Es herrschte wieder mal ein heilloses Durcheinander. Der erste September war immer stressig für Harry und seine Familie, aber drei Kinder gleichzeitig in die Schule zu schicken machte das alles nicht leichter.
Er hatte seit seinem Traum nachts kaum noch geschlafen und sah dementsprechend aus. Blass, mit tiefen Schatten unter den Augen und er fühlte sich schlecht. Er war ständig schlapp und unkonzentriert, hatte auch schon eine Woche frei genommen im Ministerium, doch es wurde nicht besser.
Er wollte es sich nicht anmerken lassen, doch er wusste, dass er Ginny nichts vormachen konnte und seinen Kindern erst Recht nicht. Auch wenn sie nie fragten, wunderten sie sich doch über ihn.
Es war kurz vor ihrer Abreise nach Hogwarts, als Albus eine entscheidende Entdeckung machte. Er ging in das Arbeitszimmer seines Vaters, um zu kontrollieren, ob er dort auch nichts vergessen hätte und zog die Schublade des Schreibtisches auf.
Allerlei Alltagsgegenstände quollen ihm entgegen, federn, Pergament und ein großes Tintenfass. Aber da war noch etwas anderes, verklemmt in einer Ecke der Schublade.
Er zog es hervor, und es entpuppte sich als ein Stück Pergament, mehrfach gefaltet, doch offensichtlich unbenutzt.
Albus faltete es auf und drehte es um. Da stand kein einziges Wort darauf…Wieso bewahrte sein Vater solch einen Fetzten gewöhnliches Pergament hier auf?
Er nahm seinen Zauberstab und tippte dagegen. Nichts.
Doch halt, langsam formten sich Wörter auf dem Pergament, wie von unsichtbarer Hand geschrieben.
„ Steck deine Nase lieber nicht in Dinge, die dich nichts angehen, Zwerg!“
Erschrocken ließ Albus das Pergament fallen.
„ James!“ rief er.
Sein ein Jahr älterer Bruder kam um die Ecke gelaufen und gesellte sich zu ihm.
„ Was denn, Al?“ fragte er. Albus zeigte ihm das Pergament.
„ Es ist… ganz komisch, wenn ich es mit dem Zauberstab berühre, beschimpft es mich!“
James dachte eine Sekunde nach, dann sagte er:“ Es beschimpft dich? Hm… meinst du, das könnte diese Karte sein, von der Dad uns erzählt hat? Diese Karte die alle Personen und Gänge in Hogwarts zeigt?“ Al nickte. „ Aber Dad hat nie gesagt wie es funktioniert…“ sagte er leise.
„ Wir finden es raus. Los komm, steck sie ein, wir nehmen sie mit in die Schule. Dad wird es nicht merken, hoffe ich…“ sagte er leise und die beiden Brüder zogen sich aus dem Zimmer zurück.

Ein paar Minuten später war die Karte sicher in Albus´ Koffer verstaut und wurde nun von ihm selbst zum Auto getragen, das sie zum Bahnsteig bringen sollte.
Lily trug ihren Koffer und eine große Sporttasche herüber zum Auto und ließ sich dann auf einen der Rücksitze fallen.
James leistete ihr wenig später Gesellschaft und auch Albus kletterte nach hinten zu ihnen in den magisch vergrößerten Ford.
„ Wenn alles gut geht und ich Recht habe, Dann wird dieses Jahr echt lustig… Diese karte zeigt dir-„ doch Al brach mitten im Satz ab, als James warnend „ Sshh!“ machte und Harry die Fahrertür öffnete.
Er wollte sich gerade setzten, als ein scharfer Schmerz durch seinen Kopf schoss und ihm für Sekunden schwarz vor Augen wurde. Er musste sich an der Autotür festhalten, um nicht zu fallen.
„ Harry?“ fragte Ginny besorgt.
Er sah auf. „ Es…ist nichts ich hab mir nur den Kopf gestoßen, nichts weiter.“ Sagte er beschwichtigend und klemmte sich hinter das Lenkrad.

Als sie eine Viertelstunde später am Bahnhof ankamen, sahen sie dort schon Ron und Hermine stehen.
Sie stiegen aus um ihre Freunde zu begrüßen und die Kinder machten sich auf die Suche nach ihren Freunden.
„ Rose und Hugo sind schon vorgegangen, als wir gesagt haben dass wir noch auf euch warten.“ Sagte Ron, nachdem er Harry freundschaftlich umarmt hatte und dann seine Schwester begrüßte.
Harry lachte. „ Wie war das letzte Spiel, Ron? Hab gehört ihr wart nicht schlecht?“ fragte er.
Ron wurde rot, was so gar nicht zu seinen Haaren passen wollte und grinste dann breit. „ Platt gemacht haben wir sie, allerdings erst nach zwei vollen Stunden, drei Strafwürfen für unsere Mannschaft und einigen üblen Verletzungen, aber was erwartet man auch bei dieser Mannschaft…“ sagte er und grinste noch breiter. „ ich hab gute Aussichten, noch dieses Jahr Kapitän zu werden, wenn das nächste Spiel eben so gut wird wie das letzte.“ Meinte er zum Schluss stolz und Harry drehte sich zu Hermine um.
Sie sah ihn stirnrunzelnd an. „ Was?“ fragte Harry leicht verwirrt. Hermine zog eine Augenbraue hoch. „ Du siehst nicht wirklich gesund aus, wenn ich das mal so sagen darf, Harry.“ Sagte sie besorgt. „ Was ist los?“
„ Ich…hab nur in letzter Zeit nicht gut geschlafen, das ist alles. Alpträume, ihr wisst schon.“
Plötzlich legten sich zwei Hände über seine Augen und eine Stimme flüsterte: „ rate wer ich bin!“
Harry versuchte die Hände von seinen Augen zu entfernen, hatte aber keinen Erfolg. Dann tat er so, als hätte er gar keine Ahnung und riet blind drauf los.
„ Hm… Hagrid?“ meinte er zögernd. Die Person hinter ihm kicherte hysterisch. „ Soo groß bin ich nun wirklich nicht, Harry.“
Harry tat so, als dächte er angestrengt nach. „ Hm… Draco?“
„ Wieder daneben… ich glaube ich bin netter als er…und hübscher.“
Harry lachte“…hm… da bleiben ja nicht viele Möglichkeiten“
Die Person hinter ihm schnaubte entrüstet. „ Pfhh, du solltest mich wirklich besser kennen, Harry.“
„ Uh… hm…ich dachte da bleibt nur noch…aber nein, das kann nun wirklich nicht sein…“
Der Mann hinter ihm lachte immer noch. „ Doch, Harry, ich glaube, das kann sein.“ Sagte er und drehte ihn um.
„ Ted!“ sagte Harry erfreut und schloss seinen Patensohn in die Arme.
Ted hatte heute schulterlanges, dunkelblaues Haar und schien in den Ferien ein ausgiebiges Sonnenbad hinter sich gebracht zu haben, da seine Haut einen gesunden braunen Farbton hatte.
„ Was machst du hier? Du geht’s doch gar nicht mehr zur Schule, mit 19, oder?“ fragte Harry halb amüsiert, halb überrascht.
Ted schüttelte den Kopf. „ Nein, ich geh nicht mehr zur Schule. Ich wollte nur noch meinen Fast- Geschwistern auf Wiedersehen sagen, bevor für sie der Ernst des Lebens wieder anfängt.
Und ich wollte eine Ausbildung anfangen, im Ministerium, meinst du, du könntest da was für mich drehen?“
Harry sah ihn an. „ In welcher Abteilung würdest du denn arbeiten wollen? Magische Strafverfolgung, wie Hermine, oder willst du Auror werden? Wäre bei deinen Fähigkeiten natürlich ideal, deine Mutter-„
Harry brach abrupt ab und biss sich auf die Lippe.
Konnte er denn sein Maul nicht halten? „ Hermine meinte unterdessen nervös:“ Ich glaube wir gehen, oder was meint ihr? Der Zug fährt in fünf Minuten ab.“
Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zur Absperrung und ließen die Kinder vorgehen, zuerst James und Hugo, weil sie die Ältesten waren, die anderen Folgten ihnen wenig später nach.
Harry und die anderen verabschiedeten sich von ihren Kindern und wenig später apparierten auch Harry und Hermine zur Arbeit ins Ministerium