kontrollierbar machen. Mit Hilfe von befehlen, die ihnen direkt ins Gehirn gegeben werden. Normalerweise können wir sie damit auch ausschalten, sollten sie doch einmal ausbrechen oder Amok laufen, was bei diesen Eigenschaften fatale Folgen haben könnte.
Da aber bestimmte Personen vergessen haben, den neuen Tieren diese Technologie einzupflanzen, haben wir jetzt das Problem, das wir sie nur begrenzt orten und aufspüren können. Zudem wissen wir nicht, wie viele es sind. Ihr seht also, kein leichtes unterfangen diesmal. Ihr dürft zu niemandem darüber sprechen, nicht zu Freunden, Verwandten oder ähnlichen. Zu niemandem! Ich weiß, euch muss ich das eigentlich nicht mehr sagen, aber ihr wisst ja wie das ist.“ Er bedachte Connor mit einem strengen Blick.
„Professor, ich würde nie...“
Nick rollte die Augen Richtung Decke.
„Anstatt jetzt zu sagen, dass ich das weiß, was nicht stimmen würde, gebe ich dir einen guten Rat: Lass die Finger von den Waffen, halte dich an Abby und tue, was man dir sagt. Wir wollen doch nicht wieder eine Massenpanik, oder?“
Connor drehte sich weg, doch sie hörten ihn etwas murmeln das wie „nicht gerecht“ klang. Unwillkürlich musste Arthur grinsen.
Nick klatschte in die Hände. „Gut, also gehen wir es an.“

*
Sie waren noch nicht weit gekommen, als das Piepen des Geräts unmerklich schneller und höher wurde. Doch es reichte, um sie alle in Alarmbereitschaft zu versetzen. Nick blieb stehen und Connor hielt neben ihm, drehte sich einmal im Kreis und wieder schlug das Gerät aus, heftiger als zuvor. „Sie sind noch hier drin. Gott sei Dank. Aber leise jetzt. Sie werden wissen, das wir hier sind.“
Wieder wurde das piepen des Oszillographen schriller, ohne das sie sich bewegt hatten.
„Mindestens einer von ihnen ist hier mit uns im Raum.“ flüsterte Nick.
Plötzlich, mit einem Schlag und wie auf Kommando, ging das Licht aus, und sie sahen nichts mehr.
„Licht!“ zischte Nick. „hat denn keiner eine Taschenlampe oder so was dabei?“
Er konnte es nicht sehen, aber alle anderen schüttelten die Köpfe.
„Wir sind ein schlechtes Team, so, wie wir ausgerüstet sind.“ scherzte Connor und wurde dafür von allen mit strengen Blicken bedacht.
„Connor, würdest du bitte die Klappe halten?!“ zischte Nick erneut, doch er brach ab. Alle hatten es gehört: Zu seinem Zischen hatte sich ein weiterer Ton gesellt, den er nicht verursacht hatte. Ein höheres Zischen, gefolgt von leisen Klicklauten, einem Delfin nicht unähnlich. Drei, vier Mal wiederholte sich das Geräusch, dann wurde es wieder still, bis auf ihren eigenen Atem.
Arthur hatte das Gefühl, die anderen müssten seinen allzu lauten Herzschlag sicherlich hören. Kalter Schweiß brach ihm aus. Was, wenn sie hier alle sterben würden?
„Sie...sie können uns sehen, oder?“ fragte er und versuchte seine Stimme tapferer klingen zu lassen, als er es war.
„Ja.“ kam Nicks Stimme aus der Dunkelheit, kaum hörbar.
„Sie können uns sehen, wir sie aber nicht, selbst wenn sie nicht unsichtbar sind. Sie sehen anders als wir. Hell oder Dunkel macht für sie keinen Unterschied. Sie werden uns trotzdem in Stücke reißen.“
Arthur hätte gerne etwas erwidert, doch er kam nicht mehr dazu. Zu seiner linken ertönte ein Schrei, dann war es still, bis die anderen begriffen hatten, was los war.
„Stephen? Stephen!“ Nick erhielt keine Antwort auf sein Rufen.
Wieder ertönte ein Schrei, höher diesmal. „Abby!“ schrien Nick und Connor gleichzeitig. Auch sie erhielten keine Antwort. Arthur hatte das Gefühl, es nicht mehr aushalten zu können. Langsam wurde ihm schwindelig, ob vor Aufregung oder vor Angst, konnte er nicht sagen. Vielleicht war es auch beides. Er kämpfte tapfer gegen die Ohnmacht an, doch er schaffte es nicht. Es war zu viel. Bewusstlos sank er zu Boden und hörte nicht mehr die zwei weiteren Schreie, die seine Freunde von ihm fort rissen.

*
Als er wieder zu sich kam, bemerkte er als erstes, das das licht wieder funktionierte. Aber wieso war er noch nicht tot? Hätten ihn die Jäger nicht fressen müssen?
Dann fiel ihm auf, wie still es war. Vorsichtig setzte er sich auf und sah sich um. Niemand war hier, nur er. Selbst die Jäger waren fort. Aber wo waren sie? Ob Nick und die anderen wohl schon tot waren?
Leises Lachen erklang aus einer ecke des großen Raumes.
Er sah sich um. Leek kam langsam auf ihn zu, einen Ausdruck im Gesicht, der an interessiertes Mitleid grenzte.
„Oh, so allein? Das tut mir aber Leid.“ er lachte wieder.
„Wo sind die anderen? Wo haben Sie sie hin gebracht, Sie mieses-“
Leek lachte leise, es klang spöttisch.
„Ah-ah, nicht doch. Wir wollen doch nicht, das ihnen noch etwas passiert, oder? Sie wissen ja, noch habe ich hier die Kontrolle. Über Mensch und Monster.“ Wie auf einen unhörbaren Befehl senkte sich ein Kranseil in die Mitte des Raumes und auf dem Haken saß einer der Jäger, größer als Arthur es sich jemals vorgestellt hatte.
Leek sah an ihm herunter, ein grinsen teilte sein Gesicht.
„Oh, es tut mir außerordentlich Leid, zu sehen, das Sie gar keine Waffe bei sich tragen... so eine schlechte Ausrüstung, finden Sie nicht? Na, aber das macht es alles noch reizvoller für mich. Falls Sie es noch nicht wissen, Sie sind im Fernsehen.“ Er zeigte an die Gegenüberliegende wand, an der Arthur eine kleine Kamera erkennen konnte.
„Das wird großes Heimkino, meinen Sie nicht? Ich denke, ich werde mir Ihren Untergang auf DVD brennen und mir ansehen, wann immer ich Lust dazu habe!“ Das lachen, das Leek jetzt ausstieß, klang manisch, fast verrückt. „Viel Spaß! Ich denke, Sie beide werden sich ganz prächtig amüsieren, oder nicht?“ An der Tür drehte er sich noch einmal um, ließ aber den Jäger nicht aus den Augen, als er sprach.
„ah, bevor ich es vergesse“, sagte er und drehte sich nun ganz zu Arthur, „Sie haben mich gefragt, was mit ihren Freunden ist.... ich kann Ihnen nur sagen: ein tränenreiches Wiedersehen werden Sie nicht haben. Und wenn, dann im Leichenschauhaus. Aber nicht, bevor Professor Cutter mir nicht alles gesagt hat. Und er wird es raus husten, das ist sicher. Wenn Sie wollen,kann ich ihnen das auch zukommen lassen...“ Er tat so, als denke er angestrengt nach.
„Ach nein, ich vergaß... bis dahin sind Sie vermutlich gefressen!“ Er lachte wieder und verschwand durch die Tür. Arthur versuchte sich wieder ganz auf den Jäger zu konzentrieren, der ihn immer noch anstarrte und anscheinend keine Eile zu haben schien, ihn zu töten. Er wusste, er sollte Angst Angst empfinden angesichts seines baldigen Todes, doch alles was er fühlte war Hass. Hass auf Leek, dass er ihn und seine Freunde einfach so sterben ließ, Hass auf sich selbst, weil er jetzt keine Waffe hatte.
Jetzt wurde seine Aufmerksamkeit von dem Jäger gelenkt, als der langsam von seinem Haken herunter stieg und noch langsamer, fast beiläufig, zu ihm herüber ging. Er schien wirklich keine Eile zu haben, ihn zu töten. Verzweifelt sah sich Arthur in dem hohen Raum nach einer Waffe um, sah aber nichts, das ihm geholfen hätte. Dann sah er die Eisenstange, die hinter ihm am Boden lag. Langsam ging er rückwärts darauf zu, den Jäger nicht aus den Augen lassend. Schritt für schritt ging er weiter rückwärts, doch für jeden Schritt, den er machte, kam ihm der Jäger ein Stück näher.
Arthur ging ein Stück schneller, doch wieder kam ihm der Jäger hinterher. Plötzlich stolperte er über die Eisenstange und fiel zu Boden. Die plötzliche Bewegung schien das Interesse des Jägers geweckt zu haben, denn er kauerte sich nieder, wie zum Sprung.
Er sah gar nicht mehr, wie sich das Tier abstieß, so schnell geschah es. Irgendwie fand die Eisenstange den Weg in seine Hände und er schlug aus Reflex zu. Ein schrilles kreischen sagte ihm, das er getroffen hatte, doch gleichzeitig meldete sich ein scharfer Schmerz an seinem Gesicht und seiner Brust und er wusste, das der Jäger ihn getroffen haben musste, bevor er den Jäger Getroffen hatte. Er öffnete die Augen und sah ihn in einiger Entfernung am Boden sitzen, der eine arm hing merkwürdig verdreht an seiner Seite herab und er stieß schrille, wimmernde Laute aus.
Arthur spürte, wie ihm sein eigenes Blut aus den Verletzungen lief, aber es war ihm egal. Er war etwas wacklig auf den Beinen, vielleicht vom Schock, aber das hinderte ihn nicht daran, mit erhobener Stange auf den Jäger zu zu gehen und so lange auf ihn einzuschlagen, bis er sich nicht mehr rührte.

Als Nick erwachte, stellte er zuerst fest, das er sich so gut wie gar nicht bewegen konnte. Kein Wunder, wie er im nächsten Moment wusste, denn man hatte ihn an einen Stuhl gefesselt, die Hände hinter der Lehne mit starkem Seil zusammengebunden. Der Raum war komplett dunkel, bis auf den ein oder anderen Scheinwerfer, die ein milchiges Licht verbreiteten. Hier war ich schon einmal. Schoss es ihm durch den Kopf. Er befand sich also immer noch im ARC. Ein Geräusch wie von leisen Schritten näherte sich ihm. Vorsichtshalber tat er so, als wäre er immer noch bewusstlos.
„Nick?“
Das allein lies ihm alle Vorsicht vergessen. Er sah auf. Er hatte den Sprecher gleich erkannt. Oder vielmehr die Sprecherin. Denn es war....
„Helen?“ flüsterte er überrascht. Sie trat vollkommen in sein Blickfeld.
„Ich bin so froh, das du lebst, ich dachte schon, Leek hätte dich...“
Alle zuvor gefühlte Erleichterung verpuffte zu nichts.
„Wäre dir das nicht recht gewesen? Wieso solltest du mir jetzt helfen? Sag mir...“ Leises lachen sie beide aufschrecken. Leek stand hinter Helen, ein Grinsen im Gesicht, das Bände sprach. In einer Hand hielt er zwei Einwegspritzen, bis zum Rand gefüllt mit unbekannten Stoffen. Helen schien zu wissen was kommen musste.
„Oliver, das war so nicht abgesprochen! Sie haben gesagt, sie befragen ihn und lassen ihn dann gehen! Es war keine rede davon, ihn zu...“
Leek grinste sie verschlagen an. „Habe ich das? Wie rührend, das sie sich solche sorgen um ihn machen. Er sah wieder auf die Spritzen in seiner Hand.
„Wollen sie zusehen? Sie können auch draußen warten, wenn Sie wollen. Nur kann es sein, das sie dann bald nicht mehr allein dort sind.“ er sah sie an und sie starrte zurück, gleichzeitig ängstlich und stolz.
„Leek, was soll das? Sie wissen doch schon alles! Ich habe ihnen die Informationen geliefert, ich habe dafür gesorgt, das Sie bekamen, was Sie wollten!“ Er drehte sich wieder zu ihr um, sein Grinsen war alles andere als echt.
„Vielleicht will ich ja gar keine Informationen? Vielleicht brauche ich ihn einfach nicht mehr, genau so wenig wie Sie? Vielleicht werden Sie beide sterben? Aber ich fange mit ihm an.“ Er sah zu Nick herüber und nahm eine der Spritzen gut sichtbar in eine Hand. Sie war mit einer klaren Flüssigkeit gefüllt. „Sehen Sie das hier, Professor? Das ist das Gift einer extrem seltenen peruanischen Spinnenart. Es setzt Ihre Atmung außer Gefecht, etwa zwei Minuten nach der intravenösen Eingabe. Sie werden langsam und qualvoll ersticken, und ihre Frau kann ihnen gerne dabei zu sehen.“ Er kam langsam näher, und Nick versuchte erfolglos, sich trotz der Fesseln dieser Art von Tod zu entziehen.
„Ich möchte von Ihnen wissen, wie Sie es geschafft haben, immer wieder meine Pläne zu durchkreuzen. Sie wissen hoffentlich, das Sie nicht viel Zeit zum überlegen haben.“ Schneller als irgendjemand schauen oder gar reagieren konnte, hatte er Nick die Spritze mit brutaler Gewalt in den Oberarm gebohrt. Nick schrie auf, doch es war bereits zu spät. Leek hatte ihm die volle Dosis verpasst.
„Nun, ich hätte jetzt gerne eine Antwort. Sie haben noch genau eine Minute und 56 Sekunden. Wenn Sie brav sind, kann ich Sie vielleicht noch retten.“ Er holte die andere Spritze hervor, die mit einer klaren orangen Flüssigkeit gefüllt war. „Das hier ist reines Adrenalin. Hilft sehr gut bei Schocks, habe ich mir sagen lassen. Damit könnte ich Sie retten. Aber ob ich das will.... Also reden Sie endlich! Wie konnten Sie meine Pläne durchkreuzen?!“
Nick sah ihn einfach nur an. Noch spürte er die Wirkung nicht.
„Sie haben noch 1 Minute und 30 Sekunden.“ sagte Leek mit einem Blick auf die Uhr. Helen sah ihn an. „Jetzt geben Sie ihm schon das verdammte Adrenalin, Oliver!“
Er achtete nicht auf sie.
„Wird langsam eng, oder?“ fragte er Nick. Der starrte ihn ungerührt an. „Nun, sagen sie mir...“
„Ich sage Ihnen gar nichts.“ meinte Nick heiser und schnappte mit einem Mal nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen. Leek grinste in sich hinein, während Helen ihn weiterhin anstarrte.
„Oliver...“
Er hob tadelnd einen Zeigefinger.
„Ah, kommen Sie mir nicht so. Wenn er mir nicht sagen kann, was ich wissen will, ist er mir leider nicht mehr von Nutzen. Genau so wenig wie Sie.“ Wie aus dem Nichts hatte er mit einem Mal eine Pistole in der Hand und richtete sie auf Helen.
Sie starrte ihn weiterhin unverwandt an, während Nick hinter ihr keuchte und würgend versuchte, Luft zu bekommen - vergebens. Helen wusste, sie hatte nur diese eine Chance, und sie nutzte sie.
Mit einem Satz hechtete sie auf Leek zu, drückte den Lauf der Pistole beiseite und ließ ihren Handballen gegen seine Nase krachen, sodass diese mit einem lauten Knacken brach. Gleichzeitig drehte sie ihm mit der anderen Hand, die eben noch die Pistole zur Seite gedrückt hatte, die Spritze aus der anderen Hand und trat einen schritt zurück. Leek lag am Boden, stöhnend und sich die blutende Nase haltend. Doch es kümmerte sie nicht. Sie hatte die Spritze mit dem Adrenalin, mehr brauchte sie nicht. Sie kniete sich vor Nick und löste seine fesseln, dann rollte sie seinen Hemdsärmel nach oben und löste die Kappe von der Nadel.
Doch Nick bekam das schon gar nicht mehr mit, denn er atmete schon nicht mehr.
„Ich bin nicht den ganzen Weg gegangen, damit du dich jetzt so davonmachst, Zukunft hin oder her. Meine Zukunft liegt bei dir, und die machst du mir nicht kaputt!“ zischte sie durch zusammengebissene Zähne und drückte ihm den Inhalt der Spritze in den Oberarm.
Er reagierte nicht. „Schön, dann bleibt mir nur noch ein Mittel.“ murmelte sie und ließ ihre Faust mit voller Wucht auf seinen Brustkorb krachen. Zwei, drei Sekundenlang geschah nichts, dann schien das Adrenalin seine Wirkung zu entfalten. Es war, als würde er zum ersten Mal in seinem leben Luft holen, und mit einem riesigen Atemzug war er wieder zurück im leben. Sobald Helen sah, das keine unmittelbare Gefahr mehr bestand, war sie auch schon aufgesprungen und zur Tür hinaus gerannt.
„Helen...?“ schaffte er es zu krächzen, doch sie hörte ihn schon nicht mehr.
 
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