Meine Geschichten
  "Gehört das mit zur Show?!"
 
Er erwachte am nächsten Morgen mit pochendem Kopf und versuchte sich an den vergangenen Abend zu erinnern. Dann fiel ihm der Streit mit Mel ein und er fühlte sich schuldig wegen der Dinge, die er gesagt und getan hatte. Warum hatte er ihr nicht einfach von seinem Job erzählt? Er wusste die Antwort sofort. Weil er nicht konnte. Nick hatte ihm verboten, irgendwem davon zu erzählen. Es würde sie nur in Gefahr bringen, wenn sie davon wüsste. Und wie sollte er ihr oder Lex erklären, das ein Drache den Flugzeugabsturz verursacht hatte, bei dem Abby gestorben war? Aber es war ebenso gefährlich, wenn sie die Wahrheit nicht kannte. Wenn ihm etwas passierte, wie würde er ihr das erklären? Er sprang aus seinem Bett und ging zu seinem Schreibtisch herüber. Dort lagen noch Papier und ein Kugelschreiber, die er gestern hier liegen gelassen hatte. Wie konnte er seine Gefühle, seine Entschuldigung in Worte fassen? War es nicht zu unpersönlich, ihr nur zu schreiben? Warum konnte er nicht gleich an der Uni mit ihr reden? Auch hierauf wusste er die Antwort. Weil er Angst vor ihrer Reaktion hatte. Was wenn sie ihn verlassen würde? Er könnte es einfach nicht ertragen, wenn sie es täte. Jetzt fühlte er sich richtig schlecht. Nachdem er sich langsam angezogen hatte, sprang er die Treppe hinunter, dabei immer drei Stufen auf einmal nehmend. Als er in der Küche ankam, war sein Vater schon weg. Also war er schon zu spät. In aller Eile verschlang er ein bisschen Brot und spülte mit einer ganzen Tasse Kaffee nach.
Er dachte schon, sein Rachen müsste Blasen werfen durch die Hitze des Getränks, aber es kümmerte ihn nicht wirklich.
Im Laufen schnappte er sich seine Schlüssel vom haken und schlug die Tür hinter sich zu.

An der Uni angekommen bremste er hart und sprang aus seinem wagen. Niemand außer ihm war hier, also musste er wirklich zu spät sein.
Er hastete in das Gebäude und hoch in den Stock, in dem er seine erste Vorlesung hatte.
Ohne anzuklopfen trat er ein.
„Ah, Mr. Rigs, beehren Sie uns also auch, wie schön.“ Die Stimme seines Professors  war voller Hohn. Arthur ging zu seinem Platz herüber. „Es tut mir Leid, Sir, ich habe verschlafen. Es wird nicht wieder vorkommen.“ Damit setzte er sich, während sein Professor weiter seine Vorlesung hielt. Während er sein Schreibzeug aus seiner Tasche kramte, drehte er sich zu Mel um. Sie sah stur geradeaus, so als hätte sie ihn nicht bemerkt. „Ich muss wirklich mit ihr reden“, dachte Arthur und drehte sich dann wieder um, um mitzuschreiben, was der Professor vorlas. Minuten vergingen so, bis plötzlich etwas in seiner Tasche zu vibrieren begann. Sein Handy! Vorsichtig zog er es heraus. Es war kein Anruf, nur eine SMS. Er sah nach vorn, doch  der Professor war immer noch so in seine Vorlesung vertieft, das er nichts mitbekam. Er öffnete die SMS, kannte aber die Nummer nicht. Das war ungewöhnlich, denn alle Leute, die seine Nummer hatten, hatte er auch mit Namen in seinem Nummernspeicher. Dennoch las er die Nachricht.

Neue Anomalie.
Komm zum ARC.
Nick

Er zögerte nicht lange. Eilig stopfte er seine Sachen zurück in seine Tasche, warf sie sich über die Schulter und rannte aus wem Saal.
Er hörte schon nicht mehr, wie der Professor ihn zurück rief, aber er sah den Blick, den Mel ihm zuwarf und die Wut und Verletzung in ihren Augen. Doch im Moment war ihm das herzlich egal. Er würde später mit ihm reden.
Draußen angekommen rannte er die Stufen vor der Uni  herunter und sprintete zu seinem Wagen. Kaum saß er drin, hatte er auch schon sein Handy in der Hand und drückte die Wahlwiederholung. Es klingelte einmal, zweimal. Endlich nahm Nick ab.
„Ja?“
Arthur atmete auf.
„Na endlich. Kannst du mir jetzt bitte mal erklären, warum du mich aus meiner Vorlesung raus holst? Hatte das nicht Zeit, bis...“
Nick unterbrach ihn.
„Meine Nachricht war doch eindeutig, oder nicht? Komm zum ARC. Mehr wollte ich nicht.“ Arthur hielt an einer roten Ampel und wartete ungeduldig.
Seine Finger trommelten nervös auf das Lenkrad. „Was ist denn überhaupt los? Hättest du mir das nicht wenigstens sagen können? Warum kann ich nicht gleich zum Einsatzort...“
Am anderen Ende der Leitung drehte sich Nick zu Lester um, der den Kopf schüttelte. „Tue einfach was ich dir gesagt habe. Mehr kann ich dir nicht sagen.“ Arthur wollte noch etwas sagen, doch Nick hatte schon aufgelegt.
Frustriert steckte er das Handy wieder weg und gab Gas, da die Ampel inzwischen wieder auf grün umgesprungen war.
Wenig später erreichte er das ARC völlig abgehetzt. In der Eingangshalle wurde er schon erwartet.
Nick und der Rest des Teams standen schon dort, zusammen mit Lester.
„Arthur, endlich.“ sagte Nick erleichtert. Er blieb vor ihm stehen. „Gut. Was passiert hier?“ fragte Arthur. Lester wandte sich ihm zu. „Wir haben eine neue Anomalie entdeckt. Im London Dungeon. Sie wissen, was das ist?“
Arthur rollte die Augen in Richtung Decke und war nicht überrascht, dass Lester ihn ungläubig und zornig zugleich anstarrte. Er wusste,dass er unhöflich war, aber es war ihm egal.
„Ja, weiß ich. Und? Ich meine, so groß ist diese Gruselhölle nicht, als das ein Dinosaurier...“ Lester schüttelte den Kopf. „Das ist mir jetzt scheiß egal. Machen Sie, was man Ihnen gesagt hat, oder fahren Sie wieder nach hause.“ Resigniert seufzend nickte Arthur. „Ist schon gut. War nicht so gemeint.“ Lester musterte ihn von oben bis unten, mit einem so geringschätzigen Blick, das Arthur fast ebenso zurück gestarrt hätte. Er konnte es sich aber noch in letzter Sekunde verkneifen. Er wollte es sich nicht ganz mit Lester verscherzen.
„Gut. Dann nehmen Sie sich Ihre Waffe und fahren Sie mit den anderen los.“ Er wandte sich zu Nick. „Wenn Sie noch irgendetwas brauchen oder Fragen haben, Jenny wartet nur auf Ihren Anruf.“ Doch seine Aufmerksamkeit wurde abgelenkt, als ein Transporter in die Haupthalle ein fuhr und vor dem Team hielt.
Lester sah sie einen nach dem anderen an. „wer von Ihnen hat...?“
Ein Mann stieg aus dem Führerhaus, sah sich um, sah die Menschen an, die um ihn herum standen, und verschwand allzu eilig wieder hinter seinem Lenkrad. Leek kam rennend und mit  fliegendem Schlips aus seinem Büro und machte vor Lester Halt.
„Die.... die Lieferung ist für mich, Sir.“ Er drehte sich um und Arthur war es, als würde er per Blickkontakt mit dem Fahrer kommunizieren da der plötzlich erschreckt die Augen auf riss und panisch den Kopf schüttelte. Leeks Gesichtsausdruck konnte er nicht sehen, denn er stand mit dem Rücken zu ihm.
Lester räusperte sich energisch. „Gut, ich denke, da es ja nichts mehr zu besprechen gibt, begeben Sie sich jetzt bitte zum Einsatzort.“

Nach einer schier endlosen Fahrt durch die Londoner Innenstadt, die um diese Zeit voll war mit Leuten, die noch ihre letzten Wochenendeinkäufe erledigten, kamen sie endlich am London Dungeon an. Das war aber noch nicht geräumt, zumindest stand eine lange Schlange von Menschen vor dem Kassenhäuschen und wartete auf den Eintritt.
Nick parkte am Rand und schaltete den Motor ab. „Das gibt doppelte Arbeit. Die ganzen Menschen hier draußen...und wer weiß, wie viele schon drinnen sind... Warum hat Jenny das nicht schon vorher gemacht?!“ Er stieg aus, die anderen folgten ihm.
Wenig später schoben sie sich durch die Menschenmenge.
„Okay, hören Sie, Sie können da nicht rein! Hören Sie, bitte, Sie müssen umkehren!“ Nick versuchte sich vergeblich Gehör zu verschaffen.
„Wenn Sie auch eine Karte haben wollen, stellen Sie sich gefälligst hinten an!“ wurde er grob angeraunzt. Er fluchte leise, und Arthur, der neben ihm stand, konnte sehen, wie hilflos er in diesem Moment war. Er drehte sich zu allen um.
„Wir müssen ohne Waffen da rein.“ Nick kostete es eine Menge Überwindung, diesen einen Satz zu sagen.
Die anderen starrten ihn an.
Arthur fand als erstes den Mut wieder, dem etwas entgegen zu setzen. „Ohne...ohne Waffen? Bist du verrückt?! Wie sollen wir sonst das Tier aufhalten, das da...“ Nick schüttelte den Kopf.
„Ich weiß, es ist nicht gerade das, was wir sonst tun, aber überlegt doch mal. Wenn wir jetzt mit Waffen da reingehen, lösen wir eine Massenpanik aus und es gibt vielleicht Tote. Mehr als sonst. Das will ich verhindern.“ Stephen sah ihn an, dann schüttelte auch er den Kopf.
„Wenn wir da jetzt ohne Waffen reingehen, sind wir die ersten toten. Jeder schnappt sich jetzt eine Pistole,die wir leicht verstecken können und dann gehen wir da rein.“ Er war der erste, der seinen eignen Vorschlag befolgte. Sie rüsteten sich alle mit Waffen aus, die sie unter ihren Jacken verbargen, dann folgten sie Nick zum Hintereingang.
Kaum waren sie eingetreten, wurden sie auch schon von panischen Schreien empfangen. Leute rannten in wilder Hast an ihnen vorbei, verstopften die ohnehin schon überfüllten Gänge und stolperten übereinander und die Treppen herunter. So langsam wurde auch Arthur leicht panisch. Er wusste genau, warum er nicht hatte herkommen wollen. Er hatte den Schulausflug noch gut in Erinnerung, mit der Abschlussklasse hierher und zudem hatte er leichte platzangst. Als er die ohnehin schon überfüllten Gänge sah, durch die sie sich gleich drängen würden, wurde ihm schlecht. Er atmete flach durch den Mund, um es wenigstens etwas zu unterdrücken. Nick sah ihn an.
„Alles okay? Du bis ganz blass.“
Arthur nickte nur. Zu mehr war er nicht fähig. Er fürchtete, jeden Moment könnten seine Knie unter ihm nachgeben. „Wenn es dir nicht gut geht, kannst du auch draußen warten. Das ist wirklich kein Problem.“ Er atmete einmal tief durch, dann schüttelte er den Kopf.
„Nein, ist schon in Ordnung. Lass uns gehen.“
Mit diesen Worten war er der erste, der sich den panisch flüchtenden Menschenmassen entgegenstellte und sich einen Weg bahnte durch eben diese. Die anderen folgten ihm. Arthur war noch nie gerne hier gewesen, all diese Dunkelheit und Enge war etwas, was ihm nicht behagte. All die fackeln an den Wänden (Hatte man hier noch nie etwas von Brandschutz gehört?) und die mehr als gruselige Innenausstattung ließen ihn immer wieder an einen Horrorfilm denken. War das nicht der ideale Ort für einen Dinosaurier?
Nach einer Weile kamen sie an eine Treppe, die nach unten führte. Arthur wusste, wohin. Dort unten herrschte absolute Finsternis, nicht einmal fackeln hatten sie dort unten. Wenn der Dinosaurier wirklich dort unten war, hatten sie so gut wie gar keine Chance gegen ihn. Trotzem ging er herunter, eine Hand immer an er Pistole unter seiner Jacke, bereit zum Schießen, egal auf was. Am Fuß der Treppe angekommen machte er halt, sodass die anderen fast in ihn hinein gerannt wären. „Wo sind wir hier?“ fragte Nick flüsternd. Arthur drehte sich zu ihm um.
„Das hier ist das so genannte „Lebendkabarett“. Hier treten Schauspieler auf, die das Publikum erschrecken sollen, um..“ Der Rest seines Satzes wurde von einem Fauchen und einem markerschütternden Schrei übertönt, dann folgte ein kurzes Bellen. Aber nicht das eines Hundes. Das Echo dieses geräusches wurde von den Wänden zurückgeworfen und vervielfältigt, sodass ihnen fast die Ohren dröhnten. Hastige Schritte näherten sich und ein Mann kam ihnen vollkommen abgehetzt entgegengeeilt. Schlitternd kam er vor ihnen stehen und musste erst wieder Atem schöpfen, bevor er sprechen konnte. Wieder erklang dieses Bellen.
„Sie...sie dürfen...da nicht reingehen! Irgendwas... hat uns angegriffen und... zwei meiner Kollegen... getötet...“
Nick legte ihm mitfühlen eine Hand auf die Schulter.
„Gehen Sie nach hause. Erzählen Sie niemandem, was Sie gesehen oder gehört haben, verstanden?“ Der Mann sah ihn geschockt an. „Ich.. ich kann jetzt nicht einfach gehen! Meine Freunde sind noch da drin!“
Nick sah ihm weiterhin fest in die Augen. „Sie gehen jetzt nach hause. Wir regfeln das. Sie können ohnehin nichts tun.“ Zuerst zögerte der Mann, doch als erneut ein Schrei hinter ihm erklang, der jäh abriss, nahm er die beine in die Hand und rannte um sein leben. Wenigstens hörte er nicht mehr, wie sein freund gefressen wurde, denn das war es, was Arthur als nächstes hören musste. Ihm wurde schlecht.
Er atmete tief durch, als wieder dieses bellende Geräusch erklang. Es war immer noch dunkel und so konnte er nichts sehen. Dennoch ging er mit gezogener Waffe in den dunklen Tunnel hinein.

Jetzt hörte man keine Schreie mehr, aber ein merkwürdiges Scharren und Kratzen, so als würden Klauen über den Fußboden gezogen. Etwas zischte, und dann schoss etwas aus der Dunkelheit so schnell aus Arthurs Kopf zu, das er es fast nicht geschafft hätte, die Waffe noch rechtzeitig hochzureißen, um zu schießen. Ein einzelner Schuss knallte wie ein Peitschenhieb durch die Dunkelheit. Nicht nur er hatte den Raptor gesehen. Nick stand mit gezogener Waffe schräg hinter ihm und sah ihn an. Irgendwo vor ihm jaulte der Raptor in demselben Augenblick auf und fiel gegen eine Wand des Tunnels. Doch er war nicht tot und Nick schoss noch zweimal, bevor er endlich still lag.
„Das hätte nicht passieren dürfen.“ murmelte er mehr zu sich selbst als zu den anderen. Weiter voraus konnten sie das Glitzern der Anomalie sehen, und für Arthur war es das erste Mal, das er wirklich eine sah. Das auf dem Foto hatte ja nicht wirklich gezählt.
Kalter Schweiß rann ihm den Nacken hinab, doch es kümmerte ihn nicht. War da noch ein Zweiter? Oder war es nur einer gewesen? Er sah unsicher zu Nick herüber, der stumm nickte. Ihm war nicht wohl dabei, doch er ging weiter in den Gang hinein. Irgendwann stolperte er und sah zu Boden. Die verdrehte und grausig entstellte Leiche eines Besuchers starrte zu ihm hoch. Wieder machte sein Magen einen Salto, doch er schluckte und ging tapfer weiter. Niemand sonst war hier. Vielleicht war es wirklich nur dieser eine Raptor gewesen und die anderen hatten sich schon wieder durch die Anomalie verzogen? Er merkte, wie das leuchten schwächer wurde, flackerte und schließlich verschwand.

Währenddessen im ARC

Lester war allein in seinem Büro. Alle Angestellten hatte er weggeschickt, was vielleicht ein Fehler gewesen war.
Doch er hatte nichts zu tun. Vielleicht sollte er wirklich nach Hause gehen. Doch dann fiel ihm ein, das das nicht ging, denn er wartete immer noch auf den Anruf von Nick, der ihm sagen sollte, wie genau ihr Unternehmen ausgegangen war. Minutenlang tat sich nichts. Ihm war, als hätte er ein Geräusch gehört, doch er konnte sich auch geirrt haben, auch wenn er das so nie zugeben wollte. Er ging trotzdem nach draußen. So hatte er wenigstens einen Vorwand, um sich die Beine zu vertreten. Und da war doch etwas gewesen.
Vorsichtig sah er sich um, lauschte, doch da war nichts. Vielleicht bildete er sich das wirklich alles nur ein? Über ihm knarrte etwas und er sah hoch. Eine der Lampen, die dort angebracht worden waren, schwang leicht hin und her. Doch kein Luftzug ging durch das Gebäude. Langsam und immer wieder misstrauisch nach oben schauend ging er die Rampe herunter, die von den Büros in die Eingangshalle des ARC führte. Dort stand noch der Transporter, der Leeks Lieferung gebracht hatte und die hinteren Türen standen offen.
Langsam näherte er sich den geöffneten Türen und sah hinein. Nichts. Der Transporter war leer. Erleichtert drehte er weiter seine Runde durch die Eingangshalle, immer noch er Meinung, er hätte ein Geräusch gehört.
Er ging zu dem Anomalie Detektor herüber, der dort stand. Die Bildschirme waren ausgeschaltet, doch als die knackend und rauschend zum Leben erwachten, drehte er sich herum. Oliver Leeks Gesicht starrte ihn von sämtlichen Bildschirmen aus an. Er grinste leicht.
„Leek! Was soll das?“ fragte Lester wütend. Leek grinste noch breiter.
„Sie sind mir in die Falle gegangen, James.“ sagte er leise und lachte. Der Hintergrund des Bildschirms war komplett schwarz.
„Was für eine Falle, Oliver? Wovon reden sie?“
Wieder dieses lachen, bei dem ihm ganz komisch wurde.
„Sie sind ganz allein, wie ich es geplant habe.“ Lester konnte förmlich sehen, wie Leek sich die Hände rieb. Er sah verwirrt zu dem mittleren Bildschirm, von dem aus Leek ihn immer noch ansah wie ein Kind, das sich an dem Tod des Käfers erfreut, den es selbst herbeigeführt hat.
„Das wusste Sie nicht? Die Anomalie kam genau richtig. Jetzt sind Sie allein, und so gut wie tot.“  Zu seiner Rechten bewegte sich etwas und Lester drehte den Kopf. Eine Sekunde später wünschte er sich, er hätte es früher gesehen. Vor ihm stand ein Jäger und betrachtete ihn eingehend, wie um zu entscheiden, ob er schmackhaft genug wäre. Das Tier rührte sich nicht. Das brauchte es auch nicht, denn Lester war schneller. So rasch er konnte, drehte er sich um und floh aus dem Raum. Hinter sich hörte er Leeks manisches Lachen. „Werden Sie vor dem Ende um Gnade flehen, James? Jetzt jage ich Sie!“ Mit einem Geräusch, das eine Mischung aus Zischen und Klicken war, reckte das Tier seine Klauen vor und sprang ihm dann mit weiten Sätzen hinterher, während Leek auf dem Bildschirm immer noch lachte.

Lester rannte um sein leben. Doch während er noch durch den Gang hastete, von dem er nicht wusste, wohin er führte, ging mit einem mal das Licht aus und schlagartig stand er im Dunklen. Zitternd sah er sich um. Er hatte keine Chance, das Tier war so viel schneller als er...
Er musste den Notschalter finden und betätigen, sonst hatte er wirklich keine Chance.
Langsam und vorsichtig ging er an der wand entlang in die Richtung, aus der er gekommen war. Seine schweißnasse Hand tastete sich fahrig an der Wand entlang. Wo war nur dieser verfluchte Schalter? Er griff ein Stück weiter herunter, und schließlich ergriff seine Hand etwas rundes, hartes, das er drückte. Dann zog er sich wieder an die Wand zurück, gegen die er sich presste. Sekundenlang geschah nichts. Dann flackerte das licht, und Lester wünschte sich, es wäre aus geblieben, damit er nicht sehen musste, was passierte. Er hätte ahnungslos sterben können, hätte es nicht sehen müssen...
Im flackernden Schein der Deckenbeleuchtung sah er den Jäger, nur ein paar Meter von sich entfernt auf dem Boden hocken, und schrie erschreckt auf. Das Licht flackerte wieder. Jetzt bewegte sich das Tier an der Wand entlang von ihm weg, nur um beim nächsten Lichtblitz genau vor ihm zu stehen und ihn anzufauchen. Lester drehte sich herum und floh, wie er noch nie in seinem leben hatte fliehen müssen. Jetzt blieb das Licht an, doch er konnte den Jäger hinter sich nicht mehr hören.
Nicht umdrehen, sagte er sich. Um die nächste ecke und dann... da war der Raum mit den Waffen. Er konnte sehen, wie sich das Tier durch den Durchgang zwischen der Waffenkammer und einem der anderen Ausrüstungsräume schob und wählte die erstbeste Waffe, die er finden konnte. Ein schweres MG. Er schulterte es mit einiger Anstrengung, denn seine Knie zitterten wie nie zuvor un schoss. Er ließ den Abzug gar nicht mehr los, er war nur bestrebt, das Tier so schnell wie möglich zu töten. Ein Schuss traf, dann noch einer. Er hatte nicht gezielt, und doch ging das Tier zu Boden und stand nicht wieder auf.
Das Magazin war leer, und so warf er die Waffe einfach weg und hastete in den nächsten Raum und dann nur noch raus, raus, raus. Draußen in der Haupthalle erwarteten die anderen ihn bereits.
Nick kam als erstes auf ihn zu. „James! Was ist...“ Lester wäre fast gestürzt, seine Knie zitterte unkontrolliert und ihm war kalt. „Leek.... er hat....“ Wieder erwachte knackend und rauschend  der Detektor zum Leben.
„Ach, dann haben Sie es doch noch geschafft, James? Wie bedauerlich. Aber das war nicht er Einzige, das Verspreche ich Ihnen.“...
 
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